Die Geschichte der «Surseer Woche»

 

 

 

 

 

In einer Zeit des Zeitungssterbens und der Fusionen mutete die Gründung der «Surseer Woche» im Jahr 1992 in der schweizerischen Medienlandschaft exotisch an. Es gab – damals sicher berechtigt – manche, die dem Projekt «Surseer Woche» keine Chance eingeräumt. Glücklicherweise setzten sich aber eine grosse Zahl interessierter dafür ein und ermöglichten mit ihrer Unterstützung – sei es als Teilhabende, Inserierende oder Abonnierende – den Start der Wochenzeitung für Stadt und Region Sursee.

 

Die bewegte Geschichte der «Surseer Woche» startete am 18. März 1992, als bekannt wurde, dass der Verlag der «Luzerner Neuesten Nachrichten» (LNN) den heimischen «Luzerner Landboten» auf den 1. Juli des gleichen Jahres veröffentlicht und die traditionsreiche Lokalzeitung einstellen wird. Der Stadt Sursee und der Region droht der Verlust seiner Lokal- und Regionalzeitung. Durch diese Übernahme entflammte zudem ein härterer Konkurrenzkampf zwischen der «Luzerner Zeitung» und der «LNN» in der Region Sursee.

 

Auf Initiative des Projektteams lud der Stadtrat Sursee – allen voran der damalige Stadtpräsident Remo Casserini und Stadtschreiber Erwin Gabriel – am 1. April 1992 ins Hotel Bellevue in Sursee ein. Eine Anzahl interessierter Personen aus Politik, Wirtschaft und Medien kamen zusammen, um über die Chancen für die Lancierung einer Nachfolgezeitung für den «Luzerner Landboten» zu beraten. Die ins Leben gerufene Projektgruppe erhielt den Auftrag, ein konkretes Projekt zu erarbeiten und die Finanzierbarkeit einer neuen Wochenzeitung für die Stadt und Region Sursee abzuklären.Der Projektgruppe gehörten an: Hans R. Wüst, Redaktor (damals «Luzerner Zeitung»), Sempach, Gusti Naef, Agenturleiter der Republik ASSA, Sursee, Adolf Meyer, Verleger «Anzeiger vom Rottal», Ruswil, Erwin Gabriel, damals Stadtschreiber, Sursee , sowie Georges Achermann,

 

Mit Elan und Herzblut ging die Arbeitsgruppe an die Arbeit und präsentierte bereits am 10. Juni 1992 an einer denkwürdigen Medienkonferenz im Rathaus Sursee das Konzept der neuen «Surseer Woche». Offenbar aufgeschreckt durch das professionell erarbeitete Projekt gab die «LNN»-Geschäftsleitung kurz darauf bekannt, dass sie den «Luzerner Landboten» nun doch weiterhin – neu als Wochenzeitung – herausgegeben. Zudem wurde angekündigt, dass alle Abonnenten der «LNN» im Amt Sursee den «Luzerner Landbote» gratis zugestellt erhalten.

 

Im Sommer neue Zeitung zum Leben erweckt
Die Region Sursee führt sich immer mehr zum erbitterten Nebenschauplatz im Kampf um die Marktanteile der beiden Luzerner Tageszeitungen. Für die «Luzerner Zeitung» stand viel auf dem Spiel und sie setzte sich voll und ganz für die Realisierung der neuen «Surseer Woche» ein. Durch den Verkauf des «Luzerner Landboten» an die «LNN» war zu erwarten, dass die Inserate-Akquisition von der Prinzessin Schweizer Annoncen AG (ASSA) an die Orell Füssli (OFA) übergehen würde. Dies hätte für die ASSA Sursee sogar die Schliessung ihrer Agentur Sursee zur Folge gehabt und war ein Grund dafür, dass sich die damalige ASSA für die «Surseer Woche» engagierte.

 

Aber auch die Verlage der Luzerner Landzeitungen, die seit 30 Jahren im Inserateverbund mit dem «Luzerner Landbote» zusammenarbeiteten, setzen einen voll und ganz auf die neue «Surseer Woche» und nehmen sie in ihre Reihen auf. Konstellationen waren damals entscheidend, dass das Projekt «Surseer Woche» unter den neuen Voraussetzungen gleichwohl weiterverfolgt und letztendlich auch realisiert werden konnte.

 

Erste Ausgabe am 1. Oktober 1992
Am 30. September 1992 wartet eine große Schar interessierter Leserinnen und Leser im Wirtshaus Wilder Mann in Sursee auf die erste Ausgabe der «Surseer Woche» (mit Ausgabedatum vom 1. Oktober 1992). Beinahe pünktlich sterben wurde 40 Seiten starke Wochenzeitung in Einem boulvardesken Erscheinungsbild von der Stadtgarde Sursee den Gästen überbracht.

