Die Ära Galliker geht schrittweise zu Ende
Franz Galliker hat die Gemeinde Eich während 35 Jahren mitgeprägt. Am 1. Juli konnte er sein Arbeitsjubiläum feiern. Nun geht es schrittweise in Richtung Pension. Die frisch gewonnene Freizeit wird er zu geniessen wissen, etwa im Jagdrevier.
Ein weiterer sonniger und warmer Sommertag hat sich über die Region gelegt. Franz Galliker sitzt im Garten seines Hauses in Eich, bei ihm hat es sich Hund Basco im Schatten gemütlich gemacht. Ein ungewohntes Bild an diesem Werktag, sicher auch für seine Frau Rita. Sie ist es gewohnt, dass ihr Mann unter der Woche im Büro der Gemeindeverwaltung Eich ist, wo er vollen Einsatz gibt. Seit dem 1. Juli 1983 amtete der heute 63-Jährige als Gemeindeschreiber. Seit der Einführung des Geschäftsführermodells war er zudem in dieser Funktion für Eich tätig. Seinerzeit war er einer der ersten Geschäftsführer einer Gemeinde im Kanton Luzern. Am 1. Juli hat nun Franz Galliker sein Amt als Gemeindeschreiber und Geschäftsführer an Roger Bannwart übergeben.
Als Bauernbub in Schwarzenbach bei Beromünster aufgewachsen, hat ihn das Leben in der Grossfamilie mit acht Geschwistern geprägt. Franz Galliker war einer der jüngeren Kinder. «Ich habe schon früh gelernt, mich einzugliedern und meine Rolle in der Familie wahrzunehmen und mitzuhelfen im Alltag», erzählt er. Das Gleiche galt für die Schule. Damals gab es nur eine Grossklasse mit allen Erst- bis Sechstklässlern. «Das war noch eine andere Zeit», sagt er. Von nichts kam nichts, Sackgeld hat man sich erarbeiten müssen. Franz Galliker tat dies, indem er Kaninchen züchtete, von denen er später das eine und andere Tier am Markt habe verkaufen können. «Dort habe ich meine ersten Erfahrungen als Unternehmer gemacht», sagt Galliker.
Gelernt, im Kollektiv einzufügen
Als Bauernbub in Schwarzenbach bei Beromünster aufgewachsen, hat ihn das Leben in der Grossfamilie mit acht Geschwistern geprägt. Franz Galliker war einer der jüngeren Kinder. «Ich habe schon früh gelernt, mich einzugliedern und meine Rolle in der Familie wahrzunehmen und mitzuhelfen im Alltag», erzählt er. Das Gleiche galt für die Schule. Damals gab es nur eine Grossklasse mit allen Erst- bis Sechstklässlern. «Das war noch eine andere Zeit», sagt er. Von nichts kam nichts, Sackgeld hat man sich erarbeiten müssen. Franz Galliker tat dies, in dem er mitgeholfen habe, die Kaninchen zu füttern, von denen er später das eine und andere Tier am Markt habe verkaufen können. «Dort habe ich meine ersten Erfahrungen als Unternehmer gemacht», sagt Galliker.
Generalist und Dienstleister
Franz Gallikers Vater war Gemeindepräsident von Schwarzenbach. Er selber machte die KV-Lehre auf der Gemeindekanzlei in Pfeffikon. «Ich habe so gelernt, als Dienstleister einer Gemeinde aufzutreten und den Kontakt mit den Bürgerinnen und Bürgern zu pflegen», erläutert Franz Galliker rückblickend. Sein Vorbild sei der damalige Gemeindeschreiber Hans Erni gewesen. «Er hat mich als Lehrmeister stark beeinflusst und war mein Vorbild.» Durch ihn lernte Galliker den Beruf Gemeindeschreiber als Allrounderjob kennen.
Als ein solcher Generalist – zu den Tätigkeiten zählte etwa die Buchhaltung, das Steuerwesen, das Bauwesen und später auch das Notariat – begann Franz Galliker 1983 in Eich zu arbeiten; einzig zusammen mit seiner ersten Lehrtochter, welche glücklicherweise aus Eich stammte und nicht nur die Örtlichkeiten sondern auch die Leute kannte. Die Gemeindekanzlei befand sich damals noch im Eichhof in einer Sozialwohnung. Die mechanischen Schreibmaschinen standen auf grünen Pulten, wie man sie vom Militär her kannte.
