Wohin der Hase hoppelt
Wo Ackerland ökologisch stark aufgewertet wird, fühlen sich Feldhasen und bedrohte Vögel wohl. Das zeigen langjährige Zählungen der Schweizerischen Vogelwarte im schaffhausischen Klettgau. Die Region hat sich dank einer engen partnerschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Naturschutz und Landwirtschaft zu einem Hotspot für die Biodiversität entwickelt.
Mohn, Labkraut und Wiesensalbei sorgen für rote, gelbe und violette Farbtupfer. Nicht nur für das menschliche Empfinden sind Buntbrachen und artenreiche Wiesen eine Augenweide in den ansonsten monotonen Produktionslandschaften, auch die Natur profitiert: Wo es im Ackerland viele Buntbrachen und andere ökologisch wertvolle Lebensräume gibt, finden Feldhasen, zahlreiche weitere Tiere und Pflanzen ein Zuhause. Das zeigen langjährige Zählungen der Vogelwarte Sempach im schaffhausischen Klettgau. Besonders eindrücklich sichtbar sind diese Unterschiede beim Feldhasen: In einem ökologisch stark aufgewerteten Ackerbaugebiet des Klettgau mit einem hohen Anteil an wertvollen Biodiversitätsförderflächen ist die Dichte mit rund 16 Feldhasen pro Quadratkilometer 5-mal so hoch wie im schweizweiten Durchschnitt. In einem angrenzenden Gebiet, wo der Anteil ökologisch wertvoller Flächen sehr viel geringer ist, sind es dagegen nur 2 Feldhasen pro Quadratkilometer, also 8-mal weniger. Das geht aus den diesjährigen Feldhasenzählungen hervor.
Deutliche Ergebnisse
«Wir wissen also, wohin der Hase läuft: In die Gebiete mit einem hohen Anteil an ökologisch wertvollen Flächen, zu denen insbesondere Buntbrachen gehören», resümiert Markus Jenny, der für die Vogelwarte das Projekt im Klettgau begleitet. Von den ökologischen Aufwertungen profitieren ausserdem praktisch alle untersuchten Brutvögel. Die Dichte von Schwarzkehlchen und Dorngrasmücke beispielsweise ist im stark aufgewerteten Gebiet mehr als 5-mal höher als im nicht aufgewerteten Gebiet, die praktisch ausgestorbene Grauammer kommt nur noch im aufgewerteten Gebiet vor.
Um Feldhasen effektiv zu fördern, braucht es im intensiv genutzten Ackerland mindestens 5 % wertvollen Biodiversitätsförderflächen wie Buntbrachen, artenreiche Wiesen oder Hecken. Im stark aufgewerteten Gebiet im Klettgau liegt der Anteil mit 12% sogar mehr als doppelt so hoch! Und die Natur dankt es, wie die Zählungen eindrücklich belegen. Dank der 30-jährigen engen Zusammenarbeit zwischen Vogelwarte, Kanton und den Landwirten ist der Klettgau heute ein Vorzeigebeispiel. Markus Jenny ist überzeugt: «Im Klettgau wird exemplarisch aufgezeigt, dass Landwirtschaft und Ökologie Hand in Hand gehen können».