Kolumne: «SOORSidee» lanciert und «SOLIDARidee» kreiert
Die «SOORSidee» ist geboren. Wer steht ihr Pate oder Patin? Wer hilft ihr mit Projekten auf die Füsse? Eine Kolumne von Marianne Weber, auch im Namen von Vierherr Thomas Müller sowie Bewohnerinnen und Bewohnern am Herrenrain.
Die «SOORSidee» ist geboren. Wer steht ihr Pate oder Patin? Wer hilft ihr mit Projekten auf die Füsse? Wer hilft, Soorsi noch lebenswerter und liebenswerter zu machen? Fragen, die mir «im Chopf ometrolid» beim Putzen der Notschlafstelle der Pfarrei. Seit bald drei Monaten beherbergt sie einen Obdachsuchenden, denn die Wintermonate gehen mit Menschen auf der Strasse nicht so zimperlich um. Kälte und Frost, Regen und Schnee lassen sie wie Ratten trockene, geschützte Schlupflöcher suchen. Tiefgaragen, öffentliche Toiletten, warme Ställe, gar offen stehende Kapellen bieten sich an.
Seit dem vergangenen Sommer ist die Sitzbank vor der Regionalbibliothek zu einer Schlafstätte für einen obdachlosen Menschen geworden. Wer abends oder nachts seine Wohnung am Herrenrain aufsucht oder ins Stadttheater geht, erschrickt nicht selten über die «grüne Mumie» auf der Bank. Unter einer dünnen, grünen Decke verbirgt sich ein Mensch bei jedem Wetter – auch Anfang Dezember, als der grosse Schnee mit den frostigen Nächten kam. Wer abends in jenen Tagen am Herrenrain unterwegs nach Hause war, hatte Mühe, hinter sich die Haustür abzuschliessen, in der geheizten Wohnung zu verschwinden, später im warmen Bett zu liegen und den Menschen auf der Bank der Kälte und den Wetterlaunen ausgesetzt zu wissen.
«Selber schuld, er hat es so gewählt – selber schuld, er ist weder kommunikativ noch kooperativ – selber schuld, er will es so», versuchen mich Stimmen zu beruhigen. «Wirklich ganz selber schuld, auch wenn er eines Nachts erfrieren sollte, und dies 50 Meter neben unserem warmen Haus?» Solche Gedanken lassen mich nicht mehr los.
Auf der beharrlichen Suche nach einem Unterschlupf über die kalten Wintermonate öffnet sich eine Tür – die Pfarrei schliesst die Notschlafstelle auf für mehr als bloss eine, zwei, drei oder vier Nächte – allerdings mit der Mahnung: «Unsere Notschlafstelle soll keine Dauerschlafstelle werden». Ich verstehe das – alle Suchenden sollen einen Platz zum Übernachten «am Schärme» finden. An dieser Stelle der empathischen Pfarrei Sursee innigen Dank für so viel Offenheit!
In Sursee, der goldenen Kleinstadt im Herzen der Schweiz, die sich lebens- und liebenswert präsentieren möchte, findet sich bestimmt während der Wintermonate ein zweiter Raum, wo unsere Schwächsten – egal, ob sie kommunikativ und kooperativ sind – ein Bett finden könnten. In Zürich zum Beispiel ist der «Pfarrer-Sieber-Pfuusbus» eine Notschlafstelle, die obdachlosen Erwachsenen während der Wintermonate (Mitte November bis Mitte April) kostenlos zur Verfügung steht und einigen Menschen das Leben lebenswerter macht. Ich denke, schon ein ausgedienter Wohnwagen – aussen einladend bemalt, innen umgestaltet in einen wohnlichen, warmen Schlafraum – könnte besser sein als eine Bank, eine Tiefgarage oder Toilette, gar eine Kapelle.
Darum meine Frage an Sie, liebe Leserinnen und Leser – aber auch an unseren Stadtrat: Wäre dies nicht eine «SOLIDARidee» zugunsten der Schwächsten, die weiterentwickelt und gar als Projekt zum Beispiel von einer Schulklasse angegangen werden könnte? Für alles Mitdenken und Handeln danken wir herzlich!