Anlässlich von Dynamo Sempachersee konnten 300 Schüler die Berufsinsel Pflege und Gesundheit im Spital Sursee besuchen. (Symboldbild sti/archiv)
Anlässlich von Dynamo Sempachersee konnten 300 Schüler die Berufsinsel Pflege und Gesundheit im Spital Sursee besuchen. (Symboldbild sti/archiv)
08.04.2020

Sursee darf sein Spital behalten

von Thomas Stillhart

Raumplanerische und ökologische Gründe gaben den Ausschlag. Der Regierungsrat möchte den Neubau des Spitals am bisherigen Standort erstellen. Stapi Beat Leu spricht von einem vernünftigen Entscheid. Gemeindepräsident Patrick Ineichen kritisiert das für ihn zu spät kommunizierte Kriterium Ökologie. 

«Der Regierungsrat beschliesst Neubau am bisherigen Standort in Sursee», betitelte der Kanton die Medienmitteilung von vergangener Woche. Das Luzerner Kantonsspital solle am bisherigen Standort an der Spitalstrasse durch einen Neubau ersetzt werden. Ausschlaggebend für den Entscheid seien raumplanerische und ökologische Gründe.

Der Spitalrat warb für Schenkon

In seiner Begründung verrät der Regierungsrat, dass der Spitalrat den bis zuletzt möglichen Standort in der Schwyzermatt in Schenkon favorisierte. «Aus betrieblichen Überlegungen präferierte er diesen Standort.» Die gute Verkehrs- und Markterschliessung, die einfachere Realisierung eines Neubaus ohne Beeinträchtigung des laufenden Spitalbetriebs sowie das grössere Entwicklungspotenzial sprächen für die Schwyzermatt. Der bisherige Standort punkte hingegen mit planungsrechtlichen Vorteilen und tieferen politischen Hürden.

aaa

«Das ist ein Entscheid der Vernunft.»
Stadtpräsident Beat Leu

Der zuständige Gesundheitsdirektor Guido Graf nennt auf Anfrage drei Punkte, die den Regierungsrat am bisherigen Standort festhalten lassen: «Erstens ist die Schwyzermatt Kulturland, das zu ersetzen anspruchsvoll gewesen wäre. Zweitens ist dem Regierungsrat aufgrund der ökologischen Nutzung des Seewassers zur Wärme- und Kältegewinnung die Nähe des Spitalstandorts zum See wichtig, und drittens signalisierte uns der Stadtrat von Sursee in Gesprächen eine Offenheit bezüglich der Erschliessung.» Regierungsrat Guido Graf ergänzte, somit sei nicht mehr gegeben, dass der Standort Schenkon bezüglich Verkehrsaufkommen einen grossen Vorteil habe.

Der Stadtrat hilft mit

«Das ist ein Entscheid der Vernunft», kommentiert Sursees Stadtpräsident Beat Leu. Er habe Freude daran, denn der Stadtrat und andere hätten sich für Sursee eingesetzt. Die optimale Erschliessung des Spitals sei ein sehr zentrales Thema, gleichzeitig anspruchsvoll. «Wir sind sehr interessiert an einer Lösung und helfen gerne mit, Lösungen zu suchen.» In der Medienmitteilung steht dazu: «Im Gespräch habe der Stadtrat zugesichert, dass er sich eine neue Verkehrsführung vorstellen könne.»

Von Vorgehensweise enttäuscht

«Ich bin zutiefst enttäuscht über das Argumentarium und die Vorgehensweise des Regierungsrats», nimmt Schenkons Gemeindepräsident Patrick Ineichen kein Blatt vor den Mund. Zwar habe der Gemeinderat von Schenkon nie für den einen oder anderen Standort gekämpft, aber er verstehe nicht, dass der Regierungsrat nicht auf sein Fachgremium, den Spitalrat, höre. Die Gemeindeversammlung habe vor 2,5 Jahren einstimmig das Räumliche Entwicklungskonzept verabschiedet und dort den möglichen Spitalstandort verankert, dies so viel zum Thema politische Hürde.

