Das Braune Langohr zeichnet sich besonders durch seine grossen Ohren aus. (Foto Stiftung Fledermausschutz)
Das Braune Langohr zeichnet sich besonders durch seine grossen Ohren aus. (Foto Stiftung Fledermausschutz)
08.02.2023

Grossohrige Genossen kriegen ein Zuhause

von Livia Kurmann

Braune Langohren ziehen über den Sommer in Knutwil ein. Zuvor nur Gäste in der Gemeinde, bekommen die grossohrigen Fledermäuse nun ein fixes Zuhause in Waldrandnähe.

Die ehemalige Pulverhütte der Armee im Stockackerwald wird über den Sommer von Braunen Langohren zur Jungenaufzucht genutzt. Wie es der Name bereits sagt, sind die übermässig grossen Ohren ein Erkennungsmerkmal dieser Fledermaus. Bei den Braunen Langohren handelt es sich um eine stark gefährdete Fledermausart. Aus diesem Grund setzten sich Pro Natura Luzern und die Dienststelle Landwirtschaft und Wald (Lawa) des Kantons Luzern für die Nachwuchsförderung ein. Im vergangenen Jahr sorgte Pro Natura Luzern dafür, dass die Pulverhütte ein 25-jähriges Bestandsrecht bekommt.

Laut Jörg Gemsch, Fachbereichsleiter Arten bei der Lawa, ist die Pulverhütte überaus attraktiv für die Braunen Langohren. Denn diese fühlen sich in ungenutzten Dachstöcken oder auch Baumhöhlen besonders wohl. Auch steht die Pulverhütte direkt am Waldrand. Da die Braunen Langohren im Wald nach Insekten jagen, ist die Pulverhütte eine ideale «Wochenstube» für die Jungaufzucht.

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Die ehemalige Pulverhütte im Stockackerwald in Knutwil. (Foto Dienststelle Landwirtschaft und Wald)

Jagderfolg bleibt aus

Es gibt verschiedene Gründe dafür, dass die Braune-Langohr-Population immer kleiner wird. «Es hängt mit ihrer Fortpflanzungsbiologie zusammen», so Jörg Gemsch. Zum einen gebe es kaum mehr Estriche, die nicht mehr isoliert seien. Für die Fledermäuse sei wichtig, ein- und ausfliegen zu können. Auch Bäume würden heute früher gefällt. Jungbäume verfügen über weniger Spalten, in denen sich die Fledermäuse zurückziehen können. So wird es für die Braunen Langohren immer schwieriger, sich fortzupflanzen. Zum anderen werde die Nahrungsbasis der Tiere immer schlechter. «Die Biomasse an Insekten hat massiv abgenommen. Es sind um die 70 Prozent weniger als noch vor wenigen Jahrzehnten.» Immer mehr bleibe der Jagderfolg für die Tiere aus.

Optimales Mikroklima

Um die Pulverhütte für die Braunen Langohren aufzuwerten, werden im Dachstock zusätzliche Spaltenquartiere montiert, in denen die Jungtiere dann unterkommen können. «Damit kann das Mikroklima optimiert werden, was für die Jungenaufzucht sehr wichtig ist», sagt Gemsch. Weiter werden durch einen Fledermausspezialisten Einfluglöcher erstellt. Diese müssen so gebaut werden, dass im Innern kein Durchzug entsteht. Ansonsten würden die Tiere das Weite suchen. Im Erdgeschoss werden Winterquartiere geschaffen, damit die Fledermäuse in der Pulverhütte auch überwintern können. Aussen am Gebäude werden Fledermauskästen für andere Fledermausarten montiert. Die Kosten für die Verbesserungsmassnahmen sowie für das Bestandsrecht trägt das Lawa.

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Lärm stört sie nicht gross

Wer etwas zur Förderung von Fledermäusen beitragen will, der kann bei sich zu Hause einen Fledermauskasten anbringen. Fledermauskästen sind erschwinglich, relativ unauffällig und nehmen nicht viel Platz ein. Dabei wichtig zu beachten ist, dass der Kasten an einem unbeleuchteten Ort angebracht werden muss. «Licht ist für sie verheerend», erklärt Jörg Gemsch. Fledermäuse meiden künstlich beleuchtete Gebäude. Was sie ebenfalls nicht mögen, ist über offenes Gelände zu fliegen. Nicht wichtig dagegen scheint die Lautstärke ihres Schlafplatzes zu sein. Strassenlärm, Kirchenglocken oder laute Musik könnten ihnen nicht egaler sein. Da sie sich mittels Ultraschall orientieren, passen sie ihre Echoortungslaute dem Lärm an.


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