Fahren im Kreisel: «Die Geschwindigkeit ist das A und O»
In Sursee gibt es zahlreiche Kreisel und trotzdem läuft der Verkehr nicht rund. Um dieser Problematik auf den Grund zu gehen, hat diese Zeitung bei einer Fahrlehrerin nachgefragt.
Seit den 80er-Jahren gibt es in der Schweiz vielerorts Kreisel. Einen regelrechten Boom gab es vor rund 15 bis 20 Jahren, wo die runden Verkehrsinseln überall wie Pilze aus dem Boden schossen. Inzwischen scheint der Peak überschritten und es werden vermehrt Fragen laut, ob eine Rückkehr zu Lichtsignalanlagen nicht sinnvoll wäre. Trotz der zahlreichen Kreisel beispielsweise in Sursee läuft der Verkehr nicht annähernd so flüssig, wie sich das die meisten wünschen würden. Handelt es sich bei den Kreiseln tatsächlich um einen suboptimalen Lösungsansatz oder liesse sich hier mit der richtigen Fahrpraktik doch noch einiges herausholen?
Auf der Suche nach einer Antwort nahm ich nach knapp zehn Jahren seit meinem Führerscheinerwerb doch noch einmal eine Fahrstunde. Stephanie von der Fahrschule Francesco überliess mir das Steuer und wir machten uns auf die gar nicht sonderlich schwierige Suche nach Kreiseln in Sursee.
Rechtlich nicht geregelt
«Folge den Wegweisern nach Aarau», lautet die Anweisung und sofort fühle ich mich wieder als 18-jähriger Fahranfänger, welcher hektisch nach dem richtigen Fahrstreifen sucht – und natürlich den Kontrollblick beim Spurwechsel nicht vergessen. Geschafft! Nach fünf bis sechs Kreiseln lässt Stephanie mich rechts ranfahren. «Nun, was ist dir aufgefallen?», fragt sie mich. Ich muss zugeben, dass ich mich in dieser Situation, nach langjähriger Fahrpraxis mal wieder professionell kontrolliert zu werden, besonders bemühte, alles korrekt zu machen. Doch was genau ist korrekt? «Habe ich beim Mac-Kreisel richtig eingespurt?», frage ich also nach. Vielfach gäbe es keine rechtliche Verankerung für die Fahrstreifenwahl in Kreiseln, klärt sie mich auf. «Für die erste Ausfahrt den rechten Fahrstreifen oder den Bypass, für die zweite darfst du theoretisch auch den linken nehmen. Ich empfehle allerdings auch dort den rechten». Eigentlich ganz logisch, so muss der Fahrstreifen nicht unnötig gewechselt werden. Allerdings würden viele Fahrzeuglenkenden sich nicht an diese ungeschriebenen Regeln halten, sondern jenen Fahrstreifen wählen, der gerade frei ist. Damit jedoch ist die dritte Ausfahrt bereits für alle blockiert und der Verkehr kommt ins Stocken.
Fehlende Mittellinien
«Welche Kreisel hatten eine Mittellinie?», bringt mich ihre nächste Frage zum Nachdenken. Die simple Antwort: keine in Sursee. Dies liege daran, dass die Fahrbahnen in den hiesigen Verkehrskreisel nicht sonderlich breit seien. Grössere Fahrzeuge wie Busse oder Lastwagen müssten deshalb oft in der Mitte fahren, um überhaupt einlenken zu können und würden sich beim Vorhandensein der Mittellinie somit einer Verkehrswidrigkeit schuldig machen. Allerdings hätte dies den Nachteil, dass diverse Verkehrsteilnehmenden in normalen Fahrzeugen sich ebenfalls gemütlich in der Mitte des Kreisels ausbreiten würden.
Vorausschauendes Fahren
Ist es also in erster Linie schlicht das Verhalten der Autolenkenden, welches den flüssigen Verkehr durch Verkehrskreisel erschwert? «Es gibt diverse Fehler, welche immer wieder gemacht werden», klärt Stephanie mich auf. Deren grösster sei, dass die Leute mit viel zu hoher Geschwindigkeit an die Kreisel heranfahren. «Da fehlt jedes Vorausschauen und schon muss wieder unnötig und viel zu stark gebremst werden. Fährt man etwas langsamer heran, so hat man die Übersicht und kann sich flüssig in den Verkehr einreihen.» Zu dieser vorausschauenden Fahrweise gehöre auch eine gewisse Rücksicht auf andere Verkehrsteilnehmende. Wenn also zum Beispiel die eigene Ausfahrt blockiert sei, so mache es bei einem zweispurigen Kreisel Sinn, vor der vorangehenden Einfahrt zu halten, um so die anderen Ausfahrten nicht zu blockieren. «Man hält ja auch nicht auf einem Fussgängerstreifen oder vor einer Seiteneinfahrt», hält Stephanie fest. Zusätzlich gehört zur Rücksicht anderen gegenüber stets die richtige Kommunikation. «Wer die erste Ausfahrt nimmt, sollte bereits vor dem Kreisel rechts blinken, für die anderen Ausfahrten jeweils auf Höhe der vorangehenden Ausfahrt.»
Mein Fazit also: Die starke Urbanisierung und das daraus resultierende höhere Verkehrsaufkommen in unserer Region erklärt den Stau zu Stosszeiten über weite Strecken. Dieser müsste jedoch keineswegs die momentanen Ausmasse annehmen, würden sich alle an Stephanies Empfehlungen halten.
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