Wie der Sprung in die Berufwelt gelingen kann
Über 200 Schülerinnen und Schüler der Sekundarschule Neu St. Georg (NSG) haben am Dienstag den Infoanlass des Elternforums besucht. Kein Wunder, schliesslich stehen die Jugendlichen mitten im Berufswahlprozess.
Beim Podiumsgespräch vom Dienstagabend ging es um die einzelnen Schritte auf dem erfolgreichen Weg zur Lehrstelle. Lehrlingsbeauftragte verschiedener Unternehmen waren eingeladen, wichtige Details zu ihrem Auswahlprozess «auszuplaudern». So kamen die Jugendlichen wie auch ihre Eltern zu Informationen aus erster Hand. Neben Gilli Bodenbeläge GmbH aus dem Surseer Gewerbe haben auch Vertreterinnen und Vertreter der B. Braun Medical AG, der Emmi AG, der Post AG und der Renggli AG den Fragen der Moderatorin Melanie Brunner von Lignum Zentralschweiz Red und Antwort gestanden, die es umsichtig verstand, durch die zahlreichen Aspekte von Bewerbung bis Berufsmatura zu führen.
Auch die Perspektive ehemaliger Schülerinnen und Schüler des NSG, die sich aktuell in der Lehre befinden, war sehr bereichernd. Romy Habegger, Vertreterin der Lehrpersonen, dankte denn auch ihnen besonders, die freiwillig gekommen waren, um ihre Erfahrungen mit der nachkommenden Lehrlingsgeneration zu teilen.
Selbstverständlichkeiten und Überraschungen
Alle Podiumsgäste waren sich einig: Der wichtigste Schritt hin zur Berufswahl ist die Schnupperlehre. Hier könne man einige Tage lang den Beruf und das Team kennenlernen und spüre schnell, ob man am richtigen Ort sei – oder eben nicht. Je mehr man ausprobiere – und das dürften gerne auch einmal etwas abwegigere Tätigkeiten sein –, desto klarer könne man die eigene Richtung eingrenzen. Und manchmal findet man so ganz unvermutet zu seiner Berufung, wie Michael Gilli erzählte, der ursprünglich auf keinen Fall ein Handwerk erlernen wollte und nun einen eigenen Betrieb führt. Oder Lara Zwiefelhofer, die als junge Frau in einer typischen Männerdomäne gestandene Zimmerin wurde. Die Ratschläge der Profis sind, den eigenen Neigungen zu folgen, authentisch zu sein und sein Interesse deutlich zu zeigen, wenn man tatsächlich motiviert ist. Den gleichen Beruf in verschiedenen Unternehmen auszuprobieren, lohne sich ebenfalls. Denn manchmal stimmen Arbeitsbedingungen wie Zeiten oder Weg erst beim zweiten oder dritten Anlauf, wie Esther Rodriguez berichtete. Sie lernt Köchin nicht in einem Restaurant, sondern im Kantonsspital. Zwei wertvolle Tipps sollten eigentlich selbstverständlich sein: pünktliches Erscheinen und Ehrlichkeit.
Bewerbung und Vorstellungsgespräch
Ebenfalls selbstverständlich muss eine Bewerbung für die Lehrstelle oder eine Schnupperlehre fehlerlos und vollständig daherkommen. Dazu gehört, Informationen beim Unternehmen einzuholen. Denn manchmal muss man neben dem CV und den Zeugnissen auch den Stellwerktest liefern. Kann man die Bewerbung bei der Holzbaufirma Renggli AG in Papierform persönlich abliefern und sich gleich kennenlernen, muss man sie hingegen bei der Post AG – paradox – eben nicht postalisch, sondern digital einsenden.
Pluspunkte könne man durch ein Motivationsschreiben sammeln – allerdings nur, meint André Burkardt von der Post, wenn nicht die benutzte KI durchscheine, sondern wenn es selbst formuliert sei. Je nach Berufsbild darf die Bewerbung auch kreativ aus- und somit auffallen. Auf jeden Fall – darin sind sich alle einig – soll die Person hinter dem CV erkennbar werden. Genauso wie im Vorstellungsgespräch, vor dem eine gewisse Nervosität normal sei. Die Lernenden konnten hier beruhigen: In angenehmer Atmosphäre und auf Augenhöhe geht es in diesem späten Schritt «nur» noch darum, festzustellen, ob es wirklich für beide Seiten stimmt. Man darf hier viel von sich erzählen und kann mit Fragen zum Unternehmen beweisen, dass man sich gut vorbereitet hat.
Schritt für Schritt in die Unabhängigkeit
Ob man zusätzlich zur Lehre die Berufsmatura machen möchte und zu welchem Zeitpunkt, ist eine Frage der Motivation und Selbstdisziplin. Die Podiumsgäste legten den Schülerinnen und Schülern ans Herz, ihren Weg ins Berufsleben Schritt für Schritt zu gehen und sich Zeit zu lassen. Auch ein Zwischenjahr sei legitim.
Zum Schluss richteten sie noch einen Appell an die Eltern: Den Kindern vertrauen und sie selbst machen lassen. Alle eingeladenen Lehrlinge betonten, dass sie nicht wieder zurück in die Schule wollten. Die Arbeit im erwählten Beruf gebe das gute Gefühl, etwas zu bewirken und in eine eigenständige Zukunft unterwegs zu sein. Das sind die Zweitklässler des NSG jetzt ebenfalls schon, auch wenn sie dafür noch knappe zwei Jahre von der Schule begleitet werden.