Im Rechnungswesen gelangte ein sogenannter Buchungsautomat zum Einsatz. «Es gab damals noch Bürger, die ihre Steuern bar auf der Verwaltung einzahlten», macht Franz Galliker eine Tatsache deutlich, die man sich heute nicht mehr vorstellen kann. Einen Tresor gab es noch nicht, der Gemeindeschreiber brachte das Steuergeld noch selber zur Bank oder zur Post. Die Ausbildung von jungen Leuten als künftige Fachkräfte von Morgen war Franz Galliker immer sehr wichtig. Nicht weniger als 22 junge Kaufleute haben in all den Jahren bei ihm erfolgreich die Lehre absolviert. Mit dem Wachstum der Gemeinde hat auch der Mitarbeiterstab zugenommen und die Arbeitslast konnte auf verschiedene Schultern verteilt werden.
Zeiten haben sich geändert
Damals hat bezüglich Technik, Arbeitsabläufen und Infrastruktur eine gewaltige Entwicklung stattgefunden. Eines der schier unzerstörbaren grünen Pulte fungiert heute als Werkbank im Gartenhaus von Franz Galliker. Die Gemeindekanzlei befindet sich seit 1988 im «Botenhof», dem Dorfzentrum von Eich mit Arztpraxis und Dorfladen. Dass er von Beginn weg sämtliche Arbeitsgebiete als Gemeindeschreiber gelernt hat, erachtet Franz Galliker als grossen Vorteil. So sei er für viele Anliegen erste Anlaufstelle für die Bürger gewesen und habe als Vermittler zwischen ihnen und der Exekutive wirken können.
Ihm sei stets ein Bedürfnis gewesen, zumindest einen Lösungsweg aufzuzeigen, wenn jemand zu ihm gekommen sei. Gallikers Art war direkt und zuvorkommend, er hat sich eingesetzt und nie versteckt; etwas, das auch von Gemeinderäten geschätzt worden ist. So wurden ihm auch Kompetenzen zuteil, weil man seiner Arbeit vertraute.
Kommunikation umso nötiger
Wer Verantwortung übernimmt und mit vielen Menschen zu tun hat, steht auch mal im Wind. Es habe auch jene Bürger gegeben, die nicht zufrieden gewesen seien oder Räten misstraut hätten. «Für mich war dies jeweils ein Ansporn, noch transparenter zu werden und verständlicher zu kommunizieren.» Heute lebe man in einer sich schnell verändernden Gesellschaft und in der öffentlichen Verwaltung würden die Abläufe immer komplexer.
«Die Bürger sehen hier manchmal nicht mehr durch», ist sich Franz Galliker bewusst. Und dies kann auch dazu führen, dass zwischen Bevölkerung und Behörden ein Graben entstehen kann. «Ein Gespräch kann hier helfen», ist Franz Galliker überzeugt, der aber auch einräumt, dass heute eher ein Anwalt eingeschaltet wird als früher, wenn man mit Behördenentscheiden nicht einverstanden ist. «Die Nähe zwischen dem Bürger und den Behörden ist auch heute noch möglich», unterstreicht Franz Galliker. Man müsse sich aber stärker selber darum bemühen als früher.
Zahlbarer Wohnraum im Sinn
Höhepunkte hat Franz Galliker in seiner 35-jährigen Tätigkeit als Gemeindeschreiber in Eich viele erlebt. Als Beispiele nennt er nebst dem Gemeindehaus den Bau des Geschäfts- und Wohnhauses «Dorflade» mit Seniorenwohnungen Ende der 90er-Jahren und der Erweiterung und späteren Sanierung der Schulanlagen auch den Bau der Sportanlagen «Brand», die Sanierung der Eichbergstrasse mit neuer Verkehrsführung im «Vogelsang» und jüngst die Projektstarts «Seepark – Wohnen im Alter» und «Überbauung Spillmatte» mit angedachten 18 Wohnungen, die sich auch junge Eicher Familien sollen leisten können. Letzteres – die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum – ist ein grosses Anliegen von Franz Galliker. «Es hat mir immer weh getan, wenn junge Eicher das Dorf verlassen haben, weil sie für ihre Familien keine tragbaren Wohnungen haben finden können», sagt er.
