Stimmungsbild des Sempachersees. (Foto Archiv/suwo)
Stimmungsbild des Sempachersees. (Foto Archiv/suwo)
22.07.2020

Kommentar: «Der Wels ist ein Schädling»

von Thomas Stillhart

Es waren einmal zwei Junge, die auf dem Sempachersee ein Boot hatten. Sie absolvierten einen Anglerkurs und verbrachten danach fast jede freie Minute auf dem Wasser, ihre Ruten ausgefahren.

Vor Tagen erlebten sie auf einer ihrer Bootsausfahrten einen Höhepunkt: Sie holten mit vereinten Kräften einen Riesenwels aus dem Wasser. 50 Kilogramm schwer und fast 2 Meter lang. Da dieser Fisch ungeniessbar war, taten sie ihn ab.

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Wie jeder normale Sportfischer teilten sie ihren grossen Fang der ganzen Welt mit. Dankbar für die Geschichte im nachrichtenarmen Sommer sprangen grosse Online-Medien auf den Zug auf, ohne zu vergessen zu erwähnen, dass der Wels kein Stamm-Fisch im Sempachersee ist.

Das Entsetzen bei einigen Lesern war jedoch gross. Wie kann man nur einen Fisch aus dem Wasser holen und einfach töten?, fragten sich einige. Der Sturm der Entrüstung gegenüber den jungen Anglern schwoll an.

«Ein echter Mann hätte den Fisch gefangen und dann wieder ins Wasser gelassen», war noch einer der harmloseren Kommentare.

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Die sich als Tierfreunde aufspielenden Kommentatoren blenden jedoch aus: Der Wels wurde vor mehr als 20 Jahren im Sempachersee von Unbekannten ausgesetzt. Er ist demnach quasi zwangs-eingewandert und kann als Schädling sowie Vielfrass bezeichnet werden, weil er als Raubfisch andere Fischarten jagt und den Bestand dezimiert. Das Nachsehen haben die beispielsweise im «Vogelsang» servierten Egli und Balchen – also seit Jahrhunderten im Sempachersee ansässige Fischarten.

Jeder aus dem Sempachersee geholte Wels ist eine gute Tat.


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