Die Büroner Erstkommunikanten 2018 hatten das Motto «Jesus – Du üses Läbesbrot». foto stephan wicki/archiv
Die Büroner Erstkommunikanten 2018 hatten das Motto «Jesus – Du üses Läbesbrot». foto stephan wicki/archiv
26.04.2019

«Freude in die Herzen der Kinder pflanzen»

Katechetin Catherine Bättig aus Sursee überblickt mehr als 50 Jahre Weissen Sonntag in der Region. Sie unterrichtet dieses Jahr die Erstkommunikanten in Büron und erzählt über «ihren» eigenen Weissen Sonntag und die Unterschiede zu heute.

In Reiden führte Catherine Bättig-Wey die Kinder vor mehr als 25 Jahren erstmals in die Geheimnisse der Erstkommunion ein. «Ich hatte damals Glück mit einem jungen Pfarrer. Er war froh, wenn ich alles managte», sagt die gebürtige Surseerin. Er habe ihr freie Hand im Unterricht gegeben und sei mit allem einverstanden gewesen. Das sei damals noch nicht Brauch gewesen.


«Früher war es ganz anders»
Bis zu jenem Zeitpunkt bestimmte der Pfarrer die Inhalte des Religionsunterrichts. «Ich glaube aber kaum, dass der Priester damals alle seine Erstkommunikanten kannte.» Auf der anderen Seite hätte die Erstkommunion mit Festgottesdienst, weltlichem Fest und Geschenken wohl für die Kinder auch nicht so eine grosse Bedeutung gehabt wie heute.

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«Früher war das ganz anders», beginnt Catherine Bättig ihren Rückblick in die Zeit vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962 bis 1965) in Sursee. Vor Ostern gingen die Erstkommunikanten täglich in die Kirche und beichteten auch. «Nach der Erstkommunion am Vormittag gingen wir am Nachmittag nochmals in die Kirche zur Tauferneuerung.»

Als Andenken an den grossen Tag wurde eine Tafel mit einer Inschrift überreicht.


Ohne Fasnacht an Erstkommunion
Kleiden sich heute alle Erstkommunikanten weiss, erlebte Catherine Bättig, wie ihre Brüder eine Kleidung trugen. Sie hatten sogar zwei Versionen: mit langer und mit kurzer Hose. Sie gehörte zur Generation, die einen eigenen Rock kaufte.

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«Den haben wir mindestens zwei Jahre lang nach der Erstkommunion am Weissen Sonntag und am Herrgottstag getragen.»


Catherine Bättig erinnert sich, dass ihr als Erstkommunikantin eingeimpft worden sei, dass sie im gleichen Jahr nicht an die Fasnacht gehen dürfe. «Wir wussten damals aber nicht, was an der Erstkommunion passiert. Wichtig war ein sauberes Herz.»

Heute versucht sie beizubringen, was an diesem Tag passiert. «Die Kinder dürfen erstmals das Heilige Brot empfangen. Das ist für sie etwas Spezielles und sehr schön. Für mich ist es am wichtigsten, dass ich Freude in die Herzen der Kinder pflanzen kann. Freude, jetzt zur Gemeinschaft zu gehören.

Die strahlenden Kinderaugen danken es einem.» Kinder auf die Erstkommunion begleiten zu dürfen, sei etwas vom Schönsten, was man als Katechetin erleben dürfe.


Die Freude ist entfacht
Dass die Freude entfacht ist, erlebte die Katechetin am Hohen Donnerstag an der Abendmahlfeier mit den Erstkommunikanten in Büron. «Sie durften mithelfen, den Altar zu decken.» Alle seien sehr gespannt und würden ungeduldig der Erstkommunionfeier entgegensehen.


Auch im Unterricht liegen zwischen «ihrer» Zeit und heute Welten. Er sei heute sehr lebensnah und soll die Freude wecken. Ein Link zur Taufe und der Inhalt des Gottesdienstes gehören zum Stoff. «Was bedeuten die Gabenbereitung und das Hochgebet», gibt Catherine Bättig weitere Beispiele aus der Vorbereitung.

Sie veranschaulicht die Wandlung mit dem Wort Segnung, obwohl das nicht der reinen katholischen Lehre entspricht, aber für Kinder verständlicher ist. Die Wandlung, so lehrt sie ihre Erstkommunikanten, sei wie die Verwandlung einer Raupe zum Sommervogel.


Kinder gestalten mit
In Büron heisst das Thema der Erstkommunion 2019 «S’Brot vo Jesus wandlet mich!» Das begleitet die Kinder ein Jahr lang und bildet am Weissen Sonntag den roten Faden. «Die Kinder gestalten den Gottesdienst mit.

Sie begrüssen am Anfang alle, machen ein Rollenspiel, singen mit und lesen die Fürbitten. Der Gottesdienst ist sehr kindernah», hält Bättig fest. In ihren Jugendjahren gab es noch kein Thema für den Weissen Sonntag.


Eltern dürfen, anderes als früher, mitmachen, werden einbezogen und sogar ein «Eltern-Kind-Tag» findet in der Vorbereitungszeit statt.  Diesen Tag erlebte sie bereits in der Zeit von Pfarrer Heinz Hofstetter, der ab 1990 fast 15 Jahre in der Pfarrei Knutwil wirkte, und bei dem sie die Erstkommunikanten mitbetreuen half.

Für die Kinder und ihre Eltern beginnt die Vorbereitung mit dem Aufnahmegottesdienst im Herbst vor dem Weissen Sonntag. «Alle zukünftigen Erstkommunikanten werden während dieses Gottesdienstes mit Namen aufgerufen.» Das habe früher auch nicht stattgefunden. 


Einige bekommen sehr viel Geld
Catherine Bättig streift das Thema Geschenke. «Ein kleines Kreuz für die Hals- oder Armkette ist immer noch aktuell», betont sie. In Büron und in Knutwil dürfen die Erstkommunikanten zu Bruder Klaus wallfahren, wo sie das Kreuz segnen lassen. Einige Kinder bekommen heute von ihren Taufpaten Geld – «sehr viel Geld», weiss die Katechetin.


Was einst wie aktuell zu einem Weissen Sonntag gehört, ist Musik. «In der Pfarrei Büron-Schlierbach ziehen alternierend die Feldmusik Büron und die Musikgesellschaft Schlierbach mit den Erstkommunikanten ein und geben nach dem Gottesdienst ein Ständli», erklärt Catherine Bättig.

Bei ihrer Erstkommunion liefen die Kinder mit dem Pfarrer und den Ministranten vom Pfarreiheim mit der Stadtmusik Sursee zur Pfarrkirche.


Abschliessend hofft Catherine Bättig, dass die Erstkommunion nicht ein einsamer Höhepunkt im Kirchenleben der Kinder ist.


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