Kleines Label kommt in der grossen Welt herum
Das Kindermodelabel «Little Indi» ist neben Sursee in Australien und Holland erhältlich. Die Surseerin Julia Kreienbühl designt Mode, die das Wesen der Kinder unterstreicht.
Wie sollte ein Kind sein? Unabhängig, eigenständig und frei. Dieses Bild inspirierte Textildesignerin Julia Kreienbühl dazu, ihre eigene Kindermodekollektion zu starten. So auch der Markenname «Little Indi», der nichts mit Indien, sondern mit dem englischen Wort «independent» zu tun hat (auf Deutsch: unabhängig). Die verschiedenen Kleidungsstücke kommen in natürlichen Farben wie Rostbraun, Moosgrün oder Puderrosa daher. Vereinzelt enthalten sie kleine Stickereien. «Mir war wichtig, dass ein Kind in seinen Kleidern ernst genommen wird und nicht wie eine Werbesäule für gewisse Marken herumläuft», sagt die 30-Jährige. In ihrer Kollektion gebe es auch keine typischen Mädchen- oder Bubenstücke. Die Designs seien einfach und geschlechtsneutral gehalten. Eben unabhängig.
Nichts zu verlieren
Die ersten Jahre nach dem Launch von «Little Indi» 2013 hat Julia Kreienbühl eigenständig genäht und ihre Kreationen vermarktet. Nebenbei hat sie bis heute eine Stelle in der Textilbranche inne. Angst, sich selbstständig zu machen, hatte sie nicht. «Ich hatte ein fes-tes Einkommen, anfangs keine grossen Investitionskosten und somit nichts zu verlieren», sagt sie. Die zuversichtliche Einstellung zahlte sich aus, die Modelinie stiess bei den Kunden auf Anklang. 2014 hat die Surseerin mit Geburt ihrer Tochter schliesslich selber gelernt, was es bedeutet, Mutter zu sein.
Mit den wachsenden Bestellungen und der neuen Elternrolle gestaltete sich der Arbeitsprozess im Dachzimmer ihres Zuhauses zunehmend schwieriger. Julia Kreienbühl begann nach einer Firma zu suchen, welche die Produktion mitsamt Anforderungen übernehmen konnte. Vor allem sollte die Produktion fair, nachhaltig und mit Biobaumwolle ausgeführt werden. «Es gab viele Firmen im Ausland, die den Auftrag gerne angenommen hätten. Doch deren Besitzer wünschten nur angemeldete Besuche, was mir suspekt vorkam», erzählt sie. «Ich entschied mich deshalb für eine Firma, in der eine Kollegin von mir ebenfalls ihre Kleider nähen lässt und die Verhältnisse vor Ort kennt. Diese Firma hat mich eingeladen, jederzeit vorbeizuschauen.»
Wert aufs Detail
Vom Entwurf über das Schnittmuster bis hin zur Produktion der Kollektion dauert es mehrere Monate. Dazu gehört ein professionelles Fotoshooting, um die neunen Kleidungsstücke auf dem Webauftritt sowie Instagram zu vermarkten. «Die meiste Zeit nimmt nicht nur die Produktion in Anspruch, sondern auch die Schritte davor», so Julia Kreienbühl. Die Firma schicke ihr Samples, sogenannte Proben des umgesetzten Designs. «Es gibt dann noch Einzelheiten, die geändert werden müssen, beispielsweise Knöpfe, die im Endeffekt doch nicht zum Kleidungsstück, passen oder Muster, die ich mir anders vorgestellt habe.» Bevor eine Kollektion überhaupt in die Startlöcher komme, müsse im Gespräch mit der Firma geprüft werden, ob ihre Visionen umsetzbar seien. Danach stehe dem Prozess nichts mehr im Weg. Produzieren lässt sie jeweils 100 Stück pro Artikel. Wenn eine Kollektion weg ist, ist sie weg. «Little Indi ist nach wie vor ein kleines Label. Das Minimum zu produzieren, ist daher am sinnvollsten.»
Bestellungen aus aller Welt
Durch Instagram und Erwähnungen in der Presse vergrösserte sich die Kundschaft von «Little Indi». Nebst «Ginger & boo» in Sursee verkauft ein Kleidergeschäft in Bern Julia Kreienbühls Kollektionen. Auch online verkaufen Anbieter aus der Schweiz, Australien und Holland ihre Mode. «Es erreichen mich Bestellungen aus aller Welt, darüber bin ich immer wieder erstaunt», sagt sie, «Die Welt scheint dann plötzlich ganz klein.» Zukünftig könnte sie sich vorstellen, auch Kleidungsstücke für Frauen herzustellen. «Zudem wäre es schön, jemanden einzustellen, mit dem ich meine Ideen umsetzen kann. Momentan mache ich alles alleine. Den kreativen Austausch und die Unterstützung würde ich sehr schätzen.»