Nun dürfen Gäste wieder in den Innenbereichen von Restaurants, Bars und Cafés konsumieren. (Foto Livia Kurmann/Archiv)
Nun dürfen Gäste wieder in den Innenbereichen von Restaurants, Bars und Cafés konsumieren. (Foto Livia Kurmann/Archiv)
02.06.2021

Endlich wieder drinnen Kulinarik geniessen

von Sarah Amrein

Nach monatelangem Branchenshutdown entschied der Bundesrat, dass die Innenräume von Restaurants, Bars und Cafés seit letztem Montag wieder öffnen dürfen. Die Gastronomen sind erleichtert, doch die Krise ist noch nicht überstanden.

«Wir sind alle froh, dass es wieder losgeht – auch unsere Gäste», sagt Moritz Rogger, Präsident von Gastro Region Sursee. Es gilt: Pro Tisch sind drinnen maximal vier und draussen maximal sechs Personen erlaubt – ausgenommen für Eltern mit Kindern. Es herrscht eine allgemeine Sitzpflicht. Zwischen den Tischen muss ein Abstand von 1,5 Metern eingehalten oder eine Abschrankung angebracht werden. Ein Ablegen der Maske ist nur am Tisch möglich. Von sämtlichen Personen müssen die Kontaktdaten erhoben werden. «Natürlich hoffen wir auf baldige weitere Öffnungsschritte, sodass wir wieder grössere Tische und Bankette bewirten können. Die Vierertisch-Regel stellt ein Problem dar», so Rogger.

Um die Gäste wieder vermehrt in die Restaurants zu bringen, lancierte die Gästeplattform pogastro.com die Kampagne #sichergeniessen. Die Kampagne soll den Gast dazu anregen, wieder fleissig zu konsumieren und die Plätze in den Gastronomiebetrieben zu füllen. Moritz Rogger ist der Meinung, dass in der Region Sursee momentan keine Kampagne gefahren werden muss. «Es ist nicht so, dass die Leute den Restaurants, Bars und Cafés aus Angst vor einer Ansteckung fernbleiben. Sie haben Vertrauen in unsere Schutzkonzepte.»

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(Noch) keine Schliessungen

Zu seinem Erstaunen habe Moritz Rogger in der Region Sursee von keinem Gastronomiebetrieb gehört, der schliessen muss. «Ich habe gedacht, dass es schlimmer wird», meint der Präsident von Gastro Region Sursee. Wie es finanziell wirklich um die Betriebe steht, werde sich in den nächsten Wochen jedoch noch zeigen. «Was wir sicher vermeiden wollen, ist die Einführung des Covid-Zertifikats. Das würde in einer Zweiklassengesellschaft enden», sagt Rogger. Das Bundesamt für Informatik und Telekommunikation (BIT) entwickelt gegenwärtig ein Covid-Zertifikat, welches die Möglichkeit bietet, eine Covid-19-Impfung, eine durchgemachte Erkrankung oder ein negatives Testergebnis zu dokumentieren. Konkret könnte sich also beispielsweise ein Restaurant dazu entscheiden, immer oder an einzelnen Tagen den Zugang auf Personen mit Covid-Zertifikat zu beschränken, schreibt das Bundesamt für Gesundheit auf seiner Webseite. In diesem Fall bestünde innerhalb des Restaurants keine Pflicht mehr zur Einhaltung von Schutzkonzepten. Auch die zahlenmässig unbeschränkte Durchführung von diversen Anlässen in Restauranträumen würde wieder möglich, wenn nur Personen mit Covid-Zertifikat zugelassen werden.

Krise ist noch nicht vorüber

Auch Florian Eltschinger, Geschäftsleiter der Remimag Gastronomie AG, ist froh über den Entscheid des Bundesrates und freut sich, den Gästen mit der Öffnung der Innenräume wieder eine Schlechtwetter-Alternative bieten zu können. «Doch vor allem sind wir dankbar, unsere Mitarbeitenden mit viel Herzblut und Leidenschaft im gewohnten Berufsalltag zu sehen. Endlich dürfen sie wieder Gastgeber sein, Kulinarik auf die Teller zaubern und ein Stück Normalität und Genuss in den Alltag bringen.»

