«Jugendliche sind wandernd unterwegs»
Den Jugendtreff Metro besuchen bis zu 37 Jugendliche an einem Abend. Die Verantwortlichen Armin Steffen und Fabio Bieri der Stadt Sursee blicken auf die ersten fünf Jahre zurück.
Der Jugendtreff Metro steht seit Januar 2014 an der Moosgasse. Dort gibt es verschiedene Räume. Jugendliche treffen sich am Mittwochnachmittag und Freitagabend. Fabio Bieri, der seit Juni 2018 hier arbeitet und Leiter Fachbereich Gesellschaft ist, kennt die Zahlen des Januars: 118 Jugendliche – davon 64 Mädchen. Die erste Januarwoche war wegen Ferien geschlossen. Im Januar schwankten die Freitagstreffs zwischen zwölf und 37 Jugendlichen pro Abend. Den Mittwochtreff besuchten pro Nachmittag zwölf bis 20 Personen.
Keine Konsumangebote
Diese Zahlen erscheinen für eine Stadt mit 10’000 Einwohnern klein. «Wie misst man, wie unser Angebot ankommt?», fragt Fabio Bieri zurück. Die Treffs seien ok besucht. Das Messen der Qualität geschehe nicht nur durch eine Zahl. Wenn die Jugendförderung möglichst viele Jugendliche ansprechen wollte, könnte sie eine Party organisieren. Konsumangebote seien aber nicht Aufgabe der Jugendförderung.
Er ergänzt: «Jugendliche sind in der Freizeit vor allem wandernd unterwegs.» Offenbar gebe es in Sursee ein gutes Angebot für Jugendliche, wo sie sich aufhielten. Die Cliquenräume finden Anklang. Für den symbolischen Preis von 1 Franken pro Stunde können sie gemietet werden. Ob das so bleibt, sei Teil der Entwicklung des Fachbereichs Gesellschaft.
Armin Steffen, Bereichsleiter Bildung und Kultur, findet den Standort des «Metro» gut. Hier sei man örtlich geschützt. Er verweist auch auf das gewaltige Vereinsangebot in der Stadt mit vielen Jugendlichen. «Wir haben ein Grundangebot in der Jugendförderung und machen einen guten Job. Das Angebot hat sich gewandelt – auch durch die räumlichen Möglichkeiten.» Teilweise werde noch vom Zofj gesprochen – positiv wie negativ.
Der Mittagstisch fällt weg
Die ersten fünf Jahre seien eine Herausforderung gewesen, fasst Armin Steffen zusammen. Er nennt etwa Angebote bereitzustellen und sie zu kommunizieren. «In der gleichen Zeit haben wir versucht, immer wieder partizipativ mit den Jugendlichen zu arbeiten.» Die Jugendlichen seien stets im Wandel. In der Zwischenzeit ist das Haus Teil des Fachbereichs Gesellschaft geworden. Hier treffen Kleinkinder, Jugendliche, tamilische Tanzgruppen und Mädchen im Selbstverteidigungskurs aufeinander. «Die Räume bieten ein enormes Potenzial.»
Fabio Bieri erklärt, dass viele Jugendliche durch Beziehungen ins «Metro» kommen. Besuche bei Erstoberstufenschülern und des Elternforums haben stattgefunden, die mobile Jugendarbeit besucht Jugendliche an beliebten Plätzen in mehreren Gemeinden. Ein Rätsel ist beiden, warum der Mittagstisch – für 6 Franken – mit sechs regelmässigen Besuchern kaum Anklang fand. Er läuft noch bis zu den Fasnachtsferien. Dann ist Schluss.
Respekt ist die Regel Nummer 1
Jugendliche reizen gerne Grenzen aus. «Die wichtigste Aufgabe des Jugendalters ist die Bildung einer eigenen Identität. Dazu gehört, dass man Rollen ausprobiert und teilweise auch Regeln bricht», sagt Bieri. Im Jugendtreff sei der Konsum von Alkohol verboten. Alkohol sei trotzdem ein Thema bei den Jugendlichen. Deshalb wäge das Team ständig ab, wie es auf Grenzüberschreitungen reagieren soll. «Wir legen sehr viel Wert auf den Austausch im Team, so dass wir wissen, wer wo und wie aufgefallen ist», verrät er und fügt an: «Respekt ist unsere grösste Regel.» Über das Kiffen werde viel gesprochen, im Metro gebe es aber selten Probleme deswegen.
Gewisse Jugendgruppen vermissen einen autonomen Ort, wo sie sich ungestört und mit wenigen Regeln aufhalten können, erzählt Fabio Bieri. «Wir wären grundsätzlich offen, volljährigen Jugendlichen etwas Teilautonomes zu ermöglichen, wollen aber, dass dies unter klarer Verantwortung und Trennung der klassischen Jugendangebote stattfindet.» Bis anhin wollte niemand der Jugendlichen diese Verantwortung selber tragen.
Was wünscht sich Fabio Bieri von den Jugendlichen? «Dass sie in ihrem Alltag genügend Freizeit kombiniert mit einer Vision haben, die sie dazu antreibt, ihren Weg zu gehen», antwortet er. Seine eigene Identität zu bilden, sei im Jugendalter wichtig. Das bedinge Ausprobieren, einen gewissen Schutz, klare Grenzen, aber auch Reflexionsfähigkeit. «Ich wünsche mir, dass die Jugendlichen diesen Weg ausgiebig und sicher durchlaufen können.»