bbb

«Ich bin zutiefst enttäuscht über das Argumentarium und die Vorgehensweise des Regierungsrats.»
Patrick Ineichen, Gemeindepräsident Schenkon

«Dass das neue Spital nicht auf einer grünen Wiese gebaut werden kann, hätte der Regierungsrat schon vor drei Jahren sagen können», führt Patrick Ineichen aus. «Wenn der Regierungsrat keine Fruchtfolgefläche nutzen möchte, gehört das in ein Pflichtenheft für die möglichen Spitalstandorte – Punkt.» Nun seien aber x Arbeitsstunden und x Franken Steuergelder vernichtet worden. «Das ist nicht nachvollziehbar. Der Steuerzahler wurde hintergangen.»

Chance Spitalgebiet verloren

Patrick Ineichen hebt hervor, dass er nicht über den jetzigen Standort enttäuscht sei, sondern von der Art und Weise des politischen Prozesses. Weiter habe die Region nun eine grosse Chance verloren, das Spitalgebiet mit einer Planungszone später für ein Generationenprojekt zu nutzen. «Ich kämpfe für Zukunftsperspektiven für die ganze Region.»

«Das Luks wird den Seeblick bei der weiteren Planung einbeziehen.»
Regierungsrat Guido Graf

Eine IG Spital Sursee reichte im Mai 2017 5550 Unterschriften ein. Hatte diese Petition einen Einfluss auf den regierungsrätlichen Entscheid? «Wir nahmen die Petition zur Kenntnis», antwortet Guido Graf. Weiter lancierte Kantonsrätin Yvonne Hunkeler (CVP, Grosswangen) im Oktober 2018 ein Postulat «über die Nutzung des Wärme- und Kältepotenzials des Sempachersees durch das Luzerner Kantonsspital Sursee». «Das war nicht der einzige Grund, am Standort Sursee zu bleiben», sagt der Gesundheitsdirektor.

«Blockade» ist jetzt gelöst

Viele Jahre nahmen sich der Spitalrat und der Regierungszeit Zeit, zu entscheiden. «Bei einer Investition von 250 Millionen Franken mussten wir die Standorte gründlich prüfen. Zudem klärte der Spitalrat 23 Standorte hochprofessionell ab», erklärt Regierungsrat Guido Graf. Auch Stadtpräsident Beat Leu ersehnte den Entscheid lange. «Die Weiterentwicklung zum Beispiel des Industrieareals Nord hängt vom Spitalstandort ab, und die Frage des Seeblicks hat einen Einfluss auf die ganze Altersfrage in der Region.» Er ist nun froh, dass diese «Blockade» wegfalle.

In zehn bis zwölf Jahren

Sodann interessiert die Region, was mit dem Pflegeheim Seeblick im Perimeter des bisherigen Spitalstandorts Sursee passiert. Dazu sagt Guido Graf: «Das neue Spital steht in zehn bis zwölf Jahren. Das LUKS wird das Pflegeheim Seeblick bei der weiteren Planung einbeziehen.»

In seiner ausführlichen Medienmitteilung schreibt der Regierungsrat, der Standort Sursee habe einen wesentlichen Vorteil, dass dort kein Kulturland zerstört werde. «Das Grundstück Schwyzermatt in Schenkon hingegen ist unverbaut und liegt in der Landwirtschaftszone.» Bei einer Einzonung würde eine Fruchtfolgefläche von 37’440 m² zerstört. auch bei der Schaffung von Ersatzfruchtfolgeflächen würde Kulturland endgültig zerstört. «Und das gilt es wenn möglich zu vermeiden.» Die unmittelbare Nähe zum Sempachersee ermögliche zudem eine relativ einfache und ökologische Nutzung des Seewassers zur Kälte- und Wärmegewinnung.


Schon gelesen?

Anzeigen

Zum E-Paper

Lesen Sie unser wöchentlich erscheinendes E-Paper und tauchen Sie ein in spannende Reportagen, Politkrimis und erfahren Sie das Neuste aus Ihrer Gemeinde.

zum ePaper

Meistgelesen

Instagram