Bei Peter Boller reicht Handwerk alleine nicht aus
Büchsenmacher Peter Boller aus Sempach arbeitet mit den Händen, aber auch mit dem Kopf. Er braucht Geschicklichkeit und theoretisches Fachwissen gleichermassen: Peter Boller ist Allrounder in seiner Büchsenmacherei in der Sempacher Altstadt.
«Ja, ich bin Handwerker. Ich betreibe Handarbeit», sagt Peter Boller, spürbar stolz und voller Überzeugung. Der 72-Jährige ist Büchsenmacher durch und durch. Schmutzige Hände gehören zu seinem Berufsalltag wie Bratpfannen zu einem Koch. Er repariert und montiert Zielfernrohre, erneuert Holzschäfte, reinigt Gewehre und stellt sogar Bestandteile neu her, die es nicht mehr gibt.
Ein Blick in seine kleine, aber feine Werkstatt zeigt, dass ihm die Arbeit nicht ausgeht: Auf der Fräsmaschine liegt eine neuere Schicht Späne, auf der Drehbank sind Bestandteile einer Waffe eingespannt. «Wenn man etwas auseinandernehmen muss, sind die gängigen Instrumente wie Zange und Schraubenzieher natürlich in regem Gebrauch. Häufig zum Zug kommen aber auch Schleif-, Bohr- und Fräsmaschine», so Boller.
Das meiste bewerkstelligt er selbst in seinem Ein-Mann-Betrieb, bei aufwändigeren Arbeiten oder bei Defekten an speziellen Jagd- oder neueren Sturmgewehren sei er jedoch gezwungen, auf die Industrie zurückzugreifen. «Da lohnt es sich kaum noch, selbst Hand anzulegen. Zudem verfüge ich nicht über den Platz für grössere und spezialisierte Maschinen.»
Eine vielfältige Arbeit
Das Handwerk sei das eine. Zu wissen, wie eine Waffe funktioniert, das andere. «Wenn eine Störung bei einer Waffe vorliegt, muss man den Grund eruieren. Dies betrifft vor allem den, der in der Werkstatt arbeitet.
Ich bin jedoch auch Berater und Verkäufer, muss also auch an der Kundenfront fit sein, muss wissen, was derzeit unter den verschiedenen Zielgruppen gefragt ist. Im Waffenmetier à jour zu sein, ist zwingend, stellt mich manchmal jedoch zeitlich vor grosse Hürden», meint der im Baselbiet geborene Peter Boller.
Es käme auch schon mal vor, dass er selbst mit einer von einem Kunden zur Reparatur gebrachten Waffe auf den Schiessstand gehe, um zu prüfen, wo das Problem liege.
Unterschiedliches Klientel
Die Frage, ob hauptsächlich Jägerinnen und Jäger zu Peter Bollers Stammkundschaft gehören, verneint er. Viele seiner Kunden seien Mitglieder einer Schützengesellschaft oder würden plauscheshalber auf den Schiessstand gehen.
Seit dem Zweiten Weltkrieg seien Pistolen in der Schweiz waffenerwerbsscheinpflichtig. «Gewehre waren es lange Zeit nicht. Bis 1998 konnte man ein Sturmgewehr ohne Erwerbsschein kaufen», erklärt Peter Boller. Heute gäbe es vereinzelt Gewehre, die laut Gesetz ohne Erwerbsschein an Erwachsene ab 18 Jahren verkauft werden dürfen.
«Immer und ausnahmslos, ob mit oder ohne Erwerbsschein, muss der Käufer ein Formular unterzeichnen, von dem jeweils eine Kopie bei mir im Laden archiviert und eine an das kantonale Waffenbüro weitergeleitet wird, sodass die Behörden informiert sind und den Waffenkauf registrieren können. Halte ich dieses Vorgehen nicht ein, mache ich mich strafbar», ergänzt er.
Unklare Zukunft
Mit Anpassungen des Waffenrechts verändert sich auch die Branche eines Büchsenmachers. «Ich bin nicht grundsätzlich gegen strengere Gesetze und Regulatorien. Als Waffenhändler fühle ich mich situativ dann auch wohler.
Trotzdem muss man sich auch über die unangenehmeren Konsequenzen bewusst sein: Je strenger die Gesetze, desto weniger Waffen sind im Umlauf, desto weniger Aufträge erhalten die Büchsenmacher», resümiert Peter Boller, der vorerst noch nicht an den Ruhestand denkt. In den letzten rund 50 Jahren, fünf davon in Australien, habe er einen reichen Erfahrungsschatz gesammelt, von dem auch seine Kunden profitieren.
Für die Zukunft wünscht er sich, dass sich die Leute vom negativ behafteten Image der Waffen lösen können: «Es herrscht eine festgesetzte Hysterie und eine fürchterliche Einseitigkeit rund um das Thema Waffen. Das kann schon frustrieren und einem die Freude ein bisschen nehmen», schliesst Boller.