Endlich vorwärts im Berufswahlprozess
Zebi-Berufswahlmesse abgesagt, Berufwahlparcours in der Region ebenso, die meisten individuellen Schnupperlehren verschoben oder abgesagt. Im Zuge der Corona-Pandemie lief in der Praxis des Berufwahlprozesses für die Schülerinnen und Schüler des 8. Schuljahrs nichts bis wenig. Nun endlich wurden sie losgelassen.
Mitte März hatten alle Lernenden die Möglichkeit, eine oder mehrere Betriebe und Berufe kennen zu lernen. Der Schulbetrieb stand für eine Woche still, die Lernenden konnten sich auf ihre Schnupperlehren konzentrieren. Die Lehrpersonen besuchten ihre Schützlinge und kamen mit diversen potenziellen Lehrbetrieben in Kontakt. Ermöglicht wurde das Ganze auch mit Unterstützung des Gewerbevereins Sursee und des Projekts Chance 21, die den Lernenden im Vorfeld der Schnupperlehre freiwillige kostenlose Corona-Schnelltests und Hygienesets anboten.
Nevio Gretler interessiert sich für den Detailhandel. Je zwei Tage schnupperte er im Dosenbach und SportXX. Am besten gefallen hat es ihm aber auf dem Bau als Maurer EFZ. Beim Betonieren musste man konzentriert und speditiv arbeiten. Die Arbeit draussen in der Kälte hat ihm nichts ausgemacht.
Im Schulhaus St. Martin hilft Janina Beck in der 2. Primarklasse von Ester Erni beim Thema «Weltall». Wie gross sind schon wieder die Planeten, in welcher Reihenfolge stehen sie zur Sonne? Zum Glück hat sie es selbst gerade vor einigen Wochen in der Sekundarschule durchgenommen. Am besten gefiel ihr der Mathematikunterricht. Hier konnte sie Aufgaben erklären, Lösungen korrigieren und sogar eine eigene Lektion halten.
Lynn Estermann hat sich für den Bereich KV entschieden. Bei den Firmen Otto’s und der Truvag AG sammelte sie erste Berufserfahrungen. Sie hat gemerkt, dass die Betriebe organisatorisch unterschiedlich arbeiten. Lynn musste in kurzer Zeit viele Informationen verarbeiten. Am meisten schätzte sie die Abwechslung in den verschiedenen Tätigkeiten.
Im Café Confiserie Surchat hat Lilly Zust mit dem Chef einen riesigen Teig für Apfelstrudel vorbereitet. Vorher war sie beschäftigt, Osterhasen-Formen zu reinigen. Seit 5 Uhr morgens ist sie auf den Beinen. Dafür endete ihr Arbeitstag auch schon um 15 Uhr nachmittags.
Ajinth Anthony Gomes liest gerne und ist kommunikativ. Eine Lehrstelle als Buchhändler EFZ interessiert ihn. In der nahen Buchhandlung Untertor sichtete er Bücher, die online bestellt wurden und nun zur Abholung in der Buchhandlung vorbereitet werden.
Auch als Lehrperson ist es äusserst spannend, die Schülerinnen und Schüler in einem anderen Umfeld zu sehen und mit diversen Berufsleuten in Kontakt zu kommen. Die Lernenden erfahren Vor- und Nachteile von Berufsfeldern am eigenen Leib. Draussen ist es kalt, ständiges Stehen ist anstrengend, das Beraten von Kunden macht Spass oder nicht jede Arbeit ist immer gleich interessant. Solche Reflexionen sind intensiver und wertvoller als schriftliche Informationen in Berufswahllehrmitteln. Auch die Fremdbeurteilung am Schluss jeder Schnupperlehre kann Berufswünsche verstärken oder dämpfen. Ziel ist immer, dass jede und jeder im Anschluss an die Sekundarschule eine passende Berufswahl treffen können.