21.03.2018

Arbeitgeber stehen in der Verantwortung

Die Aktion «trans welcome» ruft Wirtschaft und Politik dazu auf, trans Menschen in der Arbeitswelt zur Seite zu stehen. Denn die Diskriminierung am Arbeitsplatz ist keine Seltenheit.

Seit einigen Wochen hat sich das Arbeitsklima in Sarahs Betrieb kontinuierlich verschlechtert. Ihre Arbeitskollegen meiden den Kontakt mit ihr, reden hinter ihrem Rücken und begegnen ihr mit diskriminierenden Äusserungen. Sie kritisieren ihr Erscheinungsbild, ihre Frisur, ihre Kleidung. Selbst Sarahs Vorgesetzter, der von den verletzenden Bemerkungen der Mitarbeiter weiss, schützt sie nicht vor den Mobbingattacken. Dabei hatte Sarah nach ihrem Coming-Out fest auf die Unterstützung des Betriebes gezählt. Die Entscheidung, ihre Geschlechtsidentität auch auf beruflicher Ebene zu leben, war ihr nicht leicht gefallen. Sarah ist verzweifelt und mit der Situation überfordert. Das Beispiel von Sarah ist fiktiv. Doch Geschichten wie ihre tragen sich in verschiedenen Unternehmen der Schweiz genau so zu.

Erste Ergebnisse veröffentlicht
25 Prozent der rund 140 befragten trans Menschen haben nach dem Coming-Out ihre Arbeit verloren oder eine Verschlechterung der beruflichen Situation erfahren. Das zeigen die ersten Umfrageergebnisse des Transgender Network Switzerland (TGNS). Weniger als die Hälfte der Befragten wurde in ihrem Geschlecht vollständig akzeptiert. Viele mussten Diskriminierung in Form von sexueller Belästigung, absichtlicher Verwendung des falschen Pronomens, Verweigerung des Taggeldanspruchs bei der Geschlechtsangleichung oder gar eine Kündigung erdulden. Das TGNS erhält jährlich 300 Anfragen von trans Menschen, die juristischen Rat suchen sowie Arbeitgebenden, die sich unterstützend verhalten möchten.
Als Fazit geht aus der Umfrage hervor, dass die Unterstützung des Arbeitgebers beim Coming-Out eine tragende Rolle spielt. Mehrheitlich wandten sich die Befragten erst an den direkten Vorgesetzten oder den Unternehmenschef, ehe sie sich dem Team gegenüber outeten.

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Arbeitslosigkeit bei 20 Prozent
Die Arbeitslosigkeit unter trans Menschen beträgt rund 20 Prozent. Fünfmal so viel wie in der Durchschnittsbevölkerung. Gründe dafür sind oftmals diskriminierende Anstellungsbedingungen oder Kündigungen. Anfang März startete das TGNS die schweizweite Aktion «trans welcome». Henry Hohmann und Stefanie Hetjens, Co-Präsidenten von TGNS, stellten das Projekt vor. Die Arbeitgebenden stünden in besonderer Verantwortung. Sie könnten dafür sorgen, dass die Schweiz eine Vorreiterrolle für die bessere berufliche Integration von trans Menschen einnehme. Ausserdem müssten Bund, Kantone und Gemeinden die Aufklärungsarbeit intensiver unterstützen. Mit dem Webportal transwelcome.ch, werden gleichzeitig Informationen und persönliche Beratung rund ums Thema Trans und Coming-Out im Arbeitsumfeld zur Verfügung gestellt. 


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