Rettungssanitäter üben modern
An intelligenten Puppen üben neu Rettungssanitäter in Nottwil. In den neuen Simulationsräumen des Schweizerischen Instituts für Rettungsmedizin Sirmed geht es weniger um medizinische Fragen, sondern wie das Rettungsteam harmoniert.
Drei Millionen Franken hat das Schweizer Institut für Rettungsmedizin Sirmed investiert. «Kostenoptimiert», heisst das bei Geschäftsführer Helge Regener. Die beiden nigelnagel neuen Simulationsräume bestechen durch modernste Instrumente. Puppen, die schwitzen, atmen, bluten und sprechen, gab es bisher nicht in Nottwil. Per Fernsteuerung zeigen sie allergische Reaktionen oder Herzinfarktsymptome. Fachkräfte müssen darauf reagieren, erkennen, was zu tun ist, diagnostizieren, handeln.
Realitätsnahe Situationen
Helge Regener erklärte am Dienstag: «Wir können realitätsnahe Situationen simulieren.» Dabei müsse nicht ausgereizt werden, was möglich sei, sondern simuliert werden, was sinnvoll sei. 10 bis 15 Minuten dauert ein Szenario. Dann kommt die Analyse. Die hier arbeitenden Rettungssanitäter würden 30 Sekunden brauchen, um sich an die simulierte Situation zu gewöhnen. «Dann sind sie drin.» Drin heisst, dass sie wie bei Ernstfällen handeln. «Hier dürfen sie aber auch noch Fehler machen.» Drei Kameras filmen und Raummikrofone nehmen die Übungen an Puppen auf, so dass die Aus- oder Weiterzubildenden später genau sehen und hören, wie sie in welcher Situation reagiert haben. Hinter einer Glasscheibe kann eine zweite Gruppe zuschauen und der ersten Gruppe später ein Feedback geben.
Das Team ist das Wichtigste
«Wir können auch einen Stromausfall einbauen. Vermutlich erleben das die Rettungssanitäter nie, aber sie können bei uns den Mechanismus verstehen», sagte der Sirmed-Geschäftsführer. Wie organisiert sich ein Team in einer solchen Situation? Das herauszufinden sei das eigentlich Wichtigste in den Simulationsräumen. Damit spricht er auch das in der Schweiz gut funktionierende Rettungswesen an. Aber: «Wir erleben noch zu viele Situationen, die nicht rund abgelaufen sind.»
Einen Schritt vorwärts gehen
Deshalb möchte Sirmed mit den neuen Simulationsräumen, die zwischen dem Hotel Sempachersee und dem Schweizer Paraplegiker-Zentrum situiert sind, einen Schritt vorwärts gehen. Sirmed stärkt das Situationsbewusstsein, die Entscheidungsfindung, die Kommunikation und das Teamwork. «Hier kann man das alles trainieren», ist Helge Regener überzeugt. Mitarbeiter Kai Kranz ergänzt: «Eine funktionierende Teamarbeit ist enorm wichtig. Wir vermitteln hier nicht primär medizinische Fertigkeiten.»
Schon bisher besuchen jährlich über 11’000 Personen das Bildungsangebot – unter anderem gehören die Feuer-
wehr Region Sursee oder die interkantonale Polizeischule zu den Kunden. Mittelfristig soll diese Zahl steigen.
Sirmed besteht seit 2002. Das Institut ist eine Tochter der Schweizer Paraplegiker-Stiftung. Heute gehört Sirmed zu den Marktführern bei Ausbildungen im Bereich der Notfall- und Rettungsmedizin. Inzwischen beschäftigt Sirmed 23 Festangestellte und rund 230 Personen im Stundenlohn. «Durch das immer grösser werdende Angebot unserer Organisation stiessen wir in den vergangenen Jahren an unsere Kapazitätsgrenzen», erklärte Regener.
Daher seien sie froh, dass sie mit dem neuen Erweiterungsbau, in dem auch die Simulationsräume untergebracht seien, die Fläche in Nottwil fast verdoppeln konnten. Denn es sei wichtig, dass möglichst viele Personen das Bildungsangebot der Sirmed nutzen könnten. «Davon profitieren am Schluss die Patienten.»