Ernst und Ida Bruggmann versüssten die Fasnacht 1984
Ernst und Ida Bruggmann regierten 1984 die Surseer Fasnacht als Heinipaar. Mit zwei Monaten dauerte die Fasnacht aussergewöhnlich lang. Noch heute sind die beiden aktiv in der Zunft Heini von Uri dabei.
«Die vielen Begegnungen, die Gespräche und die Geselligkeit bleiben mir in bester Erinnerung von meinem Heinivater-Jahr», sagt Ernst Bruggmann, der Jahrgang 1938 hat. Seine Ehefrau Ida ergänzt: «Unvergesslich war, wie wir wie abgehoben durch die Fasnacht schwebten und uns von der Zunft getragen fühlten.»
Bereits 1956 Heinikind
Eines Abends im Herbst 1983 betrat Toni Sidler die Confiserie Bruggmann (heute Thai-Restaurant) in der Unterstadt. Was möchte er hier, dachte Ernst Bruggmann. Du bist der nächste Heinivater, erklärte ihm der Zunftmeister. Am 7. Januar 1984 war dann der grosse Tag des Konditor-Confiseurs Ernst Bruggmann, nachdem er bereits 1956 Heinikind war, 1968 heiratete und 1969 der Zunft Heini von Uri beitrat.
Um 17.30 Uhr kam die Zunft im Hotel Löwen (heute Malou) im Säli zum Dreikönigsbot zusammen. Fünfviertel Stunden später gab es einen kleinen Imbiss, und die traditionellen Plaketten wurden abgegeben. Punkt 20.10 Uhr startete der Fackelzug, der von der Zunftstube via Badstrasse, Luzernstrasse und Münsterplatz in die Oberstadt führte und vor dem Rathausplatz endete.
Nach der Inthronisation getanzt
Heinivater Ernst Bruggmann grüsste vom Rathausbalkon. Danach dislozierte die Heinifamilie mit der Zunft, Angehörigen, Zunftfreunde und Behörden ins Hotel Schwanen (heute Caruso). Hier wurde Franz Marti abgesetzt und Ernst Bruggmann feierlich inthronisiert. Nachher spielte das «Duo Colomba» zum Tanz auf.
Zum ersten Mal seit fünf Jahren war mit Ernst Bruggmann wieder ein «Surseer Altstädter» Heinivater, der zudem den Jodelclub Sursee, in deren Reihen Ernst Bruggmann noch immer ist, stolz machte. Wegen seines Berufs versprachen sich viele eine «süsse» Fasnacht.
Fasnacht statt Skilager
«Wir schlossen wegen der Inthronisation erstmals unser Café am Samstagabend», erinnert sich Ida Bruggmann. Ernst Bruggmann erzählt, dass ihre beiden Kinder bis zur Inthronisation nichts wussten. «Sie waren eigentlich angemeldet fürs Skilager.» Wegen der Fasnacht hätten sie dann nicht in die Berge fahren können, seien aber mit bleibenden Erlebnissen – zum Beispiel auf dem Heiniwagen am Umzug – mehr als entschädigt worden.
Der Heiniball führte die Zunft am 18. Februar erstmals ins Hotel Sursee. Das Motto hiess «Operettenzauber». «Dieses Motto wurde uns gegeben, es war aber ganz schön», sagt Ernst Bruggmann. Damals habe das Fasnachtsmotto nur für den Heiniball gegolten. Die beiden Mitmeister Hansruedi Steiner und Bruno Künzle dekorierten das Hotel. In der Kegelstube, im Restaurant und in der ersten Etage tanzten, feierten und genossen die Fasnächtler den Heiniball. Dem Hotel Sursee gelang die Premiere.
1. März: Schmutziger Donnerstag
Der Schmutzige Donnerstag fiel auf den 1. März. Nach der Chessleten besuchte die Zunft mit Heinivater Ernst Bruggmann das Alterszentrum St. Martin und das Brändi. Am Nachmittag war Kinderfasnacht und am Abend Maskenpremierung mit Narrenlaufen angesagt. Einen eisig kalten und windigen Umzug erlebte die Zunft am Sonntag in Schlierbach. Die dortige Roggenzunft feierte gerade 20 Jahre.
Krönender Abschluss der Fasnacht bildet nach wie vor der grosse Umzug und das Böögverbrennen am Abend. «Es lag Schnee auf den Strassen, aber die Sonne strahlte», sagt Ida Bruggmann. An die bunten Guuggenmusiken und den Wagen des Jodelclubs erinnert sich Ernst Bruggmann. «Der eindrücklichste Moment war bei der Kurve beim Untertor, wo das viele Volk stand.» 29 Nummern bestaunte das zahlreich anwesende Volk. Der Böög stellte eine Hexe dar, was einige aus fehlendem Verständnis der Narrenfreiheit als «Hexenverbrennung» interpretierten.
Stromausfall am 11.11.
Das Heinipaar besitzt im Jahresverlauf das Privileg, am Gansabhauet in der ersten Reihe sitzen zu dürfen. Die Bruggmanns hatten es aber an diesem Tag im Café immer sehr streng, schliesslich stand es fast mitten im Geschehen. Und so musste Ida Bruggmann am 11.11. 1984 das Café hüten. «Plötzlich hatten wir einen Stromausfall», erzählt sie.
Am Abend konnte sie glücklicherweise am offiziellen Gansessen teilnehmen. Der Heinivater ist üblicherweise für das Unterhaltungsprogramm an diesem Abend zuständig. Ernst Bruggmann fragte «seine» Jodler an, die jedoch aus Terminkollissionen absagen mussten. Stattdessen trat Hilda Joos mit Wiener Liedern auf. «Wir erlebten einen wunderbaren Abend», schwelgt Ida Bruggmann. Ernst Bruggmann ergänzt: «Seit wir 2006 pensioniert sind, besuchen wir den Gansabhauet immer. Wir haben einen Nachholbedarf.»