Philipp Fleischer malte um 1890, acht Jahre nach der Eröffnung, den Schichtwechsel beim Bau des ersten Eisenbahntunnels durch den Gotthard. Fast alle Arbeiter stammten aus Italien. (Foto Slg. DZ)
Philipp Fleischer malte um 1890, acht Jahre nach der Eröffnung, den Schichtwechsel beim Bau des ersten Eisenbahntunnels durch den Gotthard. Fast alle Arbeiter stammten aus Italien. (Foto Slg. DZ)
15.08.2020

Historia Viva: Italien bleibt im Fokus

von Daniel Zumbühl

Die Coronakrise beendete die heurige historische Vortragsreihe von Historia Viva vorzeitig. Nun werden die zwei ausstehenden Vorträge nachgeholt. Im Fokus bleibt Italien.

Viele Einwohnerinnen und Einwohner der Region Sursee haben Italien als Herkunftsland. Ohne die Gastarbeiter aus dem südlichen Nachbarland hätte die Schweiz den wirtschaftlichen Aufschwung in der Nachkriegszeit kaum stemmen können. Und den Bau des ersten Eisenbahntunnels durch den Gotthard (1872–82) verdankt dieses Land in erster Linie den zahlreichen Mineuren aus armen piemontesischen Bergdörfern. Es lag also für den Verein Historia Viva auf der Hand, dem südlichen Nachbarn die diesjährige historische Vortragsreihe zu widmen – zwei Jahre nachdem Jugoslawien in deren Fokus stand.

Im ersten Vortrag beleuchtete die Kunsthistorikerin Eva Helfenstein den Einfluss der Antike auf dem langen Weg Italiens von der Renaissance bis zum Faschismus. Und am 11. März begab sich der Historiker und Germanist Hansruedi Brunner auf die Zeitreise durch die turbulenten 100 Jahre italienischer Geschichte von 1850 bis 1950. Wenige Tage später setzte der Corona-Lockdown der Vortragsreihe ein jähes vorzeitiges Ende.

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«Zerrissen, wankend, krank»

Dass dieses Ende letztlich nur vorläufiger Natur sein sollte, ist den Lockerungsmassnahmen zu verdanken, dank deren auch das kulturelle Leben wieder an Fahrt gewinnt. Nun holt Historia Viva die beiden ausstehenden Vorträge nach. Am Donnerstag, 20. August, rückt neben Italien auch die Schweiz ins Zentrum. Es geht um die Migrationsgeschichte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, als viele italienische Kinder aufgrund des Saisonnierstatuts zu «verbotenen Kindern» wurden. Viele dieser Kinder mussten, als die Eltern in der Schweiz arbeiteten, bei ihren Grosseltern in Italien leben. Oder sie wurden illegal in die Schweiz mitgenommen und mitunter versteckt. Darüber publizierte Marina Frigerio Bücher. Zusammen mit Paola De Martin, die das selber erlebte, berichtet sie über das Schicksal der Gastarbeiterkinder.

Die Vortragsreihe endet am Donnerstag, 27. August, mit dem Referat des legendären ehemaligen Italien-Korrespondenten Rolf Pellegrini, der unter dem seit Corona erst recht passenden Titel «Zerrissenes, wankendes, krankes Italien» seine Sicht der Dinge zur aktuellen politischen Entwicklung des «bel paese» aufzeigt. Dieses könne allein mit Rhetorik nicht gerettet werden, ist er überzeugt.


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