18.09.2019

«Gibt es Leute, die unsere Nachfolge antreten?»

von Thomas Stillhart

Bei Schlusslicht FC Sursee fehlt es nicht nur am sportlichen Erfolg. Der bald 100-jährige Verein kämpft auch mit mangelndem Personal. Präsident Daniel Willimann tritt 2020 zurück. 

Daniel Willimann, wie erklären Sie sich, dass nur knapp 40 Mitglieder an die 99. GV kamen?

Das ist mir auch unerklärlich. Bisher fand die GV Ende August statt, jetzt Mitte September, um mehr Zeit zu haben, den Jahresabschluss zu machen. Daran konnte es aber nicht liegen. Wir haben jetzt unsere Mitglieder in einem Schreiben um ein Feedback gebeten.

Und warum entschuldigten sich drei Vorstandsmitglieder für die Generalversammlung?

Das widerspiegelt die Gesellschaft. Meine Vorstandskollegen sind zwischen 100 und 150 Prozent engagiert, einige arbeiten bei internationalen Firmen und sind viel unterwegs. Wir treffen uns im Vorstand jeden 1. Montag im Monat. Ich weiss nicht, wann wir das letzte Mal vollständig waren. Das Geschäft und die Familie kommen vor dem Verein. Zudem ist Vereinsarbeit immer auch Fronarbeit.

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Ehrenpräsident Roli Huber hielt eine Brandrede und erreichte, dass die Mitglieder der Erhöhung des Jahresbeitrags zustimmten. Wie erlebten Sie seinen Auftritt?

Roli Hubers Worte waren wichtig und nötig. Solche Leute braucht ein Verein. Sie können andere mitreissen. Es muss nicht immer der Vorstand sein, der Leute motiviert. Ich kehre die Frage lieber um. Mitglieder sollten sich fragen, was sie mit ihrer Nichtteilnahme an der GV auslösten.

Warum hat der FC Sursee das Hallenturnier outgesourct?

Weil wir niemanden gefunden haben, der das Hallenturnier organisiert. Wir krankten drei bis vier Jahre daran. Sogar ich war im OK des Hallenturniers. Nun handelten wir. Die MS Sports hilft uns im administrativen Bereich und im Sponsoring.

War ein Ende des Hallenturniers auch eine Option?

Nein. Das Hallenturnier hat Tradition, gehört zum FC Sursee, wird geliebt von den Junioren und den Vereinen. Es ist ein Aushängeschild des FC Sursee. Mit der neuen Organisation legen wir nicht drauf, verdienen etwas und reduzieren unseren Aufwand.

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Im Jubiläumsjahr, so kündigten Sie an der GV an, hören vier Vorstandsmitglieder auf. Warum gerade im Jubiläumsjahr?

Auch das hat zwei Seiten. Viele im Vorstand wollten schon vor einem Jahr zurücktreten. Wir beschlossen, das Jubiläumsjahr noch anzupacken. Nachher ist es ideal, die Ämter geordnet weiterzugeben. Die Frage lautet eher, gibt es Leute, die bereit sind, unsere Nachfolge anzutreten? Wir schauen dazu, dass wir 2020 einen guten Vorstand zusammenstellen können.

Wo wollen Sie suchen?

Intern und extern. Zum Beispiel gibt es unter den Donatoren viele, die gute Vorstandsmitglieder wären. Ein Aufgleisen eines Vereinsbüros ist unabdingbar.Dies wird den Vorstand entlasten und zukünftige Vorstandsarbeit erleichtern.

Der FC Sursee feiert 2020 100 Jahre mit drei Anlässen. Ein Konzert in der Stadthalle, ein grosses Spiel zwischen dem FC Luzern und einem ausländischen Verein und ein mehrtägiges Fest auf dem Martigny-Platz. Gibt es auch etwas für die vielen Junioren im Verein?

Wir sind daran, haben aber noch nichts Konkretes aufgegleist, da sich die Frage immer stellt, wer einen solchen Anlass organisiert. Die Idee eines Saisoneröffnungsfests ist Thema in unseren Überlegungen, das Familien und Junge ansprechen würde. Natürlich wäre auch die Anwesenheit von Haris Seferovic schön. Ob das klappt, ist derzeit unklar.

Wenn ein Verein die 100. GV begeht, wird gross gefeiert. Davon haben Sie an der 99. GV nichts erzählt.

Wir wollen nicht an einem einzigen Tag Geburtstag feiern, sondern verteilen die Feiern über das ganze Jahr mit den drei Anlässen, so dass alle etwas davon haben. Die 100. GV findet aber in einem gediegenen Rahmen statt – Anfang August oder Ende September 2020.

Was sagt der Präsident zur aktuellen sportlichen Situation des FC Sursee? Die 1. Mannschaft liegt derzeit auf dem letzten Platz in der Tabelle (Spiel in Hergiswil fand nach Redaktionsschluss am Mittwoch, 18. September, statt).

Bei der 1. Mannschaft ist es nicht der Anspruch, den wir uns vorgestellt hatten. Mit diesem Kader müssen wir im vorderen Drittel der Tabelle platziert sein. Auch hier sind wir gefordert, alle zusammen; Staff und Mannschaft. Der grosse Kaderwechsel ist sicher ein Grund. Die Automatismen sind noch nicht eingespielt. Da muss und wird eine Reaktion kommen. Die 2. Mannschaft macht dafür doppelt Spass; bei ihr sieht man, was Teamgeist bewirken kann. Dort spielen junge, ehrgeizige Spieler unter einem ambitionierten Trainerstaff.


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