12.05.2020

Werner Ottiger würzt das «Kreuz» seit 1976 selber 

von Thomas Stillhart

Ab Donnerstag, 14. Mai, begrüsst Werner Ottiger wieder seine Gäste im «Kreuz» – wie die vergangenen 44 Jahre. Fast gleich lange produziert er parallel Bouillon und Gewürze made in Triengen. 

Acht Wochen lang ruhten die Zapfhahnen im Landgasthof Kreuz. Am Donnerstag fliesst wieder Bier und Währschaftes gibt es zu Essen. Auf der faulen Haut lag Wirt Werner Ottiger trotz seiner 72 Jahren in den vergangenen Tagen nie. «Meiner Lebtag hatte ich es aber nie so schön. Ich kann zwischen 20 und 21 Uhr ins Bett.» Bei Normalbetrieb sei er um 7 Uhr im Kreuz, bleibe den ganzen Tag hier und gehe erst um 1 Uhr in die Federn. «Jemand muss ja schauen, dass alles funktioniert», erklärt Werner Ottiger. 

Teurer Bouillon löste Produktion aus

Neben dem Wirten baute er jedoch vor langer Zeit ein zweites Standbein auf. «1978 hörte ich, dass der Preis der Bouillon aufschlägt. Man soll Bouillon selber machen, riet man mir. Ich habe es gemacht», fasst er den Beginn seiner Nährmittel-Produktion zusammen. Und die erste Charge von 180 kg Ochsen-Bouillon gelang ohne Vorkenntnisse so gut, dass sein Händler Josef Huber aus Schenkon bereits nach einer Woche mehr verlangte. 

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Nach und nach erweiterte Werner Ottiger sein Sortiment auf heute 84 Rezepturen. 2010 kam das bestehende Produktionsgebäude  anschliessend an das «Kreuz»-Gebäude hinzu.. Heute gehören neben Bouillon, Fertigsuppen, Gewürze, Saucen, Würste dazu. Zum Beispiel konnte er die Titlis-Bahnen mit 2000 kg Suppen beliefern. «Nur für die indischen Touristen gab das 20’000 Liter Gemüse- und Tomatensuppen», gibt er ein Beispiel. Derzeit fehlen jedoch solche Aufträge.

«Früher waren wir erfinderischer»

Abnehmer sind kleinere und grössere Lebensmittelindustriebetriebe. Auch Private kaufen im «Kreuz» Lebensmittel wie etwa den «Lozärner Buurespeck» – hausgemacht, selbst geräuchert oder Gewürz mix für jegliche Lebensmittel. Werner Ottiger exportiert sogar. Und er produziert nach Rezepturen von Firmen. Der gelernte Metzger braucht auch viele Fleischerzeugnisse wie Cervelat, Lyoner oder Fleischkäse direkt in seiner Wirtschaft. Ottiger hält jedoch fest: «Früher waren wir erfinderischer. Heute stossen wir mit Gesetzen an.»

Alle seine Gewürze verkauft er seit 1998 ausschliesslich in PET-Dosen. Glasbehältnisse wie in manchen Einkaufsläden für den Privatgebrauch üblich seien zu heikel. Er brauchte allerdings mehrere Anläufe, bis die Einfärbung der PET-Dosen stimmten, so dass kein schädigendes Licht eindringen konnte. 

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Viel Geduld ist nun nötig

Zur Seite stehen ihm 18 Mitarbeiter – darunter seine Frau Trudy und sein Sohn Werner junior, zwölf davon arbeiten in der Nährmittel-Produktion. «Ich arbeite rund die Hälfte im Kreuz, die andere Hälfte in der Produktion», verrät Werner Ottiger. Derzeit bringen seine Mitarbeiter die Gastwirtschaft auf Vordermann. Man glaube kaum, wie viel Aufwand die Hygienevorschriften benötigten. «Wir erleben einen totalen frischen Start und brauchen viel Geduld», ist er überzeugt. 

Der Kreuz-Wirt rechnet mit einem schleppenden Start, denn einige Gäste hätten Angst zu kommen. Doch ihn, der mit 28 Jahren mit dem Wirten begann und auf 44 Jahre Erfahrung zählen kann, erschüttert so schnell nichts mehr. Er freut sich sehr, die Beiz am Donnerstag, 14. Mai, wieder zu eröffnen. Im gefällt es besonders, wieder mehr Zeit für die Gäste zu haben, obwohl er denkt, wegen den fehlenden Vereinen jeweils bereits um 22 Uhr schliessen zu müssen. Am Schluss gibt er noch ein Schmankerl aus einem Leben als Wirt preis: «Als Wirt komme ich mir manchmal vor wie ein Pfarrer: Ich weiss alles, darf aber nichts sagen.» 


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