Er freut sich auf «lustvolles Diskutieren»
Der dritte Sitz der Grünen des Wahlkreises Sursee ging an den Surseer Fabrizio Misticoni. Die Freiwilligenarbeit ist eines der Anliegen, die er im Kantonsrat vertreten möchte.
In Hemd und Cordblazer erscheint er zum Termin. In der Brusttasche ein grün-kariertes
Einstecktuch – das auf den ersten Blick grünste an ihm. Das gewählte Erscheinungsbild von Fabrizio Misticoni sticht ins Auge. Einziger Kontrastpunkt: das Velo, mit dem er den Anfahrtsweg auf sich genommen hat. Dieses wird den angehenden Kantonsrat - nebst öV - zukünftig auf dem Weg nach Luzern begleiten.
Vom Erfolg überrascht
2823 Kandidatenstimmen wählten ihn in den Kantonsrat. Damit gerechnet hat der 33-Jährige nicht. Die Grünen Sursee hofften auf einen zweiten Sitz im Kantonsrat. Dass in den letzten Minuten des Wahlsonntags noch ein Dritter gewonnen würde, daran glaubte Fabrizio Misticoni nicht. Um halb vier hatte er sich bereits auf seinen Balkon in der Christoph-Schnyder-Strasse zurückgezogen. Die zahlreichen Anrufe und Nachrichten, die währenddessen eingingen, bemerkte er erst später. «Es war crazy», so Misticoni. Es auf den ersten Ersatzplatz zu schaffen, hätte bereits einen grossen Erfolg bedeutet. «Ich habe aufgrund meines Netzwerkes und des positiven Feedbacks erwartet, einige Stimmen zu erhalten.» Doch das diese genügen würden, um ab Juni selber Einsitz in den Kantonsrat nehmen zu können, hätte er nicht für möglich gehalten.
Die Freiwilligenarbeit stärken
Seit sechs Jahren arbeitet Fabrizio Misticoni als Bereichsleiter Jugend für die Pfarrei Sursee. Dort ist er einerseits für die Jugendverbände wie Jungwacht, Blauring und Pfadi zuständig und andererseits begleitet er Jugendliche auf dem Firmweg. Als Jugendlicher war er selbst Mitglied der Jubla und half bei der Gründung der Jubla Büron/Schlierbach mit. Seit 17 Jahren setzt er sich freiwillig für den Verein ein. «Wenn man etwas macht, wofür man brennt, zählt man die Stunden nicht», sagt Misticoni.Ans Aufhören habe er nie gedacht. Im Gegenteil. Er möchte die Freiwilligenarbeit stärken. Dazu gehöre, freiwilliges Engagement im Kanton sichtbarer zu machen und wertzuschätzen. Als Vorstandsmitglied von Benevol Luzern setzt er sich bereits dafür ein. «Berechnungen zeigen, dass die Arbeit, die Freiwillige leisten, niemals ersetzt werden könnte. Es würde den Staat Unmengen an Geld kosten.»
Lustvoll streiten und diskutieren
Im Kantonsrat möchte er sich nicht nur für typisch grüne Anliegen wie Umweltschutz stark machen, sondern unter anderem auch für erschwinglichen Wohnraum und die Steuer- und Finanzpolitik einsetzen. «Die grosse Mehrheit des Rates, die bürgerliche geprägt ist, traut sich nicht mehr, die Tiefsteuerpolitik des Kantons zu hinterfragen», sagt Misticoni. So gebe es viele Sparmassnahmen, die wenig Sinn machten, beispielsweise bei der Polizei. «Es wird auf Kosten der Staatsangestellten, die für das Gemeinwohl im Einsatz sind,gespart. Und dies für die tiefen Unternehmenssteuern von Briefkastenfirmen.» Diesbezüglich freue er sich, im Kantonsrat «lustvoll mitzustreiten und zu diskutieren».
Erst Zuhören und Zuschauen
Bevor es ans Streiten und Diskutieren geht, möchte sich Misticoni aber erst intensiv auf die Aufgaben eines Kantonsrats vorbereiten. Dazu gehöre vor allem Lesen. Das Einlesen in die Materie sowie die aktuellen Themen des Kantons und der Region. Die erste Session werde für ihn aber ein aufmerksames «Luege ond Lose» sein. Aus Respekt vor dem Amt und den Ratsmitgliedern, die schon länger dabei sind.