Marcel Sonderegger und Andreas Meier wollen Kulturland bewahren
Am Dienstag haben Marcel Sonderegger (links), Andreas Meier und andere vom Dach des Spitals in Sursee die Kulturinitiative lanciert. Sie prangerten primär die Zersiedelung und Verschandelung der Landschaft an. "Der Bürger wird hintergangen", meinte Sonderegger mit Blick auf das Ja zum neuen Raumplanungsgesetz. Noch immer werde hemmungslos gebaut.
Zwei Volksinitiativen für besseren Schutz der Luzerner Kulturlandschaft
Ein breit und überparteilich abgestütztes Initiativkomitee hat zwei Initiativen lanciert, die einer Ausdehnung von Siedlungsflächen und dem Verlust von Kulturland entgegenwirken sollen. Kanton und Gemeinden sollen demnach auch ausserhalb der Bauzonen für die Einschränkung der Zersiedelung und für die Erhaltung und Aufwertung des Landschaftsraumes sorgen. Besonderen Schutz sollen die Fruchtfolgeflächen erhalten.
Wer im Kanton Luzern mit offenen Augen unterwegs ist, stellt fest, dass die Zersiedelung voranschreitet, trotz neuen raumplanerischen Gesetzen. Wir verlieren fortlaufend reich strukturierte Landschaften und landwirtschaftliche Nutz- und Fruchtfolgeflächen. Auch ausserhalb der Bauzonen – im ländlichen Raum – wird das Zersiedeln leicht gemacht und die Anzahl der Bauten erhöht sich dauernd. Im Zeitraum von 1995 bis 2015 hat die besiedelte Fläche einer Gemeinde am Sempachersee um 76 % zugenommen. Dies auf Kosten des Kulturlandes. „Mittelland verschwindet immer mehr unter Beton“, titelt der „Schweizer Bauer“ am 3. Juni 2017. Denn im Mittelland sei die Siedlungsfläche doppelt so schnell gewachsen wie in andern Gebieten. Dies zeigen neue Zahlen des Bundes.
Mit einer Verfassungs- und einer Gesetzesinitiative einer problematischen Entwicklung entgegenwirken
Zwei Initiativen sollen einerseits die Ausdehnung der Siedlungsflächen wirksam verlangsamen und anderseits der Kulturlandschaft qualitativ und quantitativ mehr Gewicht geben. Die Verfassung des Kantons Luzern soll mit § 11a „Schutz der Kulturlandschaft“ ergänzt werden. „Dies ist aus unserer Sicht notwendig, da wir eine zunehmende Zersiedelung und Verschandelung unserer schönen Luzerner Landschaft feststellen“, sagte am Dienstag Agronom Josef Blum an der Medienkonferenz. Es sei unabdingbar, Gegensteuer zu geben. Besonders gravierend sieht der Agronom Franz-Xaver Kaufmann die zunehmende Zerstückelung der Landschaft für die Biodiversität. Laut einer aktuellen Studie weise die Schweiz den höchsten Biodiversitätsverlust aller Länder Europas aus, sagte Kaufmann. Mit § 42 der Gesetzesinitiative soll der unheilvollen Entwicklung der Riegel geschoben werden. Die Behörden aller Stufen sollen bei ihren Planungen und Projektierungen die Ansprüche von Natur, Landschaft und nutzbarem Kulturland höher gewichten. Konkrete Entwicklungsziele für die Landschaftsräume sind verbindlich mit klaren Verantwortlichkeiten im kantonalen Richtplan festzulegen. Einen besonderen Schutz sollen die Fruchtfolgeflächen geniessen, die für die Nahrungsmittelproduktion am wertvollsten sind. Sie sind grundsätzlich in ihrem Bestand zu erhalten und sollen künftig in den Zonenplänen der Gemeinden aufgeführt werden.
Start zur Unterschriftensammlung
Mit dem heutigen Tag lädt das Initiativkomitee alle Luzernerinnen und Luzern ein, sich in den nächsten Wochen und Monaten aktiv an der Unterschriftensammlung für einen besseren Schutz des Kulturlandes zu beteiligen. „Wir müssen der Kulturlandschaft genügend Raum und Vielfalt lassen“, sagte an der heutigen Medienkonferenz Bauer Hanspeter Hunkeler. Es sei höchste Zeit für ein klares Bekenntnis zum Erhalt unserer landschaftlichen Vielfalt. Das Initiativkomitee ist breit und überparteilich abgestützt. 18 Personen sind im Komitee vertreten. Das Patronat besteht aus 16 unterstützenden Verbänden, Organisationen und Parteien, sowie aus Privatpersonen. „Wir versuchen die Unterschriften-Kampagne möglichst schlank und zielgerichtet zu führen“, sagte Andreas Meier, Geschäftsführer von Kulturland Luzern. Im Fokus steht ab sofort die Unterschriftensammlung mit diversen Standaktionen in Luzern, Sursee, Willisau, Hitzkirch und weiteren Orten. Auf der Homepage www.kulturland-luzern.ch wird über den Stand der Sammlung aktuell informiert. Unterschriftenbögen, Flyer, Broschüre und ein Argumentarium stehen zum Herunterladen bereit.