24.05.2021

Kinder schrieben Personen mit Höreinschränkungen

von RED (1)

Einige Mitglieder des Vereins «pro audito sursee» klagten über Einsamkeit. Das liess den Vorstand keine Ruhe, denn auch die GV konnte wieder nicht abgehalten werden. Er fädelte einen Briefwechsel zwischen Kindern und Mitgliedern ein. 

Ein Mitglied von «pro audito sursee» erwähnte, dass es einsam sei. Diese Aussage liess den Vorstand nicht mehr in Ruhe. «Schnell war klar, dass wir unseren Mitgliedern einen Blumengruss überbringen wollten», erzählt Präsidentin Albie Sieger. Und vor allem habe der Vorstand einen fröhlichen Kontakt zwischen Kindern und den Mitgliedern initiieren wollen. «Mit dieser Aktion versprachen wir uns, etwas zum Dialog zwischen den Generationen in dieser Covid-Zeit beizutragen.» Und der Verein fand 72 Schulkinder, von der 1. bis zur 6. Klasse.

Kinder schreiben und zeichnen

Die 1. bis 4. Klässler zeichneten, schrieben Briefe, stellten Löwenzahn-Honig her und beschäftigten sich mit Höreinschränkungen von Menschen und deren Auswirkungen. Eine 5./6. Klasse setzte sich im Unterricht gerade mit den fünf Weltreligionen auseinander. «Was bedeutet die Religion für Sie? Was für religiöse Feste feiern Sie?», waren ihre Fragen an die ältere Generation.

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Nun waren die Mitglieder gefragt. Ihre Antwortbriefe waren ebenso zahlreich und herzlich. Alle 72 Kinder erhielten einen Antwortbrief der Vereinsmitglieder. Manchmal steckte sogar eine Schoggi im Brief und ein selbst gezeichnetes Mandela. Ein Kind bekam sogar drei Briefe. Die hochbetagte Frau im Pflegeheim präsentierte den Brief des Schulkinds freudig neben dem Blumenstöckli. «Da sie selber kaum mehr sehen und schreiben konnte, schrieb ihr Pfleger zurück, dann ihr Besuch und schliesslich veranlasste sie selber jemanden, eine Karte zu schreiben und setzte ihre Unterschrift darauf», berichtet Albie Sieger.

Briefe an Unbekannte

Die Kinder konnten die Antwortschreiben kaum erwarten, schrieben sie doch einer Person, die sie nicht kannten. «Wie wird Herr Bucheli wohl reagieren?» «Was sagt Frau Bachmann zu meiner Zeichnung?» Aus Datenschutzgründen blieben alle Briefe anonymisiert und wurden den Lehrpersonen weitergeleitet.

Und dann war es soweit. Albie Sieger und Vorstandsmitglied Ruth von Matt, Vorstandsmitglied, besuchten eine 1./2. Klasse, um das Öffnen der Rückbriefe live mitzuerleben. Albie Sieger erzählte vorerst vom Lippenlesen und von Gesten, die das Hören erleichtern. Das war allen einleuchtend. Ruth von Matt erklärte, wie mit einem Hörgerät das Hören und Verstehen verbessert werden kann.

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Freude über die Antworten 

Dann durften die Kinder endlich die Briefe öffnen. Tierkarten, Blumenkarten und schöne Handschriften kamen zum Vorschein. Die Kinder hatten sichtlich Freude an den lieben und dankbaren Worten. Dass ihre Karte vielleicht sogar auf dem Wohnzimmertisch steht, war ein Grund zum Strahlen.

Dass Briefe an Menschen geschrieben werden, die man nicht kennt, dass man offen in Gedanken auf das Gegenüber zugeht, das schuf Verbindungen. Und wer weiss? Vielleicht stehen oder hängen die Briefe und Zeichnungen der Kinder noch immer in den Wohnungen der  Mitglieder. Und vielleicht hängen die Kinder ihre Tierkarten und Briefe an ihre Pinwand oder legen sie als Lesezeichen in ihr Buch?

Info

Was macht pro audito sursee?

Pro Audito Sursee ist seit 1962 ein Verein für Menschen mit Hörproblemen unter dem Motto «Hören heisst, dazugehören». Der Verein bietet Verständigungskurse – Lippenlesen und Hörtraining – für seine 70 Mitglieder an. Er berät alle Personen mit einer Hörbehinderung und macht sich stark für die Förderung des Einbaus von Höranlagen in öffentlichen Gebäuden. Auch organisieren Präsidentin Albie Sieger und ihre Vorstandskollegen Ausflüge und Informationsveranstaltungen für die Mitglieder. {red)


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