«Eine Informationstafel wurde bitter nötig»
In der Grueb in Triengen leben heute Zauneidechsen. Dank der Vernetzung mit der Sure gelang die Ansiedlung. Und Wendelin Wyss baute für die Reptilien ein Biotop.
Am nördlichen Siedlungsrand von Triengen wurde vor neunzehn Jahren eine Kiesgrube stillgelegt: die sogenannte Grueb. Pro Natura Luzern erwarb eine Parzelle und erstellte dort sogar einen zusätzlichen Tümpel. Hoffnungen erfüllten sich: Die Grueb ist heute ein bedeutender Laichplatz für Amphibien. Insbesondere für seltene Kreuzkröten oder Gelbbauchunken.
Sure und Grueb vernetzt
Das Land rund ums Naturschutzgebiet nahm Wendelin Wyss in Pacht. Der Bauer mit 33 Hektar Land und 65 Kühen erklärt: «Ich versprach, dass ich dort eine artenreiche Blumenwiese naturnah bewirtschaften würde.» Daran hielt er sich. Eines Tages entdeckte Wendelin Wyss auf seinem Grundstück eine leuchtend grüne Eidechse. «Sie sonnte sich auf einem Stein, war so wenig scheu, dass ich sie fotografieren konnte», erinnert sich der Landwirt. Wie er dann vom «Artenförderprojekt Zauneidechse» der Albert Koechlin Stiftung hörte, beschloss er, dem kleinen Tier zu helfen. «Ich schlug Pro Natura vor, das Gebiet Grueb mit der westlich vorbei fliessenden Sure zu vernetzen», berichtet er.
In Zusammenarbeit mit Bruno Strebel aus Geuensee habe er geplant, ein 65 Meter langes und sieben Meter breites Biotop anzulegen. Darauf sollten Fördermassnahmen realisiert werden, wie sie die Albert Koechlin Stiftung vorschlägt. Pro Natura stimmte dem Projekt begeistert zu.
Der Arbeitsaufwand war gross. Zuerst wurde bis auf den Kiesgrund Humus abgetragen und damit ein kleiner Walm aufgeschüttet. Darauf schuf man für die Zauneidechse verschiedene Strukturen: grosse und kleine Wurzelstöcke und Sandhaufen. Beigen aus Totholz und Ästen. Dazwischen setzte man grosse Steinhaufen aus Nagefluh. «Das Holz stammt vom Sureufer, wo in dieser Zeit Bäume gefällt werden mussten», erzählt Wendelin Wyss.
Zauneidechsen sind sichtbar
Die Arbeitszeit betrug nicht weniger als 81 Stunden. Wendelin Wyss schmunzelt: «Unser Unternehmen war baugesetzlich ein Grenzfall.» Weil es umfangreiche Erdbewegungen erforderte, wäre beinahe ein Baubewilligungsverfahren nötig geworden. Jedoch: da der einzige Nachbar keine Einsprache erhob, verzichtete die Gemeinde darauf. Wendelin Wyss ist glücklich: Selbst zum konventionell bewirtschafteten Nachbargrundstück bleibt noch ein Streifen Blumenwiese. Ideale Voraussetzungen. Und das zahlt sich aus. Schon jetzt sind auf den neuen Strukturen Zauneidechsen zu beobachten. «Vor Hofkatzen brauchen sie sich kaum zu fürchten und Hauskatzen gibt es hier nicht», versichert Wendelin Wyss.
Dafür tauchte ein anderes, völlig unerwartetes Problem auf. Passanten auf dem Velo- und Wanderweg am Sureufer schimpften wie die Rohrspatzen: Eine grosse Sauerei sei es! Bauschutt werde da entsorgt! Vollkommen widerrechtlich! «Eine Informationstafel wurde bitter nötig», erzählt Wendelin Wyss. Die Albert Koechlin Stiftung bot Hand. Seit vergangenem Jahr steht eine Tafel am Rande des Biotops. Ja, sogar ein Weglein wurde gemäht. Ob Passanten nun, statt zu schimpfen, bald nach Zauneidechsen Ausschau halten?