Über 100 Frauen und Kantonsratskandidatinnen nahmen vergangenen Montag Platz im Kantonsratssaal. Foto: Livia Kurmann
Über 100 Frauen und Kantonsratskandidatinnen nahmen vergangenen Montag Platz im Kantonsratssaal. Foto: Livia Kurmann
30.01.2019

100 Frauen nahmen Platz im Kantonsratssaal

Immer mehr Frauen wollen in den Kantonsrat. Aus dem Wahlkreis Sursee kandidieren 47 Frauen für einen Sitz. Das Netzwerk Frauen Politik Luzern lobt den wachsenden Frauenanteil.

315 Frauen kandidieren im kommenden März für den Kantonsrat Luzern. 110 mehr als noch vor vier Jahren. Für das Netzwerk «Frauen Politik Luzern» eine erfreuliche Nachricht. Seit drei Jahren engagiert sich das überparteiliche Gremium für mehr Kandidatinnen auf den Listen und folgend mehr Frauen im Kantonsrat. Am vergangenen Montag lud das Netzwerk die Kandidierenden in den Kantonsratssaal Luzern ein. Über 100 Frauen sind dieser Einladung gefolgt. «Es freut mich, dass so vielseitige und altersmässig durchmischte Kandidatinnen zur Wahl antreten», sagt Gremiumsmitglied und FDP-Kantonsrätin Rosy Schmid aus Hildisrieden. «Die Jüngeren können von den Erfahrungen der Älteren profitieren und die Älteren von den frischen Ideen der Jüngeren.»

 

aaa

Reden lernt, wer redet

Gastrednerin Viviane Speranda-Koller erklärte den potenziellen Kantonsrätinnen in ihrem Referat «Öffentliches Auftreten – Chancen und Stolpersteine», wie Journalisten arbeiten – ob im Print, TV, Online oder Radio. Weiter gab sie Tipps zu Sprache, Kleidung, Mimik und Gestik. «Reden lernt man indem man redet», sagte die TV-Moderatorin und Kommunikationstrainerin. Übung sei gefragt. Doch am wichtigsten für Politiker wie auch Journalist sei: die Fakten beieinander zu haben und die Kernbotschaft klar zu äussern. Auch Kantonsrätin Rosy Schmid, die heuer ein weiteres Mal zur Wahl antritt, hat den ein oder anderen Tipp für die Kandidatinnen: «Immer offen sein, an vielen Anlässen teilnehmen und dort direkt mit den Leuten sprechen», sagt sie. Ein politisches Amt brauche Geduld. «Die Welt ändert sich nicht von heute auf morgen. Es braucht stetige Bemühungen.»

 

bbb

47 Frauen aus dem Wahlkreis

Die Namen der Kantonsratskandidaten werden offiziell am 1. Februar bekannt gegeben. Unter den 119 Kandidaten aus dem Wahlkreis Sursee befinden sich 47 Frauen. Darunter auch jüngere Kandidatinnen wie die 18-jährige Michelle Wandeler (JSVP) aus Beromünster. Politik sei für sie bereits im jungen Alter ein brennendes Thema gewesen, das am Mittagstisch oft zu Diskussionen geführt habe. Dass sie eine politische Karriere einschlagen wollte, war bereits früh klar. «Mich bewegen Themen wie Migrations- und Familienpolitik. Für diese möchte ich mich einsetzen», sagt sie. Seit einem Jahr amtet sie als Co-Präsidentin der JSVP Kanton Luzern und kandidiert nun mit Zuspruch ihrer Partei für die Kantonsratswahlen.

Eine weitere Kandidatin ist die 27-jährige Gina Mühlebach (Grüne) aus Grosswangen. Für die Ernährungsberaterin stehen Themen wie Food Waste sowie auch die Gleichstellung von Mann und Frau im Fokus. «Ich wünsche mir, dass der Kantonsrat repräsentativer ist. Er müsste also zur Hälfte aus Frauen und zur Hälfte aus Männern bestehen», sagt sie. Momentan liegt der Frauenanteil im Kantonsrat bei 25 Prozent. Für die Grünen erhofft sich Gina Mühlebach einen zweiten Sitz im Wahlkreis Sursee. «Ich würde mich freuen, wenn ich einen dieser Sitze erhalten würde. Wichtiger jedoch ist, dass die Partei ihn erhält.»

Nicht nur der Ausgleich zwischen Mann und Frau soll stimmen, sondern auch der Ausgleich zwischen Jung und Alt, findet das Vorstandsmitglied der JCVP Kanton Luzern Seraina Duss aus Oberkirch. «Ich finde es wichtig, dass junge Menschen sich in der Politik einsetzen und auch zu Wort kommen», sagt die 24-Jährige. «Es wäre schön, mehr junge Gesichter im Kantonsrat zu sehen. Immerhin geht es um unsere Zukunft.» Das Thema Bildung liegt ihr als Kindergärtnerin sehr am Herzen. Durch ihr Gotti Kantonsrätin Yvonne Hunkeler wurde sie bereits im jungen Alter in die Bahnen der Politik gelenkt.

 

  

Von links: Michelle Wandeler (JSVP), Gina Mühlebach (Grüne) und Seraina Duss (JCVP).

 

135’000 potenzielle Kandidaten

Die «Frauen Politik Luzern» wollen den Frauenanteil in wichtigen Gremien, Führungspositionen und Ämtern erhöhen. «Wenn wir Frauen in den Ämtern nicht vertreten sind, bleiben wir von weiterführenden Einflussbereichen ausgeschlossen», sagte Gremiumsmitglied und SP-Grossstadt-
rätin Maria Pilotto. «Im Kanton gibt es 135'000 potenzielle Kandidatinnen, Amtsträgerinnen und Wählerinnen. Dieses Potenzial müssen wir nutzen.»


Schon gelesen?

Anzeigen

Zum E-Paper

Lesen Sie unser wöchentlich erscheinendes E-Paper und tauchen Sie ein in spannende Reportagen, Politkrimis und erfahren Sie das Neuste aus Ihrer Gemeinde.

zum ePaper

Meistgelesen

Instagram