Interessant ist für die Jungen, was sie betrifft
Politik und Wahlen stehen auf der Agenda der Jugendlichen nicht allzu weit oben. So der landläufige Eindruck. Doch stimmt er? Und wenn ja, was unternehmen die Schulen, um das Interesse der Jugendlichen zu stimulieren?
Es ist noch gar nicht so lange her, da bildete der Staatskundeunterricht einen festen Bestandteil der Lehrpläne auf der Oberstufe der Volksschule, in den Gymnasien und Berufsschulen. Und da waren dann, je nach Interessenlage der Lehrperson, auch Abstimmungsvorlagen und Wahlen auf nationaler und kantonaler Ebene ein Thema. Mittlerweile hat sich dies etwas geändert. «Politik ist zwar nach wie vor ein Thema im Lehrplan des Fachs Geschichte. Aber den eigentlichen Staatskundeunterricht gibts nicht mehr», sagt David Lienert, der an der Kanti Sursee Geschichte unterrichtet. Seiner Ansicht nach ist es eher schwierig, die Jugendlichen für politische Themen zu interessieren: «Man darf diesbezüglich nicht zu hohe Erwartungen an die Schule haben.» Entweder sei bei den Schülern eine Grundaffinität für Politisches da oder eben nicht.
«Am ehesten lassen sich die Schüler mit Themen abholen, die sie unmittelbar betreffen. Oft sind dies auch regionale Themen», so Lienert. Er macht keinen Hehl daraus, dass das Wissen über politische Zusammenhänge bei manchen Jugendlichen erschreckend dürftig ist: «In dieser Hinsicht versagen die Schulen schon etwas.» Man müsse den Jugendlichen klar machen, dass auch sie von politischen Entscheidungen betroffen seien – wenn nicht heute, so sicher in einigen Jahren.
Radio-Podium in der Kanti
Von einem allgemeinen Desinteresse mag Lienert indessen nicht sprechen: «Wenn politische Exponenten auftreten, die einige Jahre vorher selber in die Kanti Sursee gingen, und eloquent sind, wie zum Beispiel der Präsident der Grünen Sursee, Samuel Zbinden, dann geniessen sie die volle Aufmerksamkeit der Schülerschaft.» Er habe aber auch politisch völlig uninteressierte Klassen erlebt, bei denen man mit den eigenen Ansprüchen von Anfang an scheitert.
Lienert findet es wichtig, dass die Schulen im Rahmen ihrer Möglichkeiten dazu beitragen, dass jene Schüler, die schon wahlberechtigt sind, ihr Wahlrecht auch wahrnehmen. Im Hinblick auf die bevorstehenden kantonalen Wahlen habe die Kanti Sursee denn auch die Anfrage von Radio SRF, Gastrecht für ein Wahlpodium zu gewähren, positiv beantwortet. Dieses findet am 13. März um 19.30 Uhr in der Kanti-Aula mit allen bisherigen Regierungsräten und den neu für die Kantonsregierung Kandidierenden statt. Die Oberstufenschüler dürfen vorgängig Fragen eingeben.
Schüler wollen Fragen stellen
Auch in den Berufsschulen werden die Wahlen im Unterricht thematisiert, wie Marcel Schorno, Fachbereichsleiter Allgemeinbildung am Surseer Bildungszentrum Wirtschaft, Informatik und Technik auf Anfrage ausführt. In Sursee liege der Fokus jedoch vor allem auf den nationalen Wahlen im Herbst, während in Willisau eher die kantonalen Wahlen im Vordergrund stünden. «Im Allgemeinden sind die Jugendlichen interessiert, sobald es um Themen geht, die sie konkret betreffen», weiss Schorno. Im ersten Lehrjahr halte sich das Interesse in Grenzen. Es steigere sich in der Regel jedoch mit der Anzahl der Lehrjahre. Besonders attraktiv ist es gemäss Schorno, Kandidierende zu Podien einzuladen, wo sie sich den Fragen der Schüler stellen.
Spielerischer Ansatz in der Sek
An der Oberstufe der Stadtschulen Sursee seien die kantonalen Wahlen kaum ein Thema, wie Christian Fähndrich, 3.-Sek-Klassenlehrer im Schulhaus Neu St. Georg, erklärt. Dies nicht zuletzt aus terminlichen Gründen. Im Rahmen des Lehrplans für die Staatskunde in der 3. Sek. liege der Fokus klar beim Bund. So finden regelmässig Exkursionen ins Bundeshaus statt, die nächste Ende Januar. Im Juni steht dann auch ein Besuch im Kantonsrat an, bei dem sich die Schüler mit Parlamentariern treffen. Ein Podiumsgespräch mit Kandidierenden im Vorfeld der aktuellen kantonalen Wahlen ist nicht geplant. Diese werden, wenn überhaupt, nur punktuell thematisiert.
«Für 14- bis 16-jährige Schülern sind politische Themen schon relativ weit weg», gibt Fähndrich zu bedenken. Interessant sei für sie sei am ehesten, eine eigene Partei zu gründen und ein Parteiprogramm aufzustellen. Dies müsse jedoch auf eine spielerische Art und Weise erfolgen.