Sorgte beim Publikum für Gänsehaut: Alban Müller. Foto: Franziska Kaufmann
Sorgte beim Publikum für Gänsehaut: Alban Müller. Foto: Franziska Kaufmann
19.04.2019

Er rief zum Totentanz auf Kirchbühl

Der Sempacher Alban Müller präsentierte vergangenes Wochenende sein Bachelorprojekt in der Kirche St. Martin. Das szenische Konzert «Totentanz» begeisterte nicht nur durch die erstklassige musikalische Durchführung, auch die Inszenierung der Verse zog das Publikum in Bann.

«Der ‘Totentanz’ war mein erstes, selbst geleitetes Chorprojekt», erklärt Alban Müller, der 21-jährige Sempacher. Im Rahmen seines Bachelorstudiums in klassischer Musik, Hauptfach Chorleitung, an der Hochschule Luzern führte er am vergangenen Wochenende sein eigens auf die Beine gestelltes Bachelorkonzert auf. «Es war zwar eine grosse Herausforderung für mich, aber die Erlebnisse, die ich machen durfte, waren einfach nur toll», so Müller. Das Chorwerk «Totentanz» des deutschen Komponisten Hugo Distler (1908 bis 1942) lernte Alban Müller bereits während seiner Zeit als Sänger in der Luzerner Kantorei kennen. Als bekennender Distler-Fan hat er dieses Werk nun aufgegriffen und führte seine Konzertidee am vergangenen Samstag- und Sonntagmittag in der Kirche St. Martin auf Kirchbühl auf.

 

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Sempacher Talente wirkten mit

Es hätte kein besserer Ort für die Inszenierung gefunden werden können als die Kirche St. Martin. Die mit Fresken bemalten Wände aus Sandstein schmeichelten den von Kopf bis Fuss in weiss- und cremefarbene Kleidung gehüllten Sängerinnen und Sängern sehr. Durch das kleine Fenster über der Seitentüre der Kirche warf die Sonne ihre Strahlen auf das Notenpult des Dirigenten Müller – stets im richtigen Augenblick, wenn der Chor zu sanfteren Gesangspartien überging.

Nach dem «Schnitterlied», in dem sinnbildlich der Tod die schönen Blumen auf der Weide bricht, startete die szenische Inszenierung unter der Leitung von Kurt Dreyer. Er schrieb die Verse des Werkes «Totentanz» eigens
für Müllers Bachelorkonzert in eine Mundartfassung um, die von den Sempachern Doris und Andreas Hausheer interpretiert wurde. Mit grotesk bemalten Gesichtern verkörperten sie den Tod sowie dessen Opfer abwechslungsweise. Ihre starren und eindringlichen Blicke ins Publikum zogen die Zuschauer in ihren Bann.

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Klangvoller Totentanz vollführt

«Chlammer ned, loh s’Läbe los», rief der Sensenmann dem Todgeweihten zu. Die Verse zeigten: Der Tod unterscheidet nicht zwischen arm und reich, alt und jung. Weder König noch Seefahrer konnten vor ihm fliehen, doch galt der Tod für die einen als Albtraum, für die anderen als Erlösung. Eine Flötenmelodie, gespielt von Fabian Tschopp, kündete dem Publikum jeweils einen neuen Sterbenden an. Dabei klang die Tonfolge nicht immer nur melancholisch – der Tanz mit dem Tode konnte auch fröhlich sein.

Der Chor unter der Leitung von Alban Müller interpretierte die Stücke «Aus tiefer Not schrei ich zu dir» von Mendelssohn-Bartholdy und Distlers «Totentanz» gekonnt. Mit einfühlsamem Ausdruck und einer astreinen Intonation brachten sie die alten Gemäuer der Kirchbühler Kirche zum Erklingen. Der wehmütige Übergang zum letzten Werk «Selig sind die Toten» von Heinrich Schütz sorgte beim Publikum für Gänsehaut.


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