12.01.2024

Eine Gedächtnislücke, die restlos begeistert

von Karl-Heinz Odermatt

Überzeugende Hauptprobe im Theater Eich – das eingeschworene Ensemble ist voll parat für die fünf Aufführungen ab Samstag, 13. Januar. Das Jubiläumsstück zum 40-jährigen Bestehen begeistert mit Dynamik und Wortwitz. Jeder hat ja dann und wann mal eine Gedächtnislücke …

Im starken, geschlossenen Team ragen Geni Burkhard aus Gunzwil als Franz Matter und Andrea Garcia aus Eich als dessen Sekretärin Hanni besonders heraus. Armin Aregger spielt Karl-Heinz von Stetten, Manuela Giger seine dominante Frau Louise, und Regisseur Jöggu Rey spielt Sepp, fast wie ein Spielertrainer. «Ich schaue sehr entspannt und zuversichtlich der Premiere entgegen», sagt Jöggu Rey nach der Hauptprobe. Silvia Schaller gibt Matters Frau Helen, Veronica Giger glänzt als Schwatzbase Emma. Armin Areggers Bruder Patrick spielt Gottlieb, den Psychiatrie-Professor. Doch auch Novizin Petra Albisser als Hermine fügt sich stark ein. Jedes der 60 Mitglieder im Verein ist wichtig für das Gesamterlebnis, auch das Schminkteam, das Festwirtschaftsteam, das Reservationsteam, die Technik/Beleuchtung und viele weitere.

Viel Teamgeist und Zusammenhalt   

Der Schwank in drei Akten von Bernd Gombold wurde von Annamarie Berger in Mundart übersetzt. Bernadette Renggli war als Präsidentin nach der Hauptprobe des Lobes voll für ihr Ensemble: «Der Teamgeist und Zusammenhalt ist dem Theater Eich besonders wichtig. Ich freue mich, dass unser Team von zehn Schauspielern nun auf die Aufführungen brennt. Das erste Mal geschminkt und mit den Originalkleidern ist immer ganz speziell», sagt sie gegenüber dieser Zeitung.

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Ein Schlag mit dem Glockenklöppel und die Welt des stressgeplagten Gemeindeammans einer ländlichen Gemeinde, Franz Matter, wurde um fünf Jahre zurückversetzt. Dabei wollte er im Glockenturm nur das laute Kirchengeläut ausschalten, über das sich das extravagante, ja durchgeknallte Ehepaar Louise und Karl-Heinz von Stetten dermassen aufgeregt hatte. Bis zu diesem Zeitpunkt war Franz ein Gemeindeoberhaupt, das seine Gelassenheit komplett verlor und nur mit vielen farbigen Pillen über die Runde kam. Er vernachlässigte seine Gattin Helen, vergass sogar ihren Hochzeitstag. «Ledig sein bedeutet halbe Sorgen und doppelte Barschaft», frotzelte verschmitzt sein Bürogehilfe Sepp. Als notorischer Schwindler und einem Schnäpschen nie abgeneigter Zeitgenosse brachte er sein Umfeld immer wieder in die Bredouille.

Versteckte philosophische Botschaften

Das deutsche Ehepaar von Stetten, das mit Schosshündchen «Nofretete» von der Stadt aufs Land gezogen war, liess nicht locker. Es beschwerte sich auch über den krähenden Gockel Max und die Dorfkapelle, die zu Unzeiten probte. Gemeindeammann Matter setzte dem nervenaufreibenden Treiben ein Ende und schritt zur Tat im Glockenturm, wo er allerdings durch den Schlag auf den Kopf das Gedächtnis der letzten fünf Jahre verlor. Nun ging alles drunter und drüber. Schwatzbase Emma vom Krämerladen verbreitete Gerüchte über die Vorkommnisse, die ihr Sepp in der Kanzlei jederzeit gegen einen Schnaps einflüsterte. Auch die Sekretärin Hanni trug mit dazu bei, dass die Lage in der Amtsstube eskalierte. Professor Gottlieb Ochsenbein machte Hanni mit seinen ungeschickten Avancen verlegen, ja er wollte an ihr die «Studien zur vollendeten Weiblichkeit» zum Abschluss bringen. Die verschüchterte Hermine verliebte sich unter dem Motto «Wahre Liebe braucht keine Schönheit» unsterblich in den verwirrten Franz. 

Das Stück bietet alles, was das Theaterherz begehrt: Humor, schnelle Dialoge, Lügengeschichten und sogar eine Prise Erotik. Regisseur Jöggu Rey und sein Team haben ein amüsantes Stück eingeübt, das alle Facetten des Dorflebens intelligent und philosophisch ausleuchtet und mit feiner Schauspielkunst aufwartet. Es lohnt jeden Besuch. Die Spieldaten finden sich unter www.theatereich.ch.Karl-Heinz Odermatt


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