Ein Choleriker sorgt für gute Stimmung

Gernot Hassknecht ist eine Kunstfigur aus der ZDF-Heute-Show. Richtig heissen Sie Hans-Joachim Heist. Wissen das die Leute, wenn Sie auf der Strasse erkannt werden?

Ich werde schon sehr oft mit Herr Hassknecht angesprochen. Aber damit kann ich umgehen. Hauptsache ist, dass die Leute mich erkennen und sagen, dass sie gerne die ZDF-Heute-Show gucken. Immer wieder kommen übrigens Leute auf mich zu und sagen: «Aber bitte nicht anschreien!»

Schmerzt es nicht, wenn die Kunstfigur Gernot Hassknecht bekannter ist als das eigene Ich?

Nein. Wenn ich jünger wäre, hätte ich wohl eher ein Problem damit, nur noch in die Schublade Hassknecht gesteckt zu werden. Aber heute, nach 40 Jahren als Schauspieler und Kabarettist, ist Hassknecht eher noch einmal ein schöner Karriereschritt, den ich dank der Heute-Show machen durfte.

Ich gehe jetzt einmal davon aus, dass Sie privat viel netter sind als Gernot Hassknecht …

Stimmt. Privat bin ich kein Choleriker. Auch wenn ich weiss, wie Choleriker funktionieren. Denn sonst könnte ich diese Rolle nicht spielen. Privat bin ich eigentlich eher so der Typ Heinz Erhard, den ich auf der Bühne auch sehr gerne und erfolgreich imitiere.

Auch ich habe Sie bis jetzt auf «den aus der Heute-Show bekannten Gernot Hassknecht» reduziert. Bei meiner Recherche habe ich dann gelesen, dass Sie unter anderem als Schauspieler in renommierten Fernsehserien wie «Tatort», «Ein Fall für zwei» oder «Diese Drombuschs» zu sehen waren.

Und immer noch zu sehen bin. So zum Beispiel am 6. September. Zum einen wird dann zum ersten Mal nach der Sommerpause wieder die Heute-Show ausgestrahlt. Und ich bin am 6. September in der ARD, um 20.15 Uhr, in einem grossen Spielfilm zu sehen. In «Verliebt auf Island» spiele ich eine der Hauptrollen.

Sie waren für die SPD auch in der Kommunalpolitik tätig. Hand aufs Herz: Bekommen Sie als Comedian mehr Gehör, um auf aktuelle Probleme aufmerksam zu machen?

Das kann man so sagen.

Entschuldigen Sie, aber ich muss Sie nun wieder auf die Rolle Hassknecht reduzieren. Schliesslich treten Sie als genau dieser an den Soorser Comedy Täg auf. Ihre Auftritte in der Heute-Show enden nach zirka drei Minuten in einem lauten Wutausbruch. In ihrem zwei Soloprogramm stehen sie 90 Minuten auf der Bühne. Wie muss man sich das vorstellen? Ein abendfüllendes Rumgeschreie?

Nein, auf keinen Fall. Das hält das Publikum nicht durch, und das halte ich nicht durch. Klar, die Ausbrüche sind Teil des Programms und werden von den Zuschauern auch erwartet. Aber die Leute werden nach der Vorstellung rausgehen und sagen: «Das waren jetzt aber nicht viele Wutausbrüche.» Das Publikum wird einen Hassknecht erleben, der die Dinge auch ganz anders benennen kann – ohne ständig zu schreien. Ich verspreche, es wird in Sursee einen unterhaltsamen, kabarettistischen und witzigen Abend geben.

Vatikan, Brexit, AfD … All dies bringt Gernot Hassknecht in Rage. Und was nervt ihn, wenn er über die Schweiz nachdenkt?

Die No-Billag-Initiative war für mich völlig unverständlich. Es kann doch nicht sein, dass darüber abgestimmt wird, ob die Rundfunkgebühren abgeschafft und damit das öffentliche Fernsehen und Radio abgestellt werden. Ich habe mich gefragt, warum ausgerechnet die Schweiz mit so einem Quatsch beginnt. Aber ihr habt ja, Gott sei Dank, die Kurve gerade noch gekriegt.    

Wenn Sie sich so in Rage reden, fürchte ich mich vor dem Fernseher um ihre Gesundheit, habe Angst, dass Sie einen Herzinfarkt erleiden könnten. Ich hoffe, wir brauchen in Sursee keine Sanitäter hinter der Bühne. Schliesslich sind Sie nicht mehr der Jüngste...

Ich bekomme viele Mails und Facebook-Einträge, weil sich Leute Sorgen um meine Gesundheit machen. Aber ich kann Entwarnung geben. Puls und Blutdruck gehen zwar deutlich hoch, wenn ich einen Wutausbruch zelebriere, sagt mein Arzt. Aber solange sich die Werte zeitnah wieder normalisieren, sei dies überhaupt nicht gefährlich. Und dies ist bei mir glücklicherweise so.

In welchen Situationen wird Hans-Joachim Heist privat zum Gernot Hassknecht?

Im Moment regt mich das Fahren auf der Autobahn kolossal auf. Keine zehn Kilometer weit kann man in Deutschland zurzeit fahren, ohne in eine Baustelle zu geraten. Da raste ich manchmal wirklich aus und kann im Auto tatsächlich zum Hassknecht werden.