10.12.2019

Timothy Ross' Leben ist wie ein Film

von Thomas Stillhart

Der 21-jährige Timothy Ross begann vor fünf Jahren im E-Sport Fuss zu fassen. Später drehte er Kurzfilme. Über Cannes möchte er Hollywood erreichen. 

«Foreign» und «Miranda» heissen die beiden Kurzfilme von Timothy Ross. Eine südländisch aussende Person hockt auf einer Bank am Quai in Luzern. Sie besucht die nahe WC-Anlage und lässt ihre Tasche auf der Bank liegen. Inzwischen taucht eine Sondereinheit der Polizei auf, nähert sich vorsichtig der Bank und hält nachher die verdutzte Person fest. Sie zückt den Schweizer Pass. Fremd durch eine andere Hautfarbe. 

Der Gewissenskonflikt

In «Miranda – a matter of time» sitzt ein Mädchen im Gerichtssaal. Ein Typ hat Handschellen an und geht in Verwahrung. Jahre später ist das Mädchen zur Frau gereift und arbeitet in einem Spital. Ihr damaliger Peiniger wird eingeliefert. «Man sieht sich immer zweimal» lautet das Motto. Der Film behandelt das Thema Gewissenskonflikt. 

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Film für Jungbürger

Für die Gemeinde Knutwil drehte er überdies einen Film für Jungbürger. «Erwachsen – was nun» heisst der Titel. Themen wie Auto fahren, Verträge abschliessen oder Wehrpflicht werden darin behandelt. Timothy Ross rief dafür den Parlamentsdiensten in Bern an und konnte im Bundeshaus drehen. Gemeinden können den Film bei der Gemeindekanzlei Knutwil bestellen. 

Wenn Timothy Ross mit der Kamera kommt, gehen die Türen auf. Wie macht er das nur? «Viele Leute unterstützten mich bisher, wenn ich nett fragte. Die Leute sind hilfsbereit», antwortet er. Schon beim Dreh seiner Maturaarbeit, einem Zeitraffer-Film über Luzern, zeigte sich das . Er durfte auf den Pilatus, erhielt im Hotel Schweizerhof ein Zimmer zum Drehen, filmte im Verkehrshaus und auf der Kapellbrücke. «Luzern Tourismus unterstützte mich sehr, die Kontakte zu knüpfen.»

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Mit E-Sport fing alles an

Angefangen hat alles vor fünf Jahren. Damals entdeckte Timothy Ross den E-Sport – der sportliche Wettkampf mit Computerspielen. «Ich spielte 'Battlefield', ein Shooter-Game.» So lernte er die E-Sport-Szene weltweit kennen und fing an, mit Grafiken, mit Photoshop und mit Grafikdesign zu experimentieren. Während den Ferien in ferne Länder, nahm er die Kamera immer mit, lichtete wilde Tiere und Naturpärke ab. «Es war dann naheliegend, dass ich auch den Aufnahmeknopf drückte», erzählt der 21-Jährige. 

Kleine Aufträge aus der E-Sport-Szene wurden an ihn herangetragen; kurze Filmchen oder grafische Gestaltungen. Hier folgte ein Job, dort kam eine Anfrage. Mit einem Kollegen gründete Timothy Ross im Sommer 2019 die Agentur Orisono für Film und Musik. Mit einer weiteren Agentur, DLC Studios, arbeitet er projektbezogen zusammen. Er erzählt über ein berufliches Engagement: «Mitte November waren wir in London und drehten für ein Luxushotel eine Weihnachtskampagne.» Er nennt sich «Film Maker und UI Designer».

Studium oder Rom?

Da die beiden Bewerbungen für München und Zürich scheiterten, sei nun geplant, im Herbst 2020 ein Studium in Richtung Wirtschaft und Marketing zu beginnen. «Unter Umständen ziehe ich aber auch nach Rom. Investoren finden ein von mir und einem italienischen Kollegen initiiertes Projekt im E-Sport sehr interessant», sagt Timothy Ross. Detaillierte Angaben möchte er noch nicht verraten. 

Und die Filmerei? Vor Kurzem stand er für Orisona hinter der Kamera für eine noch unbenannten Kurzfilm, der in einem Altersheim in Muri und dem Jungfraujoch spielt. «Irgendwo habe ich schon den Traum, in Hollywood Regisseur zu sein.» Ein erster Schritt dazu wäre, bei einer grösseren Produktion Regie zu führen. «Die Kurzfilme öffneten Türen, aber ich muss noch viele wichtige Leute kennenlernen – zum Beispiel in Cannes.» Weiterkommen im Filmbusiness, das ist allgemein bekannt, hängt wie kaum ein anderes Gewerbe mit Beziehungen zusammen. Networking nennt sich das. 

«Für nächstes Jahr habe ich mir vorgenommen, einen längeren und aufwändigeren Kurzfilm bis ca. 30 Minuten zu realisieren», verrät Timothy Ross. Das ultimative Ziel sei, Cannes und andere Filmfestivals 2021 im Sturm zu erobern. Somit werde er in den kommenden Monaten intensiv an Kundenprojekten in der Schweiz und im Ausland arbeiten und parallel einen Kurzfilm umsetzen. «Zudem wächst DLC Studios stark und expandiert in den asiatischen Markt. Ich freue mich, da Teil der Entwicklungen zu sein.»

Science Fiction mag er

Beim Filmen interessiert ihn das Kreative und das Technische. «Manchmal denke ich noch zu technisch und vergesse, was es wirklich braucht, damit eine Story funktioniert», bleibt Timothy Ross selbstkritisch. Auch hier gilt wohl, in der Übung liegt der Meister. Apropos Meister. Sein Lieblingsfilm ist «Interstellar» von Regisseur Christopher Nolan. «Science Fiction-Filme faszinieren mich», gerät er ins Schwärmen. Und die Musik von Hans Zimmer sei legendär. 


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