Vierherr Walter Bühlmann im Frühling 2022 in seinem Wohnhaus, dem sogenannten «Rektorenhaus» auf der Westseite der Pfarrkirche St. Georg. (Foto Daniel Zumbühl/Archiv)
Vierherr Walter Bühlmann im Frühling 2022 in seinem Wohnhaus, dem sogenannten «Rektorenhaus» auf der Westseite der Pfarrkirche St. Georg. (Foto Daniel Zumbühl/Archiv)
18.04.2024

Ein Theologe mit Leib und Seele ist nicht mehr

von Daniel Zumbühl

Er besiegte den Krebs, war über 20 Jahre lang als Priester in der Surseer Pfarrei St. Georg im Einsatz, lehrte von 1978 bis 2003 an der theologischen Fakultät der Uni Luzern, schrieb Bücher und organisierte Reisen in den Nahen Osten. Nun erlag Vierherr Walter Bühlmann 86-jährig seiner Krankheit.

Im Jahr 2000 trat Walter Bühlmann auf Anfrage des damaligen Kirchenratspräsidenten Hans Ambühl die Stelle als priesterlicher Mitarbeiter in der grossen katholischen Pfarrei St. Georg Sursee an und zog als Vierherr ins sogenannte «Rektorenhaus» auf der Westseite der Pfarrkirche. Parallel dazu war er damals noch für weitere drei Jahre bis zu seiner Emeritierung 2003 an der theologischen Fakultät der Universität Luzern als Lehr- und Forschungsbeauftragter für Bibelwissenschaft tätig. Ein Jahr vor seinem Amtsantritt in Sursee, 1999, erkrankte der in Eschenbach aufgewachsene und 1965 vom Basler Bischof von Streng zum Priester geweihte Theologe an einer ganz aggressiven Form von Lymphknotenkrebs. Mit einer intensiven Chemotherapie nahm er den Kampf gegen die Krankheit auf – und gewann ihn. «Nur deshalb habe ich überlebt. Und vielleicht auch, weil ich irgendwie eine gesunde Natur bin», liess sich Walter Bühlmann 2009 im «Menschen des Jahres»-Porträt dieser Zeitung zitieren.

Er wusste, wie Jesus lebte

Seine Erlebnisse während der Krankheit verarbeitete er in zwei Büchern. Eines davon trägt den Titel «Warum gerade ich?». Da er diese Frage nicht beantworten konnte, ging er der Frage «Wozu?», also der Sinnfrage nach. Sehr wohl beantworten konnte Walter Bühlmann indessen in seinen zahlreichen Fachbüchern diverse Fragen theologischer Natur, wodurch er sich weit über die Landesgrenzen hinaus einen Namen machte. Noch während seiner Krankheit brachte er das Buch «Wie Jesus lebte» heraus, das auf den Ergebnissen archäologischer Ausgrabungen fusst und auch Laien verständlich aufzeigt, wie es damals, zur Zeit Jesu, wirklich war. Weitere Bücher aus Walter Bühlmanns Feder befassen sich unter anderem mit Frauen und Männern im Alten Testament und mit der heiligen Verena.

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Skifahren, Fasnacht, Wandern

Dank seiner Forschungstätigkeit erwarb sich Walter Bühlmann eine profunde Kenntnis des Nahen Ostens, wovon auch die Teilnehmenden zahlreicher Reisen unter anderem ins Heilige Land, in den Iran sowie nach Kreta und Jordanien profitierten, die er als versierter Reiseleiter organisierte und begleitete. Seit dem Jahr 2000 war Walter Bühlmann als Priester vor allem in Sursee, aber auch in Schenkon, Geuensee, Oberkirch und Nottwil im Dauereinsatz. Etwas Entlastung brachte erst das Jahr 2014, als er die Funktion als priesterlicher Mitarbeiter mit Pfarrverantwortung an Josef Mahnig abgab.

Dass Walter Bühlmann der jahrelangen Belastung gewachsen war, ist wohl tatsächlich seiner oben erwähnten «gesunden Natur» zuzuschreiben. Und seinen Rückzugsorten, die er regelmässig beim Wintersport in Nendaz und als aktiver «Göiggu» an der Fasnacht, aber auch am Stamm des Amtsverbands des Schweizerischen Studentenvereins pflegte. Einem weiteren seiner Hobbys, dem Wandern, widmete er 2022 sein letztes Buch. An der Vernissage vermochte der Saal des Surseer Pfarreizentrums die schiere Menge des Publikums kaum zu fassen.

Stern von Bethlehem im Visier

Wenn immer es irgendein religiöses Thema wie Aschermittwoch, die Fastenzeit, Ostern, Pfingsten oder Weihnachten gab, das theologisch sattelfester und für die Leserschaft nachvollziehbarer Vertiefung bedurfte, wusste diese Zeitung, wo sie anzuklopfen hatte: bei Walter Bühlmann. Und immer war er bereit, Red und Antwort zu stehen. Zum 85. Geburtstag des weltbekannten Theologen und einzigen Ehrenbürgers der Stadt Sursee, Professor Hans Küng, den er während des Studiums in Rom persönlich kennenlernte, verfasste der Vierherr einen bemerkenswerten «öffentlichen Gratulationsbrief», den diese Zeitung 2013 abdruckte. Auch in der Sendung «Persönlich» des Zentralschweizer Fernsehens Tele 1 war er 2016 zu Gast. Ein Jahr später beleuchtete er im Surseer Rathaus das Judentum und den Islam aus christlicher Sicht, und 2018 nahm er an einer öffentlichen Veranstaltung zusammen mit dem Nasa-Forscher Florian Kehl den Stern von Bethlehem ins Visier – ein Beispiel für den offenen Geist, dem der Theologe über all die Jahre treu verbunden blieb.

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Vor einigen Jahren machte sich bei Walter Bühlmann eine andere Form von Krebs bemerkbar, die er dank der Chemotherapie einige Zeit erfolgreich in Schach halten konnte. Mitte 2023 zog er von Sursee nach Luzern, wo sich seine Krankheit verschlimmerte. Diesmal konnte er den Krebs nicht mehr besiegen.


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