Bruno Friedrich hat den Mietern des «Goldenen Wagens» in Oberkirch zwei Monate Mietkosten erlassen.  (Foto Thomas Stillhart)
Bruno Friedrich hat den Mietern des «Goldenen Wagens» in Oberkirch zwei Monate Mietkosten erlassen.  (Foto Thomas Stillhart)
24.05.2020

Vermieter zeigen ein Herz für Mieter

von Thomas Stillhart

Im Parlament scheiterte der erste Versuch, eine Bundeslösung für Geschäftsmieten zu finden. Nichtsdestotrotz atmen einige Mieter in der Region auf. Vermieter zeigten Pragmatismus. 

Mitte April verschickten Mieter- und Hauseigentümerverband schweizweit ihre gegensätzlichen Forderungen ins Land. Der kantonale Mieterverbands-Präsident Mark Schmid wetterte: «Ärgerlich ist, dass der Bundesrat den Ernst der Lage ignoriert und kein Machtwort spricht.» Dadurch stärke er einseitig die Vermieterseite. Ein deutliches Entgegenkommen bei den Gewerbemieten verlangte der Mieterinnen- und Mieterverband Luzern NW OW UR, sonst drohe eine Verödung öffentlicher Räume.

Gegen Patentlösungen

Im Gegenzug machte der Hauseigentümerverband Luzern klar: «Jede Situation ist anders.» Er warnte vor Patentlösungen und plädierte für Pragmatismus. Ein Eingriff in das individuelle Verhältnis zwischen Mieter und Vermieter sei unnötig. «Jeder Fall ist anders und verdient es, individuell beurteilt und gelöst zu werden.»

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«Der Vermieter hat einen Sinn für Unternehmer.»
Silvan Küng, Sempach Station

Auf der Suche nach privat ausgehandelten coronabedingten Lösungen zwischen Mietern und Vermietern ist diese Zeitung in der Region fündig geworden. In Sempach Station produziert das Start-up Relish Brothers AG hochwertige Gitarren für den Welthandel. Silvan Küng ist CEO. Er sagt: «Wir hatten mit dem Vermieter immer schon ein sehr gutes Einvernehmen und sprachen ihn direkt an.»

Schliesslich einigte er sich mit dem Besitzer der Geschäftslokalitäten, dass im dritten Quartal 2020 die Hälfte der anfallenden Kosten entfallen. «Wir sind darüber sehr froh. Der Vermieter hat einen Sinn für Unternehmer.» Dank der langjährigen Beziehung und der stets pünktlich bezahlten Mieten habe er versichert, gemeinsam durch die Krise zu gehen.

An gutem Verhältnis interessiert

Hans-Peter Marbet steckt hinter dieser Lösung. «Allgemein bin ich der Meinung, dass Vermieter in dieser Situation den Mietern entgegenkommen sollen», erklärt er. Bei der Relish Brothers AG handle es sich um ein Start-up, das noch keine schwarzen Zahlen schreibe. «Sie brauchen Unterstützung», hält er fest. Der Deal betreffe das dritte Quartal, weil die Firma das zweite Quartal bereits bezahlt habe. Marbet fügt an: «Wir sind an einem gutem Verhältnis zu unseren Mietern interessiert.» 

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«Sonst gehen die Konkurs»
Bruno Friedrich, Schenkon

Bruno Friedrich besitzt die Überbauung «Goldener Wagen» in Oberkirch. «Während der Restaurantschliessung ist nichts gekommen», erklärt er sein grosszügiges Entgegenkommen. Er erlässt nicht nur dem «Goldenen Wagen», sondern auch dem benachbarten, eben neu eröffneten Coiffeurgeschäft zwei Monatsmieten zu 100 Prozent. «Sonst gehen die Konkurs», begründet er.

Im «Bellevue» fehlen Chinesen

Auch dem derzeitigen Mieter des Hotels Bellevue in Sursee, wo bis vor dem Coronavirus täglich mehrere Dutzend Chinesen nächtigten, erliess Bruno Friedrich rund 90 Prozent der Miete. Konkretes über die Zukunft des aussichtsreichen Hotels möchte er übrigens nicht verkünden, weil in der Vergangenheit schon mehrere Interessenten kurz vor dem Unterzeichnen des Kaufvertrags zurückgezogen hätten.

Ein drittes Beispiel hat mit Bruno Friedrich zu tun, denn im «Bella Vista» in Oberkirch übernachten normalerweise auch viele Chinesen. Das Motel gehört Werner Willi. «Wahrscheinlich erleben wir eine solche Krise nur alle 100 Jahre.» Deshalb sei er solidarisch und verzichte auf zwei Monatsmieten, wenn Geschäfte schliessen mussten. Er erinnert aber alle: «Spare in der Zeit, dann hast du in der Not.» Thomas StillhartBruno Friedrich hat den Mietern des «Goldenen Wagens» in Oberkirch zwei Monate Mietkosten erlassen.

Info

Ein Kompromiss ist in Sichtweite

Bern

Vorausgegangen war ein zähes Ringen während der Sondersession der beiden Räte in der Bernexpo. Eine Einigung gab es damals nicht. Der Bundesrat könnte in der Sommersession nun den Auftrag zur Umsetzung erhalten. (sti)


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