Otto Ineichen bekam im Dezember 2010 den Preis «Mensch Sursee». (Foto suwo/archiv)
Otto Ineichen bekam im Dezember 2010 den Preis «Mensch Sursee». (Foto suwo/archiv)
06.06.2022

Vor zehn Jahren starb Otto Ineichen 

von Thomas Stillhart

Der Schock sass tief, als der amtierende Surseer Nationalrat Otto Ineichen am 6. Juni 2012 starb. Entsprechend gross war die Anteilnahme im ganzen Land. 

«Grosser Surseer ist tot», stand am 7. Juni 2012 auf der Frontseite der «Surseer Woche». Die damalige Chefredaktorin Andrea Willimann schrieb traurig: «Otto Ineichen fehlt schon jetzt.» Mit seinem Sein habe er zahlreiche, grosse Spuren hinterlassen. Wirtschaftlich als Vollblutgewerbler und mit der Gründung eines Konzerns; sozialethisch mit seinen Grundsätzen wie seinem Einstehen für die berufliche Integration von Schulabgängern ohne Lehre; politisch als kreativer Kopf.

Schnelldenker und Wirbelwind

 Der Schnelldenker und Wirbelwind Otto Ineichen sei zwar oft auf Granit gestossen, «aber er versuchte immer und immer wieder, etwas zu bewegen, und vermochte für seine politischen Ideen auch Resonanz und Mitstreiter zu finden», so Andrea Willimann. 

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««Das Glas ist immer halb voll und niemals halb leer.»»
Otto Ineichen, 1941 bis 2012

Den wichtigsten Preis für sein immenses Schaffen auch in seiner Geburts-, Wohn- und Herzensstadt Sursee war 2010 «Mensch Sursee». Dieser Ehrentitel verlieh einst der Verein Gewerbe Region Sursee verdienstvollen Einwohnern. Ein Beispiel: Bereits im Alter von 30 Jahren sorgte Otto Ineichen 1971 dafür, dass Sursee eine rechte Weihnachtsbeleuchtung bekam. 

Sehr für Sursee eingesetzt

Wie schmerzvoll sein Tod war, drückte der damalige Stadtpräsident Rudolf Amrein aus: «Er war eine sehr wichtige Persönlichkeit und hat sich für unsere Stadt, den Kanton und den Bund mit seinen vielen Ideen sehr geschickt eingesetzt.» Ineichen habe für Sursee eine sehr grosse Ausstrahlung entwickelt. 

An der Trauerfeier am Montag nach seinem Tod nahmen 1500 Menschen Abschied von ihm. Stapi Amrein würdigte ihn als «Leuchtturm für unsere Stadt, der seine Mitmenschen an seinem Erfolg teilhaben liess». Sohn Mark Ineichen erinnerte an seine wichtigste Lehre: «Das Glas ist immer halb voll und niemals halb leer.»

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«Otto war speziell»

Philipp Müller, damaliger FDP-Präsident und somit ein wenig Chef von Otto Ineichen, anerkannte: «Otto war speziell. Er sah auch im hartgesottensten Politiker immer den Menschen.» Wie Philipp Müller war auch Bundesrat Johann Schneider-Ammann ein Weggefährte und Freund des verstorbenen Surseers. Der Langenthaler Magistrat besuchte die Abschiedsfeier und erklärte: «Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Und wo ein Otto ist, gibt es gleich mehrere.» Otto Ineichen sei für ihn ein Vorbild für Uneigennützigkeit, Unternehmerblut und Lebensfreude gewesen.

Landauf, landab raschelte der Pressewald über den Tod des FDP-Nationalrats, der zwei Tage vor seinem 71. Geburtstag auf dem Weg zur Arbeit an der Centralstrasse in Sursee einem Herzversagen erlag. Der «Blick» widmete Otto Ineichen die Titelseite – «Um 8.18 Uhr blieb ein grosses Herz stehen. Die Schweiz ist traurig» – sowie die Seiten 2 und 3. Die  «Neue Zürcher Zeitung» umschrieb ihn als «Kämpfernatur mit sozialer Ader». Die Zeitung begleitete die FDP am Nachmittag des Todestags zum Fraktionsausflug. Ausgerechnet nach Triengen, in die Trisa, führte der Ausflug – natürlich angeregt von Otto Ineichen. Ihn nannte die NZZ einen «unbändigen Luzernergeist». 

Hansdampf in allen Gassen

Und der «Tages-Anzeiger» schrieb: «Hansdampf in allen Gassen. Otto Ineichen ist tot. Die Schweizer Wirtschaft verliert einen kreativen Chaoten, ein Original, einen Selfmademan, einen umtriebigen Unternehmer.»

Otto Ineichen war an unzähligen öffentlichen Auftritten zu sehen. Ein Beispiel ist der «Samschtig-Jass» von 7. November 2008. Damals trumpfte der Unternehmer mit elf Punkten Differenz auf. «Manchmal habe ich das Gefühl, wir sollten während der Session jassen, das wäre vielleicht gescheiter», meinte er schelmisch. 


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