Angela Pfäffli und Raphael Kottmann hatten den «Letzten» im Kantonsrat. Foto Christian Hodel
Angela Pfäffli und Raphael Kottmann hatten den «Letzten» im Kantonsrat. Foto Christian Hodel
26.03.2019

Zwei langjährige Kantonsräte sagten Adieu

Angela Pfäffli aus Grosswangen und Raphael Kottmann aus Oberkirch traten am Dienstag als Kantonsrat ab. Die beiden Politiker erleben den Wahlkampf entspannter als früher und blicken auf ihre Karriere zurück.

Angela Pfäffli harrte bis ganz am Schluss aus und vertrat sogar noch einen ihrer Vorstösse am Dienstagnachmittag. Am Freitag davor sagte sie dazu: «Ich muss mich noch vorbereiten.» Froh sei sie, dass der Kalender mehr so getaktet ist, wenn ihre Zeit im Kantonsrat endet. «Ich erlebte eine turbulente Zeit.»

 

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13 Jahre im Kantonsrat

So kennt man Angela Pfäffli. Sie vertrat in den 13 Jahren im Kantonsrat ihre Meinungen mit Fachwissen und Engagement.

Befragt nach ihren Höhepunkten im Parlament antwortet die mittlerweile 63-Jährige ohne langes Überlegen: «Dass Kantonsangestellte bis 70 Jahren arbeiten können, so sie wollen, das Referendum gegen das Gesellschaftsgesetz durch die FDP, der das Volk folgte sowie die Abstimmung über HarmoS, welche das Volk ablehnte.»

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In all diesen Geschäften hatte Angela Pfäffli eine führende Rolle. Die Bildung und das Gesundheitswesen waren ihre Liebkinder. Bevor die Grosswangerin 2006 in den damaligen Grossrat für Beat Ineichen nachrutschen konnte, engagierte sie sich in der Schulpflege.

 

2011 für den Nationalrat kandidiert

In der FDP-Fraktion übernahm sie dann den Vorsitz des Bereichs «liberale Gesellschaft» und kandidierte 2011 für den Nationalrat. 2011 und 2015 schaffte sie bei den Kantonsratswahlen jeweils Spitzenplätze.

Im Rückblick auf ihre 13 Jahre im Kantonsrat fasst Angela Pfäffli zusammen: «Die Fraktion ist kollegialer geworden und weniger von Konkurrenz geprägt.» Weiter erfährt sie mehr themenbezogene Zusammenarbeit über die Fraktion hinaus als zu Beginn ihrer politischen Tätigkeit im Kantonsrat.

 

Kleinere Schritte bringen mehr

Sie lernte in all den Jahren, dass der Wert der kleinen Schritte meistens schneller zum Ziel führt. «Und nicht jede Suppe wird so heiss gegessen, wie sie serviert wird.» Den diesjährigen Wahlkampf erlebt Angela Pfäffli entspannt, sie nimmt jedoch rege an Veranstaltungen teil. «Der Ausgang ist völlig offen, ich hoffe jedoch, dass mir eine Frau folgt», ergänzt sie ihre Prognose für den Wahlsonntag.

Raphael Kottmann hielt wie Angela Pfäffli bis ganz am Schluss durch. Am Montag gab ihm der Kantonsrat grünes Licht, seine dringliche Anfrage «über die Entwicklung, Überwachung und Bewältigung der aktuellen Waldschäden als Folge der anhaltenden Witterungsextreme» dringlich zu erklären. Am Dienstag wurde sie beraten. Wie dieser Vorstoss zeigt, lag ein Schwerpunkt seines Wirkens im Bereich Umwelt und Energie.

 

Durch und durch ein politischer Mensch

Der Oberkircher schaffte die Wahl in den Kantonsrat 2011 auf Anhieb. Nun möchte sich der 40-jährige Raphael Kottmann auf seine anderen Tätigkeiten fokussieren – allen voran auf seinen Landwirtschaftsbetrieb, die Berater- und Lehrertätigkeit sowie gemeinnützige Engagements.

Der CVP-Vertreter hält aber fest: «Ich bin durch und durch ein politischer Mensch und gestalte gerne mit.»

 

Viele Gesetze mitgestaltet

Der Landwirt und Jurist leitete in der CVP-Fraktion den Bereich Umwelt und Energie. «Das Energiegesetz und die Richtplanrevision waren bestimmt zwei Höhepunkte in meiner Amtszeit», sagt Raphael Kottmann. Auch die Revisionen des Wald- oder des Jagd- und Fischereigesetzes könnten sich sehen lassen.

Und er präsidierte den Staatspersonalverband vier Jahre. «Das war prägend und dadurch war ich sehr nahe am Ball bei vielen Geschäften.»

Wegen der finanziellen Lage des Kantons seien in der zweiten Amtszeit keine grossen Würfe möglich gewesen. «Der visionäre Ansatz fehlte im Rat, weil das die Finanzen nicht zugelassen haben», erklärt der CVP-Kantonsrat.

Die Arbeit in der Fraktion gefiel Raphael Kottmann enorm. «Wir treten wieder geschlossener auf, und die CVP ist Trendsetter», erzählt er.

 

Kein Müssen, aber ein Dürfen

Positiv in Erinnerung bleibt ihm die Begegnungen mit der Bevölkerung, die immer sehr differenziert und interessiert gewesen sei. Den Wahlkampf empfand er nie als Müssen, sondern ein Dürfen. Die Ausgabe 2019 empfand Raphael Kottmann eher als ruhig und unspektakulär. «Das Klima hat dem Wahlkampf eventuell neuen Drive gegeben. Ob es prägend ist, wird sich zeigen», stellt er fest.

Der Landwirt und Jurist ist noch mehr bewusst geworden, dass es Mehrheiten brauche, um weiterzukommen. «Kantonsräte müssen offen sein, zuhören können und parteiübergreifend denken», ist er überzeugt.


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