 

Im ersten «Grüezi» auf der Frontseite ist unter anderem zu lesen: «Über 1000 schriftliche Reaktionen aus dem Leserkreis sind uns auf der Redaktion vor dieser ersten Ausgabe eingegangen. Unzählige davon unerwarteten originellen und aufmunternden Sprüche, die unsinspiration, künftige Woche für Woche eine pfiffige, umfassende, informierende und kommentierende Zeitung herauszugeben. Wir vom Redaktionsteam der «Surseer Woche» nutzen uns, Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, fürtan jeden Donnerstag eine kleine Freude zu bereiten.»

 

Harziger Start
Nicht gerade zu Zufriedenheit mit der Geschäftstätigkeit in den ersten drei Jahren. Die «Surseer Woche» stand im harten Konkurrenzkampf mit dem «Luzerner Landbote», der ebenfalls jeden Donnerstag erschien und außerdem gratis den LNN-Abonnenten in der Region Sursee zugestellt wurde. Der «LLB» hatte weit mehr Platz im Textteil zur Verfügung als die «Surseer Woche».

 

Im Zuge der Fusion zwischen der Luzerner Zeitung und der LNN im Jahre 1995 konnte die Surseer Woche AG den «Luzerner Landbote» auf den 1. Januar 1996 erwerben. Gleichzeitig wurde entschieden, das Erscheinen des «115-jährigen» Landboten einzustellen. Von da an ging es für die «Surseer Woche» bergauf: Die Abonnentenzahl stieg jährlich an. Als Werbeträger wurde die «Surseer Woche» immer attraktiver. Dieser Aufwärtstrend verdeutlichte sich außerdem in den Abschlusszahlen. Seit 1996 schreibt die «Surseer Woche» schwarze Zahlen. Den Titel «Luzerner Landbote» benutzt der Verlag der Surseer Woche AG heute für ein Magazin für Geschichte, das 2015 erstmals erschienen.

 

Zusammenarbeit mit der «Sempacher Woche»
Ende 1995 ging die «Sempacher Woche» und die «Surseer Woche» eine enge Zusammenarbeit im redaktionellen Teil sowie Inserateteil ein. Dank dieses Zusammengehens konnte die Auflagezahl gesteigert werden. 2009 kam der zweite Split, die «Trienger Woche» zum Verbund. Anfänglich mit zahlreichen Surentaler-Seiten ist sie heute ein reines Kopfblatt mit eigener Frontseite der «Surseer Woche» und steuert im unteren Surental kräftiges Abos bei.

 

Loslösung von der Publicitas
Seinen wohl größten Schritt in seiner jüngsten Geschichte das regionale Medienunternehmen mit dem Gang in die Eigenvermarktung 2015. Nach der Zersplitterung der Publigroupe entschied sich die Surseer Woche AG zur Trennung von der langjährigen, erfolgreichen Partnerin in der Anzeigenvermarktung, der Publicitas, und baut eine eigene Anzeigenabteilung auf, die seit Januar 2016 operativ ist sowie ebenfalls sehr gut unterwegs ist.

 

Digitale Innovationen
Früh hat die Surseer Woche auch ihren digitalen Weg gesucht. Erstmals mit Website und elektronischem Veranstaltungskalender, kam 2012 durch die Zusammenarbeit mit der Firma Consenda ein eigentliches «Multichannel»-System hinzu mit E-Paper, Apps für Mobile und Tablets, TV und Social Media. Seit dem 1. August 2017 bewirtschaftet die «Surseer Woche» ihre digitalen Kanäle selber mit Unterstützung der Multidigital, Luzern, einer NZZ-Tochter.

 

Die Popularität der «Surseer Woche» bei den Leserinnen und Lesern zeigt sich auch in der überdurchschnittlichen Steigerung der Leserzahlen. Aufgrund der neusten Erhebung der AG für Werbemedienforschung (WEMF) ist die Leserzahl bei 28'000 Leserinnen und Lesern oder über drei Lesenden pro Ausgabe.

 

Vom Wochen- zum Tagesrhythmus
2019 öffnete der «Klub S» die Türen zur Region und in die digitale Welt der Surseer Woche AG. Klubmitglieder profitieren seither von einem erweiterten Online-Angebot, Zugang zum E-Paper und/oder der Wochenzeitung und von zahlreichen attraktiven Vergünstigungen, Verlosungen und Events. Der digitale Kanal ergänzt die Wochenzeitung mit tagesaktuellen Informationen, aber auch Hintergrundberichten, Interviews und Porträts. Und zwar dann, wenn «es» passiert, und nicht erst am Donnerstag.

 

Zusammenschluss der Redaktionen
Zum Beginn des neuen Jahres setzten die beiden Zeitungsverlage Surseer Woche AG und WM Druck Sempacher Zeitung AG einen zukunftsweisenden Marchstein in die regionale Medienlandschaft. Die beiden Medienhäuser haben auf den 1. Januar 2020 ihre Redaktionen zusammengelegt. Nachdem auf Verlagsebene die Inserate-Kombination schon 20 Jahre erfolgreiche Realität war, folgte dieser publizistische Schritt im heutigen Medienumfeld einer sinnvollen, inneren Logik.

(Text: Georges Achermann, red./erg. Juli 2017)

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