Ein Bild aus scheinbar längst vergangenen Tagen: Silvan Sager (rechts) jagt auf der Surseer Schlottermilch einem Ball hinterher. (Foto Thomas Stillhart/Archiv)
Ein Bild aus scheinbar längst vergangenen Tagen: Silvan Sager (rechts) jagt auf der Surseer Schlottermilch einem Ball hinterher. (Foto Thomas Stillhart/Archiv)
22.04.2020

«Bis Ende Jahr brauchen wir eine Lösung»

von Manuel Arnold

Der FC Sursee ist auf der Suche nach einem neuen Präsidenten immer noch nicht fündig geworden. Präsident Daniel Willimann erklärt, wie schwierig die Nachfolgersuche ist – und wie das Jahrhundertereignis Corona die 100-Jahr-Feier des FC Sursee trifft.

Daniel Willimann, wie trifft die Coronakrise den FC Sursee?

Es trifft natürlich den ganzen Verein, von den Junioren, bis zur 1. Mannschaft, die auf einen Schlag nicht mehr spielen durften. Die Ungewissheit, ob und wann es weitergeht, prägte die vergangenen Wochen. Für uns kam erschwerend dazu, dass in diesem Jahr unser 100-Jahr-Jubiläum ansteht.

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Einigen Fussball-Amateurklubs droht der potenzielle Konkurs. Auf wie sicheren Beinen steht der FC Sursee?

Ich staune, wie viele Amateurvereine im Moment jammern. Wir können es abfedern. Ich bin zuversichtlich, dass wir nicht in etwas Schlimmes schlittern. Die Spesengehälter der 1. Mannschaft haben wir eingefroren. Dass bei uns seit einigen Jahren sehr viel über Punkteprämien anstelle von fixen Monatsgehältern läuft, kommt uns jetzt zugute. Für alle sonstigen Mitarbeiter auf der Lohnliste haben wir Kurzarbeit angemeldet.

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Daniel Willimann gibt Ende Jahr sein Amt als Präsident des FC Sursee ab. (Foto zVg)

 

Der FC Sursee muss aktuell Platzmiete bezahlen, obwohl die Plätze gesperrt sind. Wünschen Sie sich mehr Unterstützung von der Stadt Sursee?

Das ist die gleiche Ausgangslage wie für den Ladenbesitzer, der aktuell seine Miete zahlen muss, auch wenn er sein Geschäft nicht öffnen darf. Der Rasen muss auch unterhalten werden, wenn kein Spiel darauf stattfindet. Wir hatten stets eine gute Zusammenarbeit mit der Stadt Sursee, und ich denke, dass sie uns im Bedarfsfall auch kulant entgegentreten wird.

 

Ist es richtig, die Saison 2019/20 zu annullieren?

Absolut. Der Vorstand des FC Sursee hatte bereits vor einigen Wochen bei Urs Dickerhof vom IFV die Meinung deponiert, dass die Saison abzublasen sei. So weh es auch tut, wenn der Ball nicht mehr rollt, ist es doch der einzig richtige Weg. Es wäre für viele Klubs auch gar nicht mehr möglich, so viele Spiele so vieler Mannschaften in so kurzer Zeit auf den wenigen zur Verfügung stehenden Fussballplätzen zu absolvieren.

 

Sportlich dürften Sie der Saison aufgrund der dürftigen Leistung der 1. Mannschaft wohl kaum nachtrauern ...

Wenn man die Tabellenlage isoliert betrachtet, mag das stimmen. Aber es ist ja nicht nur das Sportliche, das zählt. Die Bratwurst, das Bier, die guten Gespräche mit Gleichgesinnten: All das gehört zum Amateurfussball dazu. Das Gesellschaftliche auf der Schlottermilch ist es denn auch, was ich in dieser fussballfreien Zeit am meisten vermisse.

 

In diesem Jahr feiert der FC Sursee seinen 100. Geburtstag. Wie sieht es mit dem Saisoneröffnungsfest und dem Jubiläumsmatch mit dem FCL und dem VFB Stuttgart im Spätsommer aus?

Da in den Profiligen die Saisons potenziell im Sommer fertig gespielt werden, sehe ich für das Jubiläumsspiel schwarz. Ich könnte mir aber gut vorstellen, das Spiel 2021 auszutragen, zum 101. Geburtstag. Das Saisoneröffnungsfest im August dürfte in kleinerem Rahmen stattfinden. Punkto Chalet auf dem Martigny-Platz im Dezember bin ich sehr optimistisch.

 

Nach dem Jubiläumsjahr treten Sie als Präsident zurück. Welche Neuigkeiten gibt es von der Suche nach Ihrem Nachfolger?

Es sieht nach wie vor sehr schlecht aus.

 

Also hängen Sie im Notfall noch ein Jahr dran?

Auf keinen Fall. Ursprünglich wollte ich ein Jahr interimistisch als Präsident walten. Inzwischen bin ich vier Jahre im Amt. Es ist ein Phänomen in der Freiwilligenarbeit, dass viele denken, dass die Involvierten immer weiter machen, wenn keine Nachfolge bereit steht. Bis Ende Jahr brauchen wir eine Lösung. Ich kann mir vorstellen, nach der abgebrochenen Saison die GV vorzuverlegen, um die Mitglieder noch einmal für die Thematik zu sensibilisieren. Darüber hinaus sind wir auch händeringend auf der Suche nach einem Finanzer. Er muss kein Fussballer sein, aber mit Zahlen jonglieren können.

  

Und wenn Sie Ende Jahr tatsächlich gehen, was wird von Ihrer Amtszeit in Erinnerung bleiben?

Ich bin der einzige Präsident in der Geschichte des FC Sursee, der mit der 2. Mannschaft bis in die 2. Liga aufgestiegen ist. Die Realisierung des Kunstrasens war ein weiterer Meilenstein meiner Amtszeit.

Auch wenn ich nicht mehr im Vorstand bin, werde ich für den Verein da sein. Denn es sind Menschen wie Roli Huber, die für einen Verein immens wichtig sind. Und für die FC-Sursee-Familie wende ich auch in Zukunft gerne einen Teil meiner Freizeit auf.


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