Laut Florian Eltschinger sind die Reservationen sehr gut angelaufen. «Man merkt, dass die Gäste es vermisst haben, auswärts zu essen. Einerseits, um sich kulinarisch verwöhnen zu lassen, andererseits aber auch, um soziale Kontakte zu pflegen.» Die Herausforderungen blieben jedoch mit der Einhaltung des Schutzkonzeptes sowie der Vierertischregel bestehen. Die Remimag Gastronomie AG sei es gewohnt, unkomplizierte Lösungen zu finden und schnelle Entscheidungen zu treffen. «Doch keiner von uns hat je eine solche Krise durchgemacht. Diese Situation hat die Remimag-Familie noch mehr zusammengeschweisst, was uns gestärkt aus der Krise führt», erzählt Eltschinger.

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Die Innenbereiche der Restaurants wieder öffnen zu dürfen, sei ein grosser Schritt Richtung Normalität. «Wir setzen alles daran, bei der Aufbewahrung und Zubereitung von Lebensmitteln auf die strengen Hygieneregeln zu achten, damit dem sicheren Genuss nichts im Wege steht», so Eltschinger. Doch es fehlen die Bankettgeschäfte und die Touristen. «Dank der Kurzarbeitsentschädigung konnten viele der Arbeitsplätze gesichert werden. Leider sieht es bezüglich Härtegelder anders aus, davon haben wir bis anhin nur einen kleinen Teil erhalten.» Die Krise sei daher noch nicht überstanden.

Reservationsansturm ist gross

«Jetzt starten wir voll durch», meint Armin Huber, der das Ristorante Caruso in der Surseer Altstadt führt, optimistisch. «Geärgert hat mich der kurzfristige Entscheid des Bundesrates am 14. April, dass wir die Terrassen ab 19. April eröffnen dürfen.» Am 12. April hätten Guy Parmelin und Alain Berset noch erläutert, dass es keine Lockerungen, sondern eher Verschärfungen geben werde. Somit habe Huber nicht mit einer Eröffnung der Terrassen gerechnet. «Der Bundesrat gab uns keine Vorlaufzeit von mindestens 14 Tagen zur Vorbereitung», äussert er sich und bezeichnet das Vorgehen des Bundesrates als «Holzhammertaktik». 

Erfreulicher seien die Online-Reservationen, die laut Armin Huber im Caruso heiss laufen. «Aber aufgrund der Schutzmassnahmen können wir den Betrieb nicht voll auslasten und somit werden gewisse Mitarbeitenden weiterhin in der Kurzarbeit sein, bis die Situation gelockert wird.» 

Trotz schlafloser Nächte und unsicheren Gefühlen habe die C & H Gastro GmbH (Ristorante Caruso, Thai-Restaurant Malou, Gin-Bar Bagan) die Krise gut überstanden. Dennoch: Der finanzielle Druck sei enorm gewesen. «Unsere guten Reserven waren in dieser Situation von Vorteil», sagt Huber. Somit heisse es, in Zukunft weiterhin größere finanziellen Reserven aufzubauen und auf langfristige Investitionen und Erweiterungen zu verzichten. «Unsere Berufsgruppe ist eine von jenen, welche als Erste ihre Betriebsaktivität einstellen muss, wenn sich die Situation wieder verschlimmert.»

Ein schwerer Start

Im November 2019 öffnete der Neubau des Hotel Restaurant Hirschen. Im Dezember 2020 musste Gastgeber Markus Wicki den Betrieb als Massnahme zur Eindämmung des Coronavirus bereits wieder einstellen. Nun erfolgte die Wiedereröffnung. «Ein solch holpriger Start mit einem Betrieb in dieser Dimension ist finanziell wie auch emotional sehr schwer», so Wicki. Seiner Meinung nach kommt der Lockerungsentscheid des Bundesrates für den 31. Mai viel zu spät. Jetzt hofft der Gastgeber auf ein blühendes Geschäft. «Auch wenn die Unterstützung des Bundes nicht oder noch nicht wie versprochen erfolgt ist, hätte der Hirschen ohne die Entschädigungen nicht überleben können.»


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