Die gehörlose Sandra Beck spielt bei «Winnetou II» mit
Sie ist von Geburt an gehörlos, wohnte bis vor Kurzem in der Region und mochte die Indianer schon als Kind. Gegenwärtig ist Sandra Beck in drei Rollen in «Winnetou II» auf der Freilichtbühne Engelberg zu sehen.
Sandra Beck liebt es, in ihrer Freizeit kreativ zu sein. Sie malt und spielt Theater. «Ich stehe lieber auf statt neben der Bühne», sagt sie. Das Spezielle daran ist, dass die 52-jährige Mutter zweier Kinder seit ihrer Geburt gehörlos ist. Das ist für sie jedoch kein Hinderungsgrund, schauspielerisch tätig zu sein. So spielte sie etwa beim Märchentheater Triengen als Wunderheilerin im Märchen «Der goldene Brunnen» mit.
Im Sommer 2017 wirkte sie im Freilichtspiel «Winnetou I» in Engelberg mit, und in der Nachfolgeproduktion «Winnetou II», die am 6. Juli Premiere hatte und bis zum 12. August 33 Mal aufgeführt wird, bekleidet sie sogar drei Rollen: eine Apachin, eine Ponca-Kriegerin, die mit Old Shatterhand kämpft, und eine Angehörige des Assiniboin-Stamms.
Karl Mays Bücher halfen ihr
«Ich habe die Indianer schon als Kind sehr gemocht», sagt Sandra Beck, die im vergangenen Herbst aus der Region Sursee nach Emmenbrücke zog und in Luzern bei einer Versicherung arbeitet. Selbstverständlich liess sie sich damals auch die drei legendären Winnetou-Filme nicht entgehen. Da sie den Ton nicht hören konnte und es keine Untertitel gab, improvisierte sie die Dialoge für sich selber, wobei ihr zustatten kam, dass sie Karl Mays Bücher gelesen hatte.
Sie liest von den Lippen ab
Im Juni begannen die Proben für das Engelberger Freilichtspiel «Winnetou II», in welchem der Komiker Peter Pfändler als Bösewicht Rollins brilliert. «Da ich ein Augenmensch bin und von den Lippen ablese, gabs dabei keine Probleme», sagt Sandra Beck. Zudem erhielt sie die Sprechtexte zur Vorbereitung. Die aufwendige Kriegsbemalung der Poncas schminkt sie sich mittlerweile ohne Hilfe ins Gesicht. «Das Abschminken dauert jeweils etwa eine halbe Stunde», lässt die Komparsin durchblicken. Doch dieser Aufwand werde durch das unbeschreibliche Gefühl, bei einem Karl-May-Stück mitspielen zu dürfen, mehr als wettgemacht. Voll des Lobes ist Sandra Beck auch in Bezug auf das Schauspieler-Ensemble: «Obwohl ganz individuelle Charaktere dabei sind, bilden doch alle eine einzige, grosse Familie.»