Erdnüsse gehören nicht in die Hände von Kleinkindern
Achtung Erstickungsgefahr: Gerade in der Advents- und Vorweihnachtszeit behandelt das Luzerner Kantonsspital (Luks) gehäuft Kleinkinder, die sich an Erdnüssen und anderen Fremdkörpern verschlucken. In einer Mitteilung mahnt das Spital zur Vorsicht und ruft Massnahmen bei einem Notfall in Erinnerung.
Erdnüsse sind in der kalten Jahreszeit bei Jung und Alt beliebt. Gerade um die Samichlauszeit erhalten Kinder oft Nüssli in einem bunten Sack geschenkt. Aber Vorsicht: Für Babys und Kleinkinder kann die kleine Advents- und Weihnachtsknabberei zur grossen Gefahr werden. «Die kindliche Luftröhre hat einen Durchmesser von rund
8 Millimetern und ist damit selbst nicht breiter als eine Erdnuss. Verschluckte Erdnüsse können bei Kleinkindern somit erhebliche Atemwegsbeschwerden auslösen und im schlimmsten Fall zu einer lebensgefährlichen Atemwegsblockade führen», warnt Prof. Dr. med. Nicolas Regamey, Leitender Arzt für Pneumologie am Kinderspital Luzern.
50 Kinder in drei Jahren
Ob verschluckt oder aus kindlicher Neugier in die Nase gesteckt – das Kinderspital Luzern und die Klinik für Hals, Nasen, Ohren (HNO) des Luks behandeln zur Advents- und Vorweihnachtszeit gehäuft Kinder unter drei Jahren mit Fremdkörpern in der Nase oder in den tieferen Atemwegen. «In den letzten drei Jahren mussten wir rund 50 Säuglinge und Kleinkinder behandeln, bei welchen der Verdacht auf eine Verlegung der Atemwege durch Fremdkörper bestand», sagt Regamey. Obwohl am häufigsten Erdnüsse in die Luftröhre geraten, gibt es eine breite Palette möglicher Gegenstände, die für Kinder Erstickungsgefahr bergen: Steinchen, Perlen, Pflanzenkerne oder -teile, Plastikteilchen, Nadeln, Kaugummis, Münzen, Knöpfe usw. «Mitunter kommt es auch vor, dass ungekochte Äpfel oder Karotten, die während des Spielens oder Gehens gegessen werden und aufgrund eines Stolperers oder beim Hinfallen verschluckt werden, in die Luftröhre geraten.»
Atemwegsprobleme als mögliche Folge
Im besten Fall kann das Kind den Fremdkörper selbst durch Husten wieder aus der Luftröhre befördern, im schlimmsten Fall droht jedoch akute Erstickungsgefahr: Gelangt der Fremdkörper in die unteren Atemwege, kann er sich in den Bronchien festsetzen. Mögliche Folgen sind Atemschwierigkeiten, Husten oder Lungenentzündungen. «Auch später kann es zu einer gefährlichen Atemnot kommen, wenn der Fremdkörper durch anhaltendes Husten ungünstig verrutscht», sagt Prof. Dr. med. Thomas Linder, Chefarzt Klinik HNO. Wird das Einatmen des Fremdkörpers nicht erkannt, kann dies zu chronischen Atemwegsproblemen beziehungsweise Funktionsstörungen eines gesamten Lungenlappens führen. Gerade in der Adventszeit, wenn vielerorts kleinteilige, verschluckbare Weihnachtsdekorationen die Wohnungen und Häuser zieren, solle das Luks sensibilisieren und die Eltern, Betreuer oder Bezugspersonen auf die Gefahr der Atemwegsaspiration aufmerksam machen, sagt Linder
Info
Notfall: Das ist zu tun
Ruhe bewahren! Versuchen, dem Kind den Fremdkörper aus dem Mund zu nehmen. Vorsicht beim Herausholen mit den Fingern: Der Gegenstand könnte so noch weiter in den Rachen gelangen. Wenn das Kind nicht mehr atmet, soll unverzüglich der Sanitätsnotruf 144 gewählt werden. Bei Säuglingen wird empfohlen, das Kind mit dem Gesicht nach unten auf den Unterarm zu nehmen und ihm auf den Rücken zu klopfen. Im Notfall ist das sogenannte Heimlich-Manöver anzuwenden: bei Kindern ab einem Jahr: Die Hände in der Mitte des Kinderbauches verschränken, sodass dieser eingedrückt wird, was das Aushusten des Fremdkörpers unterstützt.
Wenn das Kind etwas verschluckt hat und hustet, aber atmet, soll man das Kind vorerst in Ruhe lassen und beobachten. Bei bleibendem Husten – auch wenn der Gegenstand inzwischen draussen ist, oder sonstigen Atembeschwerden soll ein Arzt aufgesucht werden. Es könnte sich ein zweiter Fremdkörper in den Atemwegen befinden.