Esther, Thomas, Patrick und Fiona Muff halten die am Wochenende gegossene Jubiläumsglocke. Foto zVg
Esther, Thomas, Patrick und Fiona Muff halten die am Wochenende gegossene Jubiläumsglocke. Foto zVg
08.09.2018

Eine Jubiläumsglocke zum 100-Jährigen

Mit 730 Gästen feierte die Muff Kirchturmtechnik am vergangenen Wochenende. Grund genug hat das Trienger Unternehmen. 1918 hat Johann Muff den Grundstein gelegt.

Die Muff Kirchturmtechnik in Triengen hatte vergangenes Wochenende volles Haus. 730 Gäste aus den USA, Grossbritannien, Deutschland, Frankreich, Österreich und natürlich aus der Schweiz wohnten dem Jubiläumswochenende bei. Höhepunkt war der Glockenguss am Samstag und Sonntag. «Die Jubiläumsglocke war ein Geschenk für uns und für das Team», erzählt Thomas Muff, der zusammen mit seinem Bruder Stephan Inhaber des Unternehmens ist. Sie wird im Museum einen Ehrenplatz erhalten.



Es flossen sogar Tränen
Durch die Gestaltung von eigenen Emblemen konnte sich jeder Mitarbeiter auf der Glocke verewigen und das Giessen eigens erleben. «Beim ersten Anschlagen unserer Jubiläumsglocke flossen sogar Tränen», berichtet Muff. Alle Anwesenden seien begeistert gewesen. In seiner Rede sprach er auch über seine Vorfahren. «Sie waren findige Kerle mit der Liebe fürs Detail.»

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Danach gab es Rundgänge für alle Gäste. 44 Personen in 22 verschiedenen Berufen vereint die Muff Kirchturmtechnik heute unter einem Dach. Ein Museum für historische Zeit mit über 400 Ausstellungsstücken entstand 2007. Das Trienger Unternehmen lebt «die komplette Kirchturmtechnik aus einem Guss», wie Muff erklärte.   



Ein Pfarrer gab den Anstoss
Ein Pfarrer stand am Anfang der heutigen Muff Kirchturmtechnik in Triengen. «Er gab Johann Muff den Anstoss, die Kirchenglocken elektrisch läuten zu lassen», blickt Thomas Muff zurück. Damals mussten mindestens vier Leute antraben, um eine grosse Glocke von Hand zu läuten. «Sie waren nicht immer pünktlich», fügt Thomas Muff an. Hinzu kam das Bedürfnis, für das Glockenläuten weniger früh aufstehen zu müssen. 


Am 2. September 1918 gründete Elektroingenieur Johann Muff ein Unternehmen zur Fabrikation von elektrischen Kirchenglocken-Läutmaschinen. Er war ein Tüftler und meldete bereits 1921 sein erstes Patent an.

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Thomas, Stephan und Patrick Muff (von links) zeigen die Jubiläumsglocke, die am Jubiläumswochenende gegossen wurde. Foto ana

 

Ein Kupfer-Kauf war entscheidend
Bis zum Zweiten Weltkrieg wuchs die Firma auf zwölf bis 15 Mitarbeiter an, bis das Geschäft wegen des Kriegs eingebrochen war. «Kanonen und Munition wurden zum Teil aus dem Kupfer der Glocken gegossen», erzählt Thomas Muff. Johann Muff konzentrierte sich auf den Schweizer Markt und kaufte kurz vor Kriegsausbruch drei Tonnen Kupfer, was sich nachträglich als Glück erwies. «Die Weiterproduktion der Steuerungen war dank dieses Kaufs gewährleistet, was matchentscheidend war.»  


Neffe Hanspeter Muff stieg 1966 ins Geschäft ein, ein Jahr vorher wurde die Firma in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. «Durch seinen Vater Josef, der Elektromeister in Schüpfheim war, hat er technisches Verständnis und, mit dem Abschluss als Elektroingenieur ETH, das Fachwissen mitgebracht», weiss Thomas Muff.



Kirchen bleiben wichtig
Das Geschäft florierte in den Nachkriegsjahren. 1974 durfte die Firma etwa bei einer Kirche neben dem «Weissen Haus» Arbeiten ausführen. 1988 und 1993 traten die Söhne Thomas und Stephan in den Betrieb ein. «Wir diversifizierten noch stärker. Während wir früher nur Glockensteuerungen machten, kamen Turmuhren, Ziffernblätter, Glockenstühle und die ganze Kirchenautomation hinzu», so Thomas Muff. 1996 übernahmen die Söhne von Hanspeter Muff die Geschäftsleitung. Vier Jahre später änderten sie den Firmennamen in «Muff Kirchturmtechnik AG».

«Mit Glocken alleine könnten wir nicht überleben», ergänzt Thomas Muff. Gebäudetechnik ist noch dazugekommen. «Kirchen möchten wir aber keineswegs vernachlässigen», betont er. «Das Motto lautet Fertigungstiefe und Wertschöpfung im eigenen Haus. Gute Mitarbeiter sind die wichtigsten Faktoren. Die Spezialisten inspirieren sich gegenseitig», erklärt der Geschäftsführer. Deshalb wollten er und sein Bruder Stephan seine Mitarbeiter zum runden Geburtstag auf einer speziellen Jubiläumsglocke verewigen.



Nur Bimbam genügt nicht mehr
Das Familienunternehmen Muff mit den beiden Brüdern an der Spitze funktioniert. «Die Chemie stimmt. Wir sind sozusagen seit 25 Jahren verheiratet», lacht Thomas Muff. Die nächste Generation ist bereits im Unternehmen. Patrick, der Sohn von Thomas, leitet die Softwareentwicklung und stellt sich den Herausforderungen für eine digitale Zukunft.


Durch die intensive Forschungszusammenarbeit mit der Universität Bochum und der Hochschule Luzern werden in naher Zukunft einige interessante Ergebnisse erwartet. «Was bei der Klangentfaltung einer Glocke genau vorgeht, wissen wir noch zu wenig. Durch diese Resultate können wir unter anderem die Klöppelformen und die Glockenantriebe optimieren. Nur Bimbam genügt heute nicht mehr», sagt er. Die Zeit des empirischen Arbeitens werde abgelöst durch das wissenschaftliche Arbeiten.



«Wir sind gut positioniert»
Die Muff Kirchturmtechnik kann 100 Jahre nach ihrem Grundstein ein positives Fazit ziehen. «Wir sind gut positioniert, haben die Hausaufgaben gemacht und können auf einen guten Geschäftsgang zurückblicken», sagt Thomas Muff.


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