Darf der Fernbus beim Surseer Städtli halten?
Ab Dezember möchte das Glattbrugger Unternehmen Domo Reisen auch Sursee mit Fernbussen bedienen. Bezüglich Haltestellenstandort befindet es sich im Clinch mit der Stadt Sursee.
Nach dem deutschen Flixbus, der bereits Fernbusverbindungen durch die Schweiz betreibt, will sich nun auch Domo Reisen in Glattbrugg ein Stück vom Kuchen des Schweizer öV-Fernverkehrs abschneiden. Gegenwärtig ist beim Bundesamt für Verkehr (BAV) ein Konzes-sionsgesuch hängig, für das die Anhörungsfrist am 21. August ausläuft. «Wir gehen davon aus, dass das BAV seinen Entscheid bis Ende September fällt und wir die Konzession für die drei Linien erhalten werden», führt Patrick Angehrn, Leiter Linienbus bei Domo Reisen, auf Anfrage aus.
Geplant sind unter dem Label «Swiss Express» per Fahrplanwechsel vom 10. Dezember die drei Linien von St. Gallen via Zürich und dem Jura-Südfuss entlang nach Genf, von Chur über Zürich–Bern–Montreux ins Wallis sowie von Zürich über Basel und Luzern ins Tessin. Letztere würde auch Sursee mit einem Halt bedienen – vorerst je ein Mal pro Tag und Richtung, ab 10. Juni 2018 zwei Mal. In Rothrist sollen sich alle drei Linien treffen, was Umsteigebeziehungen von einer zur anderen erlaubt. Die Normalfahrpreise betragen die Hälfte dessen, was für ein Bahnbillett zu bezahlen ist; Halbtax und GA werden akzeptiert.
Versuchsbetrieb verlief positiv
Im Juni fand auf den drei Linien ein Versuchsbetrieb statt. Gemäss Angehrn verlief dieser zur vollen Zufriedenheit von Domo Reisen: «Unsere Erwartungen sind in allen wesentlichen Belangen wie Strecken, Fahrplan und Haltestellen erfüllt worden.»
Noch offen ist die Frage, ob Domo Reisen mit seinen Fernbussen in Sursee wie geplant bei der Bushaltestelle Märtplatz/Oberer Graben Fahrgäste ein- und aussteigen lassen kann. Den entsprechenden Antrag des Unternehmens beantwortete die Stadt Sursee mit Schreiben vom 18. Juli, das der Redaktion vorliegt, abschlägig: Die Haltestelle Oberer Graben sei nur bedingt als Halteort für die geplante Fernbuslinie geeignet, weshalb man der vorgesehenen Haltestelle derzeit nicht zustimmen könne. Die Stadt bot zudem eine Besprechung und Begehung vor Ort an, um «eine geeignete Alternative für eine Haltestelle auf Surseer Gemeindegebiet zu eruieren».
Behinderungen befürchtet
Wie Bauvorsteher Bruno Bucher gegenüber dieser Zeitung ausführt, konnte der Stadtrat das Gesuch von Domo Reisen ferienbedingt noch nicht behandeln. Fernbusse könne und wolle man nicht verhindern, so Bucher. «An der bereits heute stark frequentierten Haltestelle Oberer Graben könnte es durch die zusätzlichen Fernbusse aber zu Behinderungen des bestehenden Busverkehrs kommen», gibt er indessen zu bedenken. Der Bahnhof komme aufgrund der anstehenden Bauarbeiten für die Neugestaltung des Bahnhofplatzes ebenfalls nicht als Haltepunkt für Fernbusse in Frage.
Alternative an der Peripherie?
Eine gangbare Alternative sieht der Bauvorsteher darin, dass Domo Reisen nicht ins verkehrsmässig stark belastete Stadtzentrum hinein fahre, sondern die Fahrgäste an der Peripherie, bei der relativ grosszügig dimensionierten Haltestelle Surentalstrasse/Enterprise, aus- und einsteigen lasse. Allenfalls seien auch einige Dauerparkierfelder bei der Eishalle für Fernbus-Fahrgäste Richtung Flughafen denkbar.
Bei Domo Reisen ist man von diesem Vorschlag nicht begeistert: Das BAV habe festgestellt, dass das öV-System der Schweiz auf der betrieblichen Koordination und tariflichen Integration beruhe, in die auch der Fernbus einzubeziehen sei. Daher müsse die Haltestelle in der Nähe des öV-Knotens, also des Bahnhofs Sursee, liegen. «Dies ist übrigens auch im Interesse der Fernbus-Fahrgäste», so Angehrn. Daniel Zumbühl