In Zeiten der Digitalisierung kommen Jugendliche leichter an Suchtmittel heran. Foto: Keystone/Kristoffer Finn
In Zeiten der Digitalisierung kommen Jugendliche leichter an Suchtmittel heran. Foto: Keystone/Kristoffer Finn
30.10.2018

Drogen und Alkohol standen im Fokus

Mit der Digitalisierung ist es für Jugendliche ein Leichtes, Suchtmittel zu beschaffen. Am Elternforum der Schule Neu St. Georg wollte Gastrednerin Christina Meyer die Eltern über aktuelle Trends aufklären und Ängste nehmen.

«Hand aufs Herz, Alkohol, Drogen und Ausgang sind keine neuen Themen. Wir waren alle einmal in diesem Alter. Nur: Heute sind wir die Eltern, und wir setzen die Grenzen», eröffnete Stephanie Mössner, Mitglied des Elternforums Neu St. Georg den Abend. Bereits vor Beginn des Anlasses herrschte ein angeregter Austausch unter den Besuchern. Zur Diskussion standen Fragen wie: Was erlaube ich meinem Kind? Wie lange darf es im Ausgang bleiben? Und wie stehen wir als Eltern dem Thema Alkohol gegenüber? Christina Meyer von Akzent Prävention und Suchttherapie informierte die Eltern in ihrem Referat über aktuelle Trends, Früherkennungszeichen und mögliche Massnahmen.

Griffnähe ist problematisch
Zu den Trends unter den Suchtmitteln gehörten die E-Zigaretten, betonte Christina Meyer. Bereits in den kommenden Tagen solle eine neue E-Zigarette auf den Markt kommen, die mit ihrem Design speziell auf jüngere Menschen abziele. Auch der Nikotingehalt sei höher, da dieser an ein Salz und nicht an eine Flüssigkeit gebunden sei. Daneben kommen Wasserpfeifen, Haschisch, Happy Pills (Ecstasy), Speed sowie Alkohol ebenfalls häufig zum Zuge. Mit der Digitalisierung und der Versiertheit der Jugendlichen in diesem Bereich sei es leicht, diese Mittel im Internet zu bestellen. Gefährlich seien auch die Streckmittel, mit denen die Substanzen oft verkauft werden. Da-runter Frostschutzmittel oder Blei, um die Ware schwerer zu machen.

aaa

Genuss oder Missbrauch?
«Die Perspektive ist wichtig. Konsumiert der Jugendliche ein Bier, um eine gemütliche Zeit mit den Freunden zu verbringen, oder will er damit Stress und Ängste ausblenden?», sagte Christina Meyer. Es gebe einen Unterschied zwischen Genuss und Missbrauch. Signale für einen problematischen Konsum seien schwierig festzumachen. Ein häufig wechselnder Freundeskreis, Motivationsverlust, körperliche Veränderungen, Aggressivität, Schläfrigkeit oder Unzuverlässigkeit können Anzeichen sein.

«Es lohnt sich, nicht gleich die Keule zu schwingen. Viel mehr sollte die Situation angesprochen und die elterliche Sorge zum Ausdruck gebracht werden.» Denn durch die Ängste der Eltern sei der Jugendliche eher motiviert, etwas zu verändern. Als weitere Massnahme sollten die Eltern Interesse an den Aktivitäten zeigen. Und überschreite der Jugendliche doch einmal die Grenze und komme alkoholisiert nach Hause, dann solle man die Standpauke auf den nächsten Morgen verschieben. Denn dann sei der Leidensdruck am grössten, so die Referentin mit einem Augenzwinkern.

Gesprächsrunde 
In einem zweiten Teil kamen Fabio Bieri (Leitung Fachstelle Jungend und Freizeit), Sybille Ueberschlag (Jugendstaatsanwaltschaft), Georgio Wiss (Schulsozialarbeiter) und Meinhard Gartenmann (Schulleiter Neu St. Georg) zu Wort. So beleuchtete Anwältin Sybille
Ueberschlag, dass es bei Betäubungsmittelmissbrauch bei Jugendlichen zwischen 10 und 17 Jahren zu einer Anzeige kommen kann. «Der Jugendliche erhält beim ersten Verstoss eine gelbe Karte», sagte sie. Denn Ziel der Jugendstaatsanwaltschaft sei es in erster Linie, dem Jugendlichen zu helfen, auf den richtigen Weg zu kommen, und ihn zu schützen. Beim zweiten Verstoss werden die Eltern zur Jugendstaatsanwaltschaft vorgeladen. Es folgen erste Sanktionen.

bbb

Vertragsauflösung als Sanktion
Christina Meyer betonte, wie wichtig Präventionsprojekte im Schulunterricht seien. Denn ein einmaliger Vortrag bleibe in den Köpfen der Kinder nicht lange haften. Über Themen wie Cybermobbing, Sexualität und Ausgang wird an den Stadtschulen Sursee im Lebenskundeunterricht gesprochen. Damit möchte man die Schüler in ihrer Selbstwahrnehmung fördern. Als weitere Präventivmassnahme besucht der Schulsozialarbeiter Georgio Wiss die Klassen regelmässig. «Die Jugendlichen kennen mich schon lange und suchen bei Problemen den Austausch mit mir. Wir haben ein gutes Vertrauensverhältnis.»

Oskar Egli, Leiter Berufsbildung bei der Hunkeler AG in Wikon und Moderator des Podiums, sprach über die Folgen des Betäubungsmittelmissbrauchs während der Lehrzeit. «Die Freizeit des Lernenden geht uns nichts an. Fast nichts», sagte er. «Doch im Obligationenrecht steht, der Lernende habe alles zu tun, um das Lehrziel zu erreichen. Das heisst, sobald die Leistungen abfallen, müssen seitens des Lehrbetriebs Massnahmen getroffen werden.» In jenem Falle könne auch ein Lehrvertrag leicht aufgelöst werden.


Schon gelesen?

Anzeigen

Zum E-Paper

Lesen Sie unser wöchentlich erscheinendes E-Paper und tauchen Sie ein in spannende Reportagen, Politkrimis und erfahren Sie das Neuste aus Ihrer Gemeinde.

zum ePaper

Meistgelesen

Instagram