Wo steht das schönste Bänkli?

Die Endmoräne Mariazell, die den Sempachersee beziehungsweise den Triechter gegen Norden umsäumt, ist als Kraftort bekannt und anerkannt. In der Tat gibt es kaum etwas Schöneres, als auf dem Bänkli vor der Panoramatafel den Blick über den See auf den Pilatus, den Titlis und andere Gipfel der Zentralschweizer Alpen schweifen und die Seele baumeln zu lassen. Hier kann man wirklich noch Kraft und Energie tanken. Dieses Bänkli ist inzwischen in guter Gesellschaft der beiden Sitzgelegenheiten, die den «Menschen Sursee» 2016 und 2017, Beat Felder und Hans Ambühl, gewidmet sind.

Von dort aus kann man auch den Weinberg ins Visier nehmen, der diesem Ort eine weitere besondere Note verleiht. Und was wäre dieser Kraftort ohne die Wallfahrtskapelle, wo Gerold Beck als Kaplan wirkt und man beim Ritual des Kerzli-Anzündens der Gottesmutter Maria Freud und Leid anvertrauen kann? Auf Mariazell wird einem wieder einmal bewusst, in welch schöner Gegend wir leben!

Ein Bänklein steht im Walde ganz still und stumm. Ruhesuchende müssen sich ihren Platz darauf aber zuerst verdienen. Am Fusse der Schenkoner Lehnstrasse führt der Weg tief hinein in den Chäseriwald, ein steiler Aufstieg, der nicht nur bei ungeübten Wanderern das Herz höher schlagen lässt. Vorbei am Weiher weist ein Holzpfeil kurz vor der Jägerhütte «zum Bröggli», und gleich danach lockt er, der Logenplatz am Greuelbach. Umgeben von Bäumen und Sträuchern bahnt sich in aller Ruhe das Wasser seinen Weg, während sich Frösche, Mücken und im Glücksfall sogar Rehe zu dieser idyllischen Kulisse gesellen.

Viele Winter hat die Bank schon überdauert, sichtlich morsch ist das Gebälk, und weil einige Schrauben fehlen, die Bank hie und da ungewollt als «Gigigampfi» herhält. Und auch wenn der mit Vogelkot dekorierte Sitzplatz in den nächsten 100 Jahren keinen Schönheitspreis erhält, ist das Bänkli für Ruhesuchende trotzdem eines der schönsten auf der Welt.

Tagsüber wird man Zeuge eines harmonischen Zusammenseins zwischen Mensch und Tier, an lauen Sommerabenden lockt sie Schaulustige und Romantiker gleichermassen zum Betrachten des Sonnenuntergangs an: Die Rossbadi in Sempach ist zwar – vor allem in der warmen Jahreszeit – ein viel besuchtes Fleckchen, verliert deswegen meines Erachtens jedoch kein bisschen von ihrem Charme. Das Bänkli direkt am See ist nicht nur ein perfekter Rastplatz während einer Velotour um den See, sondern lädt auch zum Tagträumen ein. Gerne ziehe ich mich dort alleine zurück, um nachzudenken oder einfach um die Aussicht zu geniessen.

Tatsächlich aber ist das Bänkli inmitten der einzigartigen Kulisse am Sempachersee auch ein perfekter Ort für Zweisamkeit. Denn was gibt es Schöneres, als in den Armen eines geliebten Menschen zu sitzen, Naturgeräuschen zu lauschen und den Sonnenuntergang zu bestaunen?