31.10.2024

Teurer Wohnraum – es ist kompliziert

von Geri Wyss

Ein von dieser Zeitung organisiertes Podium machte sich am Mittwochabend, 31. Oktober, auf die Spurensuche nach Rezepten gegen immer teureren und knappen Wohnraum. Und es ging auch der Frage nach, wie viel die öffentliche Hand in den Markt eingreifen darf.

«Wohnraum in Sursee und Umgebung – immer rarer, immer teurer»: Unter diesem Motto stand eine Podiumsveranstaltung am Mittwochabend, 31. Oktober, im Rathaus Sursee. Flavia Rivola, Chefredaktorin der «Surseer Woche», und Daniel Zumbühl, stellvertretender Chefredaktor und zuständig fürs Ressort Sursee, führten durch den Abend.

In seinem Inputreferat machte der Immobilienexperte der Luzerner Kantonalbank, Stefan Jönsson, gleich klar, dass der Wohnraum in Sursee und der unmittelbaren Umgebung in der Tat immer knapper geworden und die Preise stetig gestiegen sind in den letzten Jahren. Einerseits war dies auf die boomende Region zurückzuführen, aber auch auf die Folgen der Coronapandemie, die etwa eine erheblichen Bauteuerung verursacht hatte. Zudem sei das Bauen komplizierter und langwieriger geworden. Jönssons «etwas düsteres Bild», wie er selber sagte: «Das Angebot an Wohnraum ist drastisch zurückgegangen, die Nachfrage ist extrem hoch, entsprechend stark sind die Preise gestiegen.» Dazu käme noch der deutlich gestiegene Flächenbedarf an Wohnraum pro Person.

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Hohe Nachfrage, hinkendes Angebot

Doch welche Rezepte wären zu ergreifen, damit die Stadt und Region Sursee zu mehr erschwinglichem Wohnraum kommen könnte? Dazu sondierte ein Podium mit Stefan Jönsson, Romeo Venetz, Bauvorsteher der Stadt Sursee, Thomas Menz, Präsident der Wohnbaugenossenschaft Habitas und Fabrizio Misticoni, Kantonsrat der Grünen, mögliche Lösungsansätze. Es entspann sich eine lebhafte Diskussion, die durch die Fragen von Flavia Rivola und Daniel Zumbühl befeuert wurden. Diese hatten durchaus auch mal provokativen Charakter, so zum Beispiel, als Zumbühl fragte, ob ein Marktversagen der Tatsache, dass der Wohnungsmarkt nicht richtig funktioniere, zugrunde liege. «Versagen ist ein starkes Wort», meinte Stefan Jönsson und relativierte, dass das Angebot an Wohnraum vom Markt aufgenommen werde und auch auf eine entsprechende Nachfrage treffe. Mehr noch: Die Leerwohnungsziffer sei dermassen tief, dass es noch mehr Wohnraum brauche. Doch die Bautätitkeit halte nicht Schritt. Und die Investoren würden die Rechnung auch machen, «eine gewisse Rendite muss einfach da sein». 

Markteingriff versus Eigentumsgarantie

Im weiteren Verlauf kamen auch die hohen Bodenpreise zur Sprache, ebenso die Frage, wie stark der Staat in den Wohnungsmarkt eingreifen sollte. Während Fabrizio Misticoni hier klar Handlungsbedarf sah und etwa auch eine aktive Bodenpolitik und Wohnbauförderung forderte, wurde im Gegenzug auch mehrfach daran erinnert, dass das Eigentum in der Schweiz einen sehr hohen Stellenwert geniesse. Romeo Venetz umriss denn auch den Spagat, den die Stadt Sursee machen müsse, wenn sie Einfluss nehmen will: «Wir können mit den Investoren nur reden und sie versuchen zu überzeugen», dass sie bei ihren Projekten auch erschwinglichen Wohnraum im Auge behielten. «Ich bin nicht blauäugig, eine Rendite muss vorhanden sein», sagte auch der Surseer Bauvorsteher. Und bezüglich der Bautätigkeit ergänzte er: «Wir müssen das richtige Mass finden, was der Markt verlangt und was für Sursee auch erträglich ist.» Die Stadt sei aber noch nicht fertig gebaut, es gebe noch freie Flächen.

Durchmischung wurde betont

Wie und wo genau solcher erschwinglicher Wohnraum entstehen sollte, wenn man es denn auch schaffen würde, die Bauwilligen dazu zu bringen, trieb das Podium weiter um. In diesem Zusammenhang wurden mögliche freie Flächen ebenso in den Fokus genommen wie die Innenverdichtung. Mehrfach aufgeworfen wurde der heutige Spitalstandort, der dann frei werden würde, wenn dereinst ein neues Spital in Schenkon entstehen soll. Stichworte wie die Münchrüti oder generell grössere Areale fielen ebenso wie bestehende Quartiere, die sinnvoll stärker bebaut werden könnten. Fabrizio Misticoni mahnte hierbei, dass man stets auch die Verkehrsentwicklung mitdenken müsse. Einzig bei zentralen und mit öV bestens erschlossene Standorte wie der Dreiklang versprächen weniger motorisierten Individualverkehr.

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Letztlich war sich das Podium einig, dass überall eine gute Durchmischung von bezahlbarem Wohnraum bis hin zu hochpreisigem Bestand mit guten Steuerzahlern anzustreben sei. Was der Podiumsdiskussion noch gut getan hätte, wäre die Sicht eines Investors gewesen. Zum Schluss brachte sich das Publikum mit Fragen und Anmerkungen ein, welche die Experten forderten. So etwa auch, welchen Mechanismus es geben könnte, um ältere Menschen zu einem Auszug aus ihrem Heim zu bringen, obwohl sie nach dem Weggang ihrer Kinder überproportional grossen Wohnraum weiterhin für sich beanspruchten, weil sie keine kleineren, bezahlbaren Wohnungen finden würden. Es gebe zwar Beispiele von Regelungen, hiess es. Doch ob diese letztlich juristisch hieb- und stichfest seien, wurde angezweifelt. Nach diesem intensiven und dicht bepackten Austausch gönnte man sich im Rathaus noch ein entspanntes Apéro.


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