Sensationsfund im Reich der Pilze
Peter Meinen sitzt während der momentanen Hauptsaison der Pilzsammler im Feuerwehrgebäude von Sursee. Vor ihm auf dem Tisch liegt eine Auslegeordnung von Pilzen. Indem er Hut und Stiel genau begutachtet, den Pilz auseinanderschneidet, um die inneren Strukturen zu erkennen, oder gar eine Mundprobe nimmt, bestimmt er die Art des Pilzes und ob dieser essbar ist oder nicht.
Im Vordergrund seiner Arbeit als Pilzkontrolleur stehe der Schutz des Menschen, sagt Peter Meinen. Er erklärt den Leuten, welchen Pilz sie vor sich haben und ob sie diesen weiterhin sammeln können oder stehen lassen sollten. Dabei gehe es in erster Linie zwar darum, dass bei niemandem ein Giftpilz auf dem Teller lande. Doch zu beachten sei auch, dass Pilze nicht im Übermass gesammelt würden, da sie einen wichtigen Bestandteil des Ökosystems Wald darstellten. Die Wurzeln der Waldbäume bilden nämlich gemeinsam mit den Wurzeln der Pilze, den Hyphen, eine «Mykorrhiza». Diese unterstützt die Waldbäume bei der Wasser- und Nährstoffaufnahme. Peter Meinen gibt den Pilzsammlern, die ihre Fundstücke bei ihm kontrollieren lassen, einen Tipp: «Beim Pilzen musst du nach oben schauen. Die Bäume verraten dir, welche Art am Boden wächst.»
Meinen erklärt die Pilze
An den Pilzkontrollen, die ab dem 8. Oktober jeweils montags und donnerstags von 18 bis 19 Uhr stattfinden, möchte der 75-Jährige die Besucher, die zu seiner grossen Freude zunehmend auch Vertreter einer jüngeren Generation sind, Neues lehren. «Ich kontrolliere die Pilze nicht nur, ich erkläre sie auch», beschreibt Meinen seine Tätigkeit. Wenn jemand geht und nichts gelernt hat, sei er nicht zufrieden, ergänzt er. Peter Meinen rät den Leuten, nur etwa zwei bis drei Pilze in die Kontrolle mitzubringen. So könnten sie diese genauer kennenlernen und sich ihre Merkmale besser merken. Meinen hat ausserdem einen Pilzbestimmungsschlüssel als Hilfsmittel zur Erkennung entwickelt, den er schon einigen Pilzsammlern mit auf den Weg gab. Doch seiner Meinung nach sei das Diskutieren über das Objekt an der Pilzkontrolle das A und O für eine möglichst exakte Bestimmung.
Die Pilze in Kursen kennenlernen
Im Jahr 1984 legte Peter Meinen die eidgenössische Prüfung zum Pilzkontrolleur ab. Schon zuvor interessierte er sich stark für das Reich der Pilze. Mittlerweile ist er vom Pilzliebhaber zum Pilzwissenschaftler geworden und forscht bei der Mykologischen Gesellschaft Luzern. Er beschreibt die Arbeit als seine Leidenschaft. Sein umfangreiches Wissen gäbe er gerne weiter, sagt Meinen. Deswegen leitet er auch Kurse. In einem dreiteiligen Grundkurs erkläre er Interessierten den Zusammenhang zwischen Pilz und Natur und helfe, Pilze richtig zu sammeln und zu erkennen. Für die, denen es «den Ärmel reinnehme», gäbe es den etwas intensiveren, fünfteiligen Hauptkurs, der für Berufstätige, die unter der Woche wenig Zeit haben, reserviert sei. Stolz erwähnt Peter Meinen: «Die Warteliste für die Kurse im nächsten Jahr ist ziemlich lang.»
Sensation im Pilzreich entdeckt
Letztens erhielt Peter Meinen ein Telefon. Jemand, der unbekannt bleiben möchte, hat an einem Waldrand einen Pilz-Sensationsfund gemacht. «So etwas habe ich noch nie und werde ich auch nie wieder erleben», meint Meinen, auf diesen Fund rückblickend. In einem Hexenring seien Riesenbovisten mit einem Durchmesser von etwa 20 Zentimetern gewachsen. «So etwas ist in der Mykologie, also der Wissenschaft von Pilzen, einmalig. Riesenbovisten wachsen normalerweise gesellig, nie aber in einem so grossen Hexenring.» Selbst nach so vielen Jahren hält das Reich der Pilze also noch Überraschungen für Peter Meinen bereit. Und genau das ist es, was ihn an diesen kleinen Gewächsen, die weder dem Pflanzen- noch dem Tierreich zugeordnet werden können, so fasziniert.
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