Unterrichtsfrei, aber keine Spur von arbeitsfrei
Wie 950'000 andere Schweizer Kinder und Jugendliche in der Schweiz haben auch die Trienger Schüler mindestens bis zum 26. April keinen regulären Unterricht. Doch dies heisst nicht etwa, dass sie nicht für die Schule arbeiten müssen. Und erst recht nicht für die Lehrerinnen und Lehrer.
«Stell dir vor, es ist Schule und keiner geht hin», so könnte man die aktuelle Situation in den Schulen europaweit beschreiben. Das Coronavirus hat uns total im Griff. Mehr noch: Und trotz allem geht das Leben weiter. Auch das schulische. Der Lehrplan gilt weiterhin. Die Schule muss versuchen, dass die Ziele des Lehrplans erreicht werden. Die Schüler müssen den Anschluss an die weiterführenden Schulen schaffen, Lehrstellen finden, Übertritte und eventuelle Repetitionen müssen vereinbart werden und irgendeinmal stehen Noten und Zeugnisse an.
Notfallszenarium angewendet
In jedem Büro der Schulleiter und Lehrerzimmer der Schweiz steht ein Ordner mit dem Notfallszenarium, heute eventuell eher virtuell in der Cloud. Darin werden so ziemlich alle möglichen und unmöglichen Ereignisse besprochen. Feuer oder Amoklauf! Alles ist festgehalten. Mit dem Coronavirus haben aber nur die wenigsten gerechnet. Und das Gemeine am Virus ist: Es kam sehr schnell. Exponentiell schnell quasi. Zu schnell auf jeden Fall, als dass man dieses Szenarium der Schulschliessung hätte weitsichtig planen können.
Aber bekanntlich kann sich eine Führung in der Krise am besten bewähren. Am Freitagvormittag bereits konnte man ahnen, dass der Bundesrat die Schulen schliessen würde. Nach dem Verkünden dieses diesen einschneidenden Schritts musste man in den Schulen noch warten, bis der Kanton die Umsetzung dazu erklärte.
Eltern erreichen ist sehr wichtig
Dieses mit Spannung erwartete Mail traf am Abend nach 19 Uhr ein. So konnten wir von der Schulleitung die Information an die Lehrpersonen und Eltern für den Samstagmorgen vorbereiten. Als ein Glück für die Schule Triengen entpuppte sich der Newsletter. Rund 90 Prozent der Eltern können damit erreicht werden. Selbstverständlich wurde die Elterninfo auch auf der Homepage der Schule veröffentlicht, und jede Klasse hat selber wieder ein eigenes Informationssystem. Das Ziel war klar: Die Eltern und die Kinder mussten wissen, wie es am Montag weitergeht.
Ebenso wichtig war aber auch die Botschaft, dass die Kinder nicht einfach schulfrei, sondern durchaus weiterhin «Schule» haben. Einfach anders. Fernunterricht oder Homeschooling nennt sich das. Das mag im Moment die Laune der Jugendlichen wohl ein wenig gestört haben. Denn schulfrei feiern wäre angenehmer gewesen.
Sonntagsarbeit für Lehrpersonen
Die Schule Triengen mag den Kindern grundsätzlich Ferien gönnen. Doch Lehrpersonen und Schulleitung wollten schon gar nicht, dass die Kinder in den Ferienmodus schalten und später mühsam daraus zurückgeholt werden müssen. Das Ziel war klar: Die Schüler sollten bereits am Montag Material und Aufgaben für das Homeschooling erhalten. Für die Lehrpersonen bedeutete dies ein Wochenende voller Arbeit. Die getätigte Planung konnte im Schrank versorgt werden. Einige Lehrpersonen arbeiteten am Sonntag bis 23 Uhr.
Der Montag dann verlief in der Trienger Schule gut organisiert ab. Geradezu generalstabsmässig verlief dieser Morgen im Dorfschulhaus. Dies war nicht nur effizient, sondern Eltern und Kinder erhielten so auch die Gewissheit, dass die Lehrpersonen und Schulleitung das Ganze im Griff haben. Auch in den anderen Primarschulhäusern kam dank guter Planung keine Ratlosigkeit, aber auch keine Hektik auf, als Eltern oder Schüler gestaffelt das Unterrichtsmaterial abholten.
In der Tat, es war beeindruckend, wie die Lehrpersonen am Wochenende die erste Woche des «Fernunterrichtes» vorbereiteten und organisierten. In der Sekundarschule mussten die Schüler nicht herkommen. Denn hier ist digitales Lernen angesagt. Die Schüler der 1. Sek arbeiten neu mit Office 365, die der 2. und 3. Sek sind sich den Umgang mit digitalem Lernen sehr gewohnt.
Wenige zu betreuen
Nicht alle Eltern können ihre Kinder zu Hause betreuen. Sie sollen zu Hause aber nicht einfach TV schauen oder gamen. Aus diesem Grund sind die Gemeinden verpflichtet, eine Betreuung anzubieten. In Triengen machen aber nur ganz wenige von diesem Angebot Gebrauch: Zwei Kinder in der Sekundarschule und drei in der Primarschule. Auch der Mittagstisch im Betagtenzentrum wird aus verständlichen Gründen nicht mehr angeboten. Eine Schülerin wird zusammen mit einer Lehrperson zweimal pro Woche in der Hauswirtschaft das Mittagessen kochen.
Am Dienstag herrschte in den meisten Schulhäusern Ruhe. Die Kinder arbeiteten zu Hause. Die Vorgabe ist: ca. eine Stunde am Tag in der 1./2. Primarklasse bis zu drei Stunden am Tag in der Sekundarschule. Die Vorbereitung und Korrektur werden den Lehrpersonen noch viel Kopfzerbrechen und Arbeit bereiten. Ganz bestimmt wäre allen der Normalbetrieb lieber. Vermutlich werden auch viele Schüler ziemlich schnell ein Ende des Notstandes herbeisehnen und wären glücklich, wenn sie in die Schule zurückkehren könnten.