Sursee: Mit Nasa-Forscher auf Entdeckungsreise durch die Milchstrasse
Nächsten Freitag bringt die Adventsstube Natur- und Bibelwissenschaft in einem Dialog zusammen. Nasa-Forscher Florian Kehl und Vierherr Walter Bühlmann laden zur Entdeckungsreise durch die Milchstrasse ein.
Walter Bühlmann, wie kommt es, dass der bedeutende Nasa-Forscher Florian Kehl ausgerechnet am 14. Dezember nach Sursee kommt?
Ich habe mich als Bibelwissenschaftler seit Langem mit der Erzählung von den «Weisen aus dem Morgenland» im Matthäusevangelium beschäftigt. Nach diesem Bericht sind Weise – Magier – aufgrund eines astronomischen Ereignisses aus Babylon nach Jerusalem gereist. Gerne hätte ich einmal bei einer Weihnachtspredigt dieses Ereignis in den Mittelpunkt gestellt. Dies ist aber in einer Predigt kaum möglich. Deshalb entschieden wir uns für eine besondere Veranstaltung. Zur gleichen Zeit las Gemeindeleiter Claudio Tomassini in einer Zeitschrift das Porträt des Nasa-Forschers Florian Kehl und fragte bei der Nasa an. Zu unserem Erstaunen sagte der Forscher zu.
Kann man als Naturwissenschaftler die Bibel ernst nehmen? Viele Geschichten sind ja mit naturwissenschaftlichen Erkenntnissen unvereinbar.
Es ist mir natürlich klar: Bibel und Naturwissenschaften kann man nicht miteinander vergleichen. Wir schauen heute mit dem Teleskop in Millionen Lichtjahre hinein. Das sind Wahnsinnsgrössen, die wir als Menschen kaum verstehen können. Die Bibel aber ist kein Geschichtsbuch und sagt uns nicht, wie die Welt entstanden ist. Biblische Geschichten sind Glaubensgeschichten, die uns eine ganz andere Botschaft mitteilen.
Wie kann man dies erklären?
Machen wir ein Beispiel: In vielen Psalmen wird die Herrlichkeit Gottes mit dem Blick in den Nachthimmel beschrieben. Wir begegnen in den Psalmen einem begeisterten und auch fassungslosen Staunen des biblischen Beters. Wir moderne Menschen schauen heute mit starken Teleskopen ins All und reden von Lichtgeschwindigkeiten. Das Staunen bleibt gleich. Das Staunen ist die Brücke zwischen Glaube und Naturwissenschaft. Ich staune und erschaudere, wie gross diese Schöpfung ist. Wie gross muss der Schöpfer sein? Man schätzt, dass der Kosmos 40 bis 50 Milliarden Lichtjahre gross ist, auch wenn man heute nur 13,5 Milliarden Lichtjahre überblicken kann. Was sagt das eigentlich über Gott aus? Wie gross ist dann dieser Gott?
Nehmen Sie in Ihrem Referat Bezug auf die «Weisen aus dem Morgenland», von denen das Matthäusevangelium berichtet? Waren diese «Magier» auch in der Astrologie bewandert?
Aufgrund vieler Ausgrabungen im Alten Orient wissen wir, dass die Kenntnisse über den Verlauf der Sterne, über die Gesetzmässigkeiten und ihre Laufbahnen schon sehr früh bekannt waren. Im British Museum ist eine Babylonische Keilschrifttafel vom Ende des 2. Jahrtausends erhalten. Sie listet die Aufgänge und Positionen von Planeten, Sternen und Sternbildern auf. Exegetisch ist jedenfalls auffällig, dass Matthäus Sterndeuter in seine Kindheitsgeschichte einbaut. Da treten also Astrologen auf, die sonst in einem biblischen Bericht nicht vorhanden sind. Das mag ein Hinweis sein, dass vielleicht tatsächlich irgendein Himmelsphänomen in der Region in dieser Zeit aufgetreten ist, das breitere Aufmerksamkeit erregt hat. Aber darauf werde ich in meinen Ausführungen am 14. Dezember zu sprechen kommen.
Freitag, 14. Dezember, 19 bis 20 Uhr: Adventsstube in der Pfarrkirche Sursee.