Dass in Eich die Preise für Grundstücke, Miet- und Eigentumswohnungen in die Höhe geschossen sind, hat auch mit dem Wachstum der Gemeinde zu tun. Damals, als Franz Galliker vor 35 Jahren als Gemeindeschreiber angefangen hat, und drei Jahre nach dem Bau des Autobahnabschnittes der A2, setzte der Bauboom so richtig ein.
«Rückblickend muss man sagen, dass Eich fast zu schnell gewachsen ist.» Dies habe zwar dank der schönen Wohnlage am See viele gute Steuerzahler angelockt, aber eben auch zu einer Abwanderung von Jungen geführt. Dem Dorfleben und Zusammenhalt der Bevölkerung war dies nicht zuträglich. «Es braucht einen guten Mix zwischen Zuzügern, besser Verdienenden und jungen Familien mit allenfalls weniger Einkommen.» Deshalb seien Projekte mit bezahlbarem Wohnraum wie das der «Spillmatte» auch so wichtig.
Für Franz Galliker ist auch klar, dass es bestimmte Interventionen seitens der Gemeinde braucht, um zahlbaren Wohnraum überhaupt erst zu bekommen in Eich. «Man darf dies nicht ausschliesslich dem Markt überlassen, das funktioniert nicht.»
Mit alt Bundesrat gejasst
Als schönes Erlebnis bezeichnet Franz Galliker unter anderem die Bekanntschaft zum Zuger alt Bundesrat Hans Hürlimann, der sich tatkräftig für den Bau des Autobahntunnels eingesetzt hatte. Als junger Gemeindeschreiber half er im Jahre 1986 mit, dass neben alt Gemeindepräsident Anton Burkhard auch Hürlimann die Eicher Ehrenbürgerschaft verliehen wurde. Es blieb eine Verbindung zwischen diesen beiden Politikern erhalten, so dass Franz Galliker zusammen mit Burkhard und dem damaligen Gemeindepräsidenten Josef Wolfisberg einige Male nach Zug reiste, um mit Hürlimann einen Jass zu klopfen.
Weiter hat Galliker mehrere Projekte angestossen, um die Natur in Eich zu fördern und besser erlebbar zu machen, wie etwa den Rundweg um Eich, den Glögglifroschweg mit der Förderung der Geburtshelferkröte, die Öffnung des Dorfbaches im Dutenkolben, die Weiherbiotope im Eichwald oder die Grillstelle mit Brunnen beim Sportplatz Brand.
Auslöser dafür war sicherlich auch Franz Gallikers Passion, die Revierjagd, zu der er Ende der 90er-Jahre gekommen war. «Ich sehe immer wieder den Druck auf die Naherholungsgebiete in Eich und rund um den See, der immer grösser wird.» Die Naturförderungsprojekte könnten dazu beitragen, das Verständnis der Leute für die Natur zu schärfen und sie besser aufzuklären.
Mehr Zeit für Bewegung und Natur
Der Nachfolger von Franz Galliker, Roger Bannwart, hatte seine KV-Lehre auf der Gemeindeverwaltung Eich gemacht und damals Franz Galliker als Lehrmeister erlebt. 2015 ist er nach Eich zurückgekehrt und hat sich seither als stellvertretender Gemeindeschreiber und als Bereichsleiter Finanzen und Soziales eingearbeitet. Mit der Amtsübergabe am 1. Juli einher ging bei Franz Galliker eine Pensenreduktion auf 60 Prozent, die er bis zu seiner Pensionierung in zwei Jahren beibehalten wird.
Bis dahin wird er unter anderem die Projekte «aquaregio», «Seepark – Wohnen im Alter» und «Spillmatte» umsetzen helfen. Aber selbst dann könnte noch nicht Schluss sein. «Ich habe offen gelassen, bei Bedarf auch danach noch das eine oder andere für diese Projekte zu leisten.»
Ist er denn froh, dass er länger arbeiten dürfte? «Das weiss ich noch nicht», sagt Galliker mit einem Schmunzeln. «Ich musste schon etwas lernen, dass es ohne mich geht.»
Dafür habe er mehr Lebensqualität gewonnen. Diese geniesst er nun, etwa, wenn er mit seinem dreijährigen Schweisshund «Basco von der Hirschhatz» spazieren geht. «Ich werde nun mehr Zeit für Bewegung und Sport haben», sagt Franz Galliker erfreut. Auch im Jagdrevier gibt es für den Obmann der Jagdgesellschaft Eich immer etwas